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menschlug. Der gewünschte Erfolg
meiner kleinen Komödie trat prompt
ein. Die klatschsüchtige Frau erzählte
der Nachbarschaft von der unglaub-
lichen Eß-Orgie, und bald wies man
überall mit Fingern auf den Mann,
der die ganze Gans gegessen hatte.
Martha war außer sich über diese „Bar-
barei". Vor dem Mann, der seinen
Körper zum Gänsefriedhof machte,
grauste es ihr. Ich war sie los."

„Fein. Aber dann — die andere?"
sagte Erna gespannt.

„Lm," machte Gustav, „jetzt kommt
erst das dicke Ende von der Geschichte,
mit dem ich nicht gerechnet hatte. Auch
Maria geriet über das Stadtgespräch
in große Aufregung und stellte mich
heftig zur Rede. Sie müsse Rücksicht
auf ihre Familie nehmen. Die aber
wolle von einem Mann, der sich zum
Gespött der Leute gemacht habe, nichts
wissen. Die Geschichte und die Kari-
katur des Mannes, der die ganze Gans
aß, stände ja sogar in der Faschings-
zeitung. Es sei ein Skandal. — And
hast du nicht gesehen, ging auch die
vermeintlich wirkliche Liebe in die
Brüche I"

„Warum sagtest du ihr denn nicht,
wie sich die Sache verhielt?"

„Das tat ich mit Absicht nicht, als
ich merkte, daß auch Marias Liebe der
kleinen Prüfung nicht standhielt. Laß
sie bei ihrem Glauben, dachte ich wütend,
diese Gänse! Wenn ich nicht die Gans
gegessen hätte, hätte eine Gans mich
gefressen. Denn die Liebe einer Frau,

die allein darum erkaltet, weil der Mann
einmal beim Gansessen zuviel des Guten
tut, ist wenig wert. Nicht wahr?"

„Sicherlich," stimmte Erna aus voller
Aeberzeugung zu. „Ich bin nur froh,
daß ich die Prüfung bestanden habe."

„And wenn wir erst verheiratet sind,"
schloß Gustav, sich zu ihr neigend und
zärtlich den Arm um sie legend, „können
wir ja der leidigen Gäusegeschichte end-
lich aus dem Weg gehen, denn sie hat
ihren Zweck erfüllt. Ich werde gleich
morgen den Antrag aus Versetzung
nach auswärts stellen.

Schlechte Meinung

„Meier will dich um hundert Mark
anpumpen! Wie denkst du über den?"

„Das behalte ich lieber für mich ...
und die hundert Mark auch!"

Kleines Mißverständnis

„Ich suche ein Mädchen, das mein
Baby jeden Nachmittag einige Stunden
spazieren fährt! Wollen Sie das über-
nehmen?"

„Mit Vergnügen, gnädige Frau!
Führerschein habe ich!"

Rat

„Geben Sie mir einen Rat, was
ich essen soll, um mein Gewicht herab-
zumindern !"

„Die Lälste!"

„Ich glaube, hier lebt alles von den Fremden."
»3a, sogar die Mücken."

Der Mann, der die ganze Gans aß

„Sehr viel. Nur Geduld! Ich merkte bald, daß Martha sehr un-
duldsam war, was ihre Ideale anbetraf. Sie war bestrebt, alle
Menschen in ihrer Amgebung dazu zu bekehren. Anter anderem hul-
digte sie der vegetarischen Lebensweise. „Wie könnte ich einen
Menschen lieben, der das Tierische liebt," erklärte sie kurz und
bündig. „Das eine weiß ich bestimmt: in meinem Laushalt wird
niemals Fleisch auf den Tisch kommen!"

„Wie werde ich diese Anholdin los, ohne es mit der Tante zu
verderben?" grübelte ich unablässig. Da kam mir der Zufall zu
Lilfe. Meine Großmutter in Pasewalk schickt mir jedes Jahr eine
fette Gans zum Geburtstag. Prompt langte sie auch diesmal an.
Meine Lauswirtin warf bewundernde und begehrliche Blicke auf
den herrlichen Martinevogel. Sie erhoffte sich einen Anteil an der
Liebesgabe. Anter gewöhnlichen Amständen hätte ich ihr auch ein
ordentliches Viertel zugebilligt; in diesem Fall ging das aber nicht
an. Kurzum, ich ließ mir also den Braten von Frau Funke knusprig
zubereiten. Dann kam es mir sehr gelegen, daß sie eine Besorgung
machen mußte und anderthalb Stunden ausblieb. Inzwischen zer-
legte ich die Gans, aß ein weniges davon und verpackte das andere
Fleisch, das ich einer armen Familie zu schenken beabsichtigte. Die
Knochenreste des Federviehs ordnete ich so an, daß jeder annehmen
mußte hier habe ein schlemmerisches Gansessen stattgefunden. Ich
selbst drückte mich ächzend auf dem Sofa herum. So fand mich die
zurückkehrende Frau Funke, die die Lände über dem Kopf zusam-

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ich glaube, hier lebt alles von den Fremden" "Jaja -- die Mutter!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Kommentar
Herbert Lehmann

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Max
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1938
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 191.1939, Nr. 4903, S. 36

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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