„Aber wer wird denn weinen. Junge! Baden ist gesund."
„Das hast du vom Lebertran auch gesagt, Vati."
And damit ist die kleine Geschichte natürlich aus. Löchstens
könnte man noch sagen, daß es sich bei den Damen, wie sich
ganz zuletzt herausstellte, auch nicht um die Finkenstraße,
sondern um die Fuukenstraße handelte.
Es war also doch ein Lörfehler im Spiel, und eine Straße
mit Vogelnamen war es auch nicht.
Problematisches Arteil
Laabs hat kein Geld in der Tasche, was aber nicht schlimm
ist, denn es liegt nur daran, daß es am Vorletzten des Monats
ist. Er trifft Bause, dem es gerade so geht. Bause bedauert
das. „Schade, daß ich gerade so klamm bin. Wenn ich näm-
lich Geld hätte, würde ich dich jetzt zu einem Glas Bier
einlade»."
Laabs dankt herzlich für die freundliche Absicht und geht
weiter. Nun kommt wieder einmal die Duplizität der Fälle.
Triangel taucht auf, der ebenfalls nichts in der Tasche hat.
Auch ihm tut das leid. „Eine Gemeinheit, daß ich ganz ab-
gebrannt bin! Wenn ich noch Moneten hätte, mein Lieber,
würde ich mir jetzt erlauben, dich zu einer Flasche Wein
einzuladen."
Laabs bedankt sich für den guten Willen und geht nach
Lause. And dabei überlegt er: „Sind doch zwei nette Kerle,
der Bause und der Triangel. Allerdings — der Bause ist
etwas knickrig. Triangel aber — alle Achtung der ist nobel
und großzügig." —<m.
Mnkenstrahe oder — — ?
„Anselmstraße?" — Die beiden Damen blicken zum Limmel und
erforschen ihr Gedächtnis.
„Sie liegt allerdings am anderen Ende der Stadt," sagt der Lerr.
„Anselmstraße könnte es gewesen sein," sagt die Jüngere der
Dame».
„Meinst du?" fragt die Aeltere.
„Ich glaube bestimmt, daß es Anselmstraße hieß," entschließt sich
die Jüngere.
„Na, sehen Sie," sagt der Lerr erfreut, „nun haben wir es ja.
Ich dachte mir's gleich. Wenn Sie also in die Anselmstraße wollen,
dann müssen Sie so gehen . . ." And er beschreibt mit vielen Land-
und Armbewegungen einen höchst verschlungenen Zickzackweg, wobei
„linkerhand" und „rechtsliegenlaffen" und „immerstetignördlich" oft-
mals wiederkehren.
Die beiden Damen sind überglücklich. Sie strahlen mit ihren
blauen Augen, bedanke» sich, nehme» ihr Gepäck auf und entschwin-
den beschwingt um die nächste Ecke.
Wie hübsch ist Löslichkeit und Lilfsbereitschaft . . . meditiert der
Lerr hinter ihnen her und hat ein ausgesprochen gutes Gefühl von
sich »nd der Welt. — Aeberhaupt, denkt er, wenn alle einander in
jeder Lage nach Kräften--
Da ist es, als träfe ihn der Blitz, denn gänzlich unerwartet
durchschießt die Erkenntnis sein Inneres: Aber Finkenstraße, die
gibt es doch, du Idiot! — Finkenstraßei tobt es los in ihm voll
Scham, Verzweiflung und ohnmächtigem Grimm, aber du läufst ja
jeden zweiten Tag dran vorbei!!!
In einer schwarzen Minute kläglichen Zauderns und lauernder
Verantwortungslosigkeit, Welt und Menschenliebe verabscheuend,
kämpft unser befferer Lerr den stillen Kampf der Selbstverleugnung,
von dem kein Lied singt. Soll er sich drücken, soll er seiner Wege
gehen und sich einfach nichts davon wissen machen, daß er die Da-
men in den April geschickt hat? Die Wahrscheinlichkeit, ihnen je
wieder zu begegnen, ist schließlich nicht groß.
Aber dem Lerrn, der eben in Wahrheit ein besserer Lerr ist,
haben es unter anderm die gläubig blauen Augen seiner beiden
Schützlinge angetan. Er bringt es nicht übers Lerz, sie zu ent-
täuschen, und so sehen wir ihn alsbald durch die Straßen und um
die Ecken hasten, bis er die beiden feldmarschmäßigen Damen glück-
lich erreicht hat.
68
Äer muntere Knabe, der mit seiner Frau Mutter reist, fällt
dem zu seinem Bedauern im gleichen Abteil eingesperrten alten
Lerrn allmählich auf die Nerven. „Sei doch nicht so kindisch!" brüllt
er ihn schließlich an.
„Muß ich!" sagt der Junge. „Sonst soll ich am Ende den vollen
Fahrpreis zahlen "
„Korl, wat fallt di in. Io angeln?"
„Ick heww App'tit up Fisch."
„Na, ut den App'tit ward woll 'n bannigen Lunger werden."
„Das hast du vom Lebertran auch gesagt, Vati."
And damit ist die kleine Geschichte natürlich aus. Löchstens
könnte man noch sagen, daß es sich bei den Damen, wie sich
ganz zuletzt herausstellte, auch nicht um die Finkenstraße,
sondern um die Fuukenstraße handelte.
Es war also doch ein Lörfehler im Spiel, und eine Straße
mit Vogelnamen war es auch nicht.
Problematisches Arteil
Laabs hat kein Geld in der Tasche, was aber nicht schlimm
ist, denn es liegt nur daran, daß es am Vorletzten des Monats
ist. Er trifft Bause, dem es gerade so geht. Bause bedauert
das. „Schade, daß ich gerade so klamm bin. Wenn ich näm-
lich Geld hätte, würde ich dich jetzt zu einem Glas Bier
einlade»."
Laabs dankt herzlich für die freundliche Absicht und geht
weiter. Nun kommt wieder einmal die Duplizität der Fälle.
Triangel taucht auf, der ebenfalls nichts in der Tasche hat.
Auch ihm tut das leid. „Eine Gemeinheit, daß ich ganz ab-
gebrannt bin! Wenn ich noch Moneten hätte, mein Lieber,
würde ich mir jetzt erlauben, dich zu einer Flasche Wein
einzuladen."
Laabs bedankt sich für den guten Willen und geht nach
Lause. And dabei überlegt er: „Sind doch zwei nette Kerle,
der Bause und der Triangel. Allerdings — der Bause ist
etwas knickrig. Triangel aber — alle Achtung der ist nobel
und großzügig." —<m.
Mnkenstrahe oder — — ?
„Anselmstraße?" — Die beiden Damen blicken zum Limmel und
erforschen ihr Gedächtnis.
„Sie liegt allerdings am anderen Ende der Stadt," sagt der Lerr.
„Anselmstraße könnte es gewesen sein," sagt die Jüngere der
Dame».
„Meinst du?" fragt die Aeltere.
„Ich glaube bestimmt, daß es Anselmstraße hieß," entschließt sich
die Jüngere.
„Na, sehen Sie," sagt der Lerr erfreut, „nun haben wir es ja.
Ich dachte mir's gleich. Wenn Sie also in die Anselmstraße wollen,
dann müssen Sie so gehen . . ." And er beschreibt mit vielen Land-
und Armbewegungen einen höchst verschlungenen Zickzackweg, wobei
„linkerhand" und „rechtsliegenlaffen" und „immerstetignördlich" oft-
mals wiederkehren.
Die beiden Damen sind überglücklich. Sie strahlen mit ihren
blauen Augen, bedanke» sich, nehme» ihr Gepäck auf und entschwin-
den beschwingt um die nächste Ecke.
Wie hübsch ist Löslichkeit und Lilfsbereitschaft . . . meditiert der
Lerr hinter ihnen her und hat ein ausgesprochen gutes Gefühl von
sich »nd der Welt. — Aeberhaupt, denkt er, wenn alle einander in
jeder Lage nach Kräften--
Da ist es, als träfe ihn der Blitz, denn gänzlich unerwartet
durchschießt die Erkenntnis sein Inneres: Aber Finkenstraße, die
gibt es doch, du Idiot! — Finkenstraßei tobt es los in ihm voll
Scham, Verzweiflung und ohnmächtigem Grimm, aber du läufst ja
jeden zweiten Tag dran vorbei!!!
In einer schwarzen Minute kläglichen Zauderns und lauernder
Verantwortungslosigkeit, Welt und Menschenliebe verabscheuend,
kämpft unser befferer Lerr den stillen Kampf der Selbstverleugnung,
von dem kein Lied singt. Soll er sich drücken, soll er seiner Wege
gehen und sich einfach nichts davon wissen machen, daß er die Da-
men in den April geschickt hat? Die Wahrscheinlichkeit, ihnen je
wieder zu begegnen, ist schließlich nicht groß.
Aber dem Lerrn, der eben in Wahrheit ein besserer Lerr ist,
haben es unter anderm die gläubig blauen Augen seiner beiden
Schützlinge angetan. Er bringt es nicht übers Lerz, sie zu ent-
täuschen, und so sehen wir ihn alsbald durch die Straßen und um
die Ecken hasten, bis er die beiden feldmarschmäßigen Damen glück-
lich erreicht hat.
68
Äer muntere Knabe, der mit seiner Frau Mutter reist, fällt
dem zu seinem Bedauern im gleichen Abteil eingesperrten alten
Lerrn allmählich auf die Nerven. „Sei doch nicht so kindisch!" brüllt
er ihn schließlich an.
„Muß ich!" sagt der Junge. „Sonst soll ich am Ende den vollen
Fahrpreis zahlen "
„Korl, wat fallt di in. Io angeln?"
„Ick heww App'tit up Fisch."
„Na, ut den App'tit ward woll 'n bannigen Lunger werden."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Aber wer wird denn weinen, Junge!" "Korl, wat fallt di in, to angeln?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1939
Entstehungsdatum (normiert)
1934 - 1944
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 191.1939, Nr. 4905, S. 68
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg