Zeichnung von I. Mauder
See-Elefanten „Auf diesen Kreuzungsersolg sind wir besonders stolz I*
Knuspriger Salat
Auch der Mutter lief das Wasser im Mund zusammen. „Lerr
Ober/ rief sie, „ich möchte ebenfalls so einen Salat!"
„Leider war dies die letzte Portion," bedauerte der Kellner,
„vielleicht Kartoffelsalat gefällig?"
„Ach, nein" meinte die Dame, und ihre Stimme klang, als würde
ein Trauerflor darum gewickelt.
„Wirklich lecker," sprach Otto und blickte mit aufrichtiger Be-
wunderung auf den Salat.
„Es tut mir sehr leid, Mama,"
sagte Lotte und zwinkerte Otto heftig
zu, „daß du keinen Salat mehr be-
kommen hast."
Der junge Mann sah aber gar
nicht hin. Er dachte an nichts anderes
als an die bevorstehenden Genüsse.
Lotte räuspette sich und versuchte
auch sonst vergeblich, ihren Kavalier
aufmerksam zu machen. Der junge
Mann schnitt eben in das saftige
Schnitzel, daß das Messer jubelte.
And schon wandte er sich dem Salat
zu, bereit, ihn mit roher Gabel auf-
zuspießen. Plötzlich aber hielt er
inne, und seine Gesichtszüge wurden
ernst und reif.
„Ja so, hm," meinte er und hob
den Kopf, „wenn Sie sich mit meinem
Salat begnügen würden, gnädige
Frau?"
„Rein, nein, nicht doch," wehrte
die Mutter ab, aber der bereits hart
gewordene Zug um ihren Mund glät-
tete sich. Lotte atmete tief. Rasch wech-
selte die Schüssel mit dem Salat den
Platz, und Otto bestellte eine Gurke.
Die Mahlzeit verlief sebr an-
geregt. Der junge Mann beobachtete
die Frau aufmerksam beim Essen. Eine Zeitlang schien es, als
bedrücke ihn etwas, aber bald wurde er wieder fröhlich. Es hatte
allen wunderbar geschmeckt.
„Ein reizender Mensch!" sagte später die Mutter zu der Tochter.
Otto hatte gewonnen. Ein halbes Jahr später führte er seine Lotte heim.
Den nächsten Ausflug nach dem Lochkogel machten sie bereits
als glückliches Paar, und zwar diesmal allein.
Als sie schon das Ziel vor Augen hatten, blieb Lotte plötzlich
stehen und rief: „Weißt du auch, Otto, womit du damals gleich
meine Mutier erobert hast?"
„Run, Liebling?"
„Damit, daß du zu ihren Gunsten
auf deinen Salat verzichtetest."
„Dann war es gut," meinte Otto
fröhlich, „daß sie es nicht bemerkt
und die Schnecke mitgegessen hat!"
„Wir müssen uns trennen,
sagt, Steinbock und Krebs
mir hat der Astrologe ge-
passen nicht zusammen."
„Ihre Frau soll ja sehr musi-
kalisch sein."
„O ja. Wenn ich vom Laus-
schlüssel rede, lenkt sie immer auf
Violin- und Baßschlüssel ab."
Eingehakt
Die Lerren standen vom Stamm-
tisch auf, zogen ihre Mäntel an und
wollten gehen. An der Tür wieder-
holte der Baurat Sträuber noch ein-
mal, was er heute schon mehrmals
donnernd ausgesprochen hatte: „Rein,
meine Lerren, wir dürfen unserer
Zeit nichts schuldig bleiben!"
Da kam der Kellner an: „Ver-
zeihung, Lerr Baurat! Darf ich
darauf aufmerksam machen, daß Sie
heute vergessen haben, zu zahlen?"
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See-Elefanten „Auf diesen Kreuzungsersolg sind wir besonders stolz I*
Knuspriger Salat
Auch der Mutter lief das Wasser im Mund zusammen. „Lerr
Ober/ rief sie, „ich möchte ebenfalls so einen Salat!"
„Leider war dies die letzte Portion," bedauerte der Kellner,
„vielleicht Kartoffelsalat gefällig?"
„Ach, nein" meinte die Dame, und ihre Stimme klang, als würde
ein Trauerflor darum gewickelt.
„Wirklich lecker," sprach Otto und blickte mit aufrichtiger Be-
wunderung auf den Salat.
„Es tut mir sehr leid, Mama,"
sagte Lotte und zwinkerte Otto heftig
zu, „daß du keinen Salat mehr be-
kommen hast."
Der junge Mann sah aber gar
nicht hin. Er dachte an nichts anderes
als an die bevorstehenden Genüsse.
Lotte räuspette sich und versuchte
auch sonst vergeblich, ihren Kavalier
aufmerksam zu machen. Der junge
Mann schnitt eben in das saftige
Schnitzel, daß das Messer jubelte.
And schon wandte er sich dem Salat
zu, bereit, ihn mit roher Gabel auf-
zuspießen. Plötzlich aber hielt er
inne, und seine Gesichtszüge wurden
ernst und reif.
„Ja so, hm," meinte er und hob
den Kopf, „wenn Sie sich mit meinem
Salat begnügen würden, gnädige
Frau?"
„Rein, nein, nicht doch," wehrte
die Mutter ab, aber der bereits hart
gewordene Zug um ihren Mund glät-
tete sich. Lotte atmete tief. Rasch wech-
selte die Schüssel mit dem Salat den
Platz, und Otto bestellte eine Gurke.
Die Mahlzeit verlief sebr an-
geregt. Der junge Mann beobachtete
die Frau aufmerksam beim Essen. Eine Zeitlang schien es, als
bedrücke ihn etwas, aber bald wurde er wieder fröhlich. Es hatte
allen wunderbar geschmeckt.
„Ein reizender Mensch!" sagte später die Mutter zu der Tochter.
Otto hatte gewonnen. Ein halbes Jahr später führte er seine Lotte heim.
Den nächsten Ausflug nach dem Lochkogel machten sie bereits
als glückliches Paar, und zwar diesmal allein.
Als sie schon das Ziel vor Augen hatten, blieb Lotte plötzlich
stehen und rief: „Weißt du auch, Otto, womit du damals gleich
meine Mutier erobert hast?"
„Run, Liebling?"
„Damit, daß du zu ihren Gunsten
auf deinen Salat verzichtetest."
„Dann war es gut," meinte Otto
fröhlich, „daß sie es nicht bemerkt
und die Schnecke mitgegessen hat!"
„Wir müssen uns trennen,
sagt, Steinbock und Krebs
mir hat der Astrologe ge-
passen nicht zusammen."
„Ihre Frau soll ja sehr musi-
kalisch sein."
„O ja. Wenn ich vom Laus-
schlüssel rede, lenkt sie immer auf
Violin- und Baßschlüssel ab."
Eingehakt
Die Lerren standen vom Stamm-
tisch auf, zogen ihre Mäntel an und
wollten gehen. An der Tür wieder-
holte der Baurat Sträuber noch ein-
mal, was er heute schon mehrmals
donnernd ausgesprochen hatte: „Rein,
meine Lerren, wir dürfen unserer
Zeit nichts schuldig bleiben!"
Da kam der Kellner an: „Ver-
zeihung, Lerr Baurat! Darf ich
darauf aufmerksam machen, daß Sie
heute vergessen haben, zu zahlen?"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"See-Elefanten" "Wir müssen uns trennen..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1939
Entstehungsdatum (normiert)
1934 - 1944
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 191.1939, Nr. 4907, S. 103
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg