„Mein neues Kleid muß ich mir vom Mund absparen."
„Nun, dann fang zunächst mit dem Lippenstift an."
Gegenseitig
In einer Gesellschaft treffen sich der bewährte Chirurg und der
Direktor des Schauspielhauses.
„Ich höre Ihre Inszenierungen so sehr rühmen, Lerr Direktor,"
sagt der Chirurg, „aber ich habe leider keine Zeit übrig; ich komme
nie in Ihr Theater."
Der Direktor lächelt. „And ich habe so viel von Ihren groß-
artigen Operationen gehört, Lerr Professor. Aber ich komme nicht
in Ihre Klinik."
Erkannt
Irmscher hatte geschäftlich in Budapest zu tun. Nach des Tages
Mühen begab sich Irmscher in ein Lokal und tat des guten Weines
zuviel. And wie man dann schon so in Stimmung ist . . also,
Irmscher bat den Primas der Zigeunerkapelle: „Spiel mir das
Lied meiner Leimat I"
And prompt ertönte es: „Im Grunewald, im Grunewald ist
Lolzauktion . . . ."
Langwierige Sache
Der Buchhalter Binnebesel frühstückt. Er hat ein belegtes Bröt-
chen in der linken Land, während er mit der rechten bei seiner
Arbeit ist.
Knobbe, der nicht unfreundliche Prinzipal, bemerkt das. „Aber
lieber Lerr Binnebesel: während Sie frühstücken, brauchen Sie
doch nicht zu arbeiten. Darauf kommt es schließlich bei mir nicht
an, von möglichen Fettflecken ganz abgesehen. Also pausieren Sie
ruhig so lange!"
„Nein, das könnte ich nicht verantworten, Lerr Knobbe. Mein
Magen ist etwas schwach, und der Arzt hat mir vorgeschrieben,
jeden Biffen hundertmal zu kauen."
148
Der ledige Quartaner
Von Rudolph Braune-Rotzla
Noch niemand hatte Dr. Becker, den Klassenlehrer der Quarta,
lachen hören, und nur selten lächelte er. Er war streng, sehr
streng und energisch, sehr energisch. Schlafmützigkeit duldete er
nicht, auch kein langes Nachdenken, hinter dem sich meist Faul-
heit oder schwache Begabung verbargen. Bei ihm mußte alles
ruckzuck gehen: Frage, Antwort, Frage, Antwort --sonst
Arrest oder Strafarbeit. Die guten Schüler schätzten ihn, weil
man bei ihm viel lernte, von den schwachen und mittelmäßigen
wurde er gefürchtet. Aber einmal lachte Dr. Becker doch, und
das kam so:
Er behandelte in der Deutsch-Stunde die Eigenschaftswörter
(damals sagte man noch „Adjectiva"), die den zweiten Fall
(Genitiv) regieren. Als Musterbeispiel nannte er die Stelle
aus Schillers Glocke: „Ledig aller Pflicht hört der Bursch die
Vesper schlagen, Meister muß sich immer plagen," und nun
sollten die guten Quartaner Sätze bilden. Der Primus-
dafür war er Primus-trompetete: „Ich bin des Ge-
winnes teilhaftig." Fritz Bauchspieß rief: „Ich bin der Mühe
überdrüssig." Franz Liebau war am Abend vorher im Theater
gewesen, hatte von Wallenstein profitiert und deklamierte:
„Wir waren keines Aeberfalls gewärtig."
Dr. Becker nickte und forderte Oswald Linke auf, einen
Satz mit „ledig" zu bilden. Oswald Linke, dessen Bruder
Schneidermeister war, galt für den besten Rechner der Klasse,
in allen übrigen Fächern war er schwach und schwächer. Er
war verwirrt. Zögern gab es nicht, wie war das aber mit
dem Meister gewesen? Wenn der Meister aller Pflicht ledig
war, dann konnte man doch sicher von der Meisterin dasselbe
behaupten. So schrie er denn mit Löwenstimme: „Meines
Bruders Frau ist ledig."
Ein Löllengelächter durchbrauste die Klasse, und auch Dr.
Becker stimmte in das Lachen ein. Er lachte so laut und so
anhaltend, daß die Quarta vor Vergnügen quiekte.
Seit diesem Tage hatte Oswald Linke den Spitznamen „der ledige
Quartaner" — — auch über seine Schulzeit hinaus. Jetzt ist er ein
Vierziger, ist glücklich verheiratet und hat vier Kinder, denen er
eine Respektsperson ist. Trotzdem nennen ihn seine Freunde noch
den ledigen Quartaner. Sie dürfen dies aber nur hinter seinem Rücken
tun, denn wenn er es hört, wird er fuchsteufelswild. Er ist nämlich
ein großer Mathematiker geworden und läßt sich nicht gern an
Quarta erinnern.
„Annier hast du bloß Zigarren im Kopf, Oskar!"
„Du übertreibst wie gewöhnlich, Emilie — — ich habe bloß manchmal
eine im Munde."
Jahr muß ich mich mit meinen 2 Zentnern Herumschleppen,
aber hier im Wasser tragen sie mich."
„Nun, dann fang zunächst mit dem Lippenstift an."
Gegenseitig
In einer Gesellschaft treffen sich der bewährte Chirurg und der
Direktor des Schauspielhauses.
„Ich höre Ihre Inszenierungen so sehr rühmen, Lerr Direktor,"
sagt der Chirurg, „aber ich habe leider keine Zeit übrig; ich komme
nie in Ihr Theater."
Der Direktor lächelt. „And ich habe so viel von Ihren groß-
artigen Operationen gehört, Lerr Professor. Aber ich komme nicht
in Ihre Klinik."
Erkannt
Irmscher hatte geschäftlich in Budapest zu tun. Nach des Tages
Mühen begab sich Irmscher in ein Lokal und tat des guten Weines
zuviel. And wie man dann schon so in Stimmung ist . . also,
Irmscher bat den Primas der Zigeunerkapelle: „Spiel mir das
Lied meiner Leimat I"
And prompt ertönte es: „Im Grunewald, im Grunewald ist
Lolzauktion . . . ."
Langwierige Sache
Der Buchhalter Binnebesel frühstückt. Er hat ein belegtes Bröt-
chen in der linken Land, während er mit der rechten bei seiner
Arbeit ist.
Knobbe, der nicht unfreundliche Prinzipal, bemerkt das. „Aber
lieber Lerr Binnebesel: während Sie frühstücken, brauchen Sie
doch nicht zu arbeiten. Darauf kommt es schließlich bei mir nicht
an, von möglichen Fettflecken ganz abgesehen. Also pausieren Sie
ruhig so lange!"
„Nein, das könnte ich nicht verantworten, Lerr Knobbe. Mein
Magen ist etwas schwach, und der Arzt hat mir vorgeschrieben,
jeden Biffen hundertmal zu kauen."
148
Der ledige Quartaner
Von Rudolph Braune-Rotzla
Noch niemand hatte Dr. Becker, den Klassenlehrer der Quarta,
lachen hören, und nur selten lächelte er. Er war streng, sehr
streng und energisch, sehr energisch. Schlafmützigkeit duldete er
nicht, auch kein langes Nachdenken, hinter dem sich meist Faul-
heit oder schwache Begabung verbargen. Bei ihm mußte alles
ruckzuck gehen: Frage, Antwort, Frage, Antwort --sonst
Arrest oder Strafarbeit. Die guten Schüler schätzten ihn, weil
man bei ihm viel lernte, von den schwachen und mittelmäßigen
wurde er gefürchtet. Aber einmal lachte Dr. Becker doch, und
das kam so:
Er behandelte in der Deutsch-Stunde die Eigenschaftswörter
(damals sagte man noch „Adjectiva"), die den zweiten Fall
(Genitiv) regieren. Als Musterbeispiel nannte er die Stelle
aus Schillers Glocke: „Ledig aller Pflicht hört der Bursch die
Vesper schlagen, Meister muß sich immer plagen," und nun
sollten die guten Quartaner Sätze bilden. Der Primus-
dafür war er Primus-trompetete: „Ich bin des Ge-
winnes teilhaftig." Fritz Bauchspieß rief: „Ich bin der Mühe
überdrüssig." Franz Liebau war am Abend vorher im Theater
gewesen, hatte von Wallenstein profitiert und deklamierte:
„Wir waren keines Aeberfalls gewärtig."
Dr. Becker nickte und forderte Oswald Linke auf, einen
Satz mit „ledig" zu bilden. Oswald Linke, dessen Bruder
Schneidermeister war, galt für den besten Rechner der Klasse,
in allen übrigen Fächern war er schwach und schwächer. Er
war verwirrt. Zögern gab es nicht, wie war das aber mit
dem Meister gewesen? Wenn der Meister aller Pflicht ledig
war, dann konnte man doch sicher von der Meisterin dasselbe
behaupten. So schrie er denn mit Löwenstimme: „Meines
Bruders Frau ist ledig."
Ein Löllengelächter durchbrauste die Klasse, und auch Dr.
Becker stimmte in das Lachen ein. Er lachte so laut und so
anhaltend, daß die Quarta vor Vergnügen quiekte.
Seit diesem Tage hatte Oswald Linke den Spitznamen „der ledige
Quartaner" — — auch über seine Schulzeit hinaus. Jetzt ist er ein
Vierziger, ist glücklich verheiratet und hat vier Kinder, denen er
eine Respektsperson ist. Trotzdem nennen ihn seine Freunde noch
den ledigen Quartaner. Sie dürfen dies aber nur hinter seinem Rücken
tun, denn wenn er es hört, wird er fuchsteufelswild. Er ist nämlich
ein großer Mathematiker geworden und läßt sich nicht gern an
Quarta erinnern.
„Annier hast du bloß Zigarren im Kopf, Oskar!"
„Du übertreibst wie gewöhnlich, Emilie — — ich habe bloß manchmal
eine im Munde."
Jahr muß ich mich mit meinen 2 Zentnern Herumschleppen,
aber hier im Wasser tragen sie mich."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Mein neues Kleid muß ich mir vom Mund absparen" "Lob des Fettes"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1939
Entstehungsdatum (normiert)
1934 - 1944
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 191.1939, Nr. 4910, S. 148
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg