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Eine fabelhafte Idee

Er fragt sie nach ihren Wünschen und bietet der Frau
einen Stuhl an.

„Ein Jackett wünschen Sie — — dieses hier? — Ia
Qualität, stammt aus dem Besitz des Oelkönigs Williams,
der es nur ein einzigesmal getragen hat," beteuert er,
während er dem Kunden das Jackett überzieht.

Der mustert sich im Spiegel. „Lm, nicht schlecht." Er
wendet sich an seine Begleiterin. „Was meinst du?"

„Kleidet dich gut," antwortet sie.

„Es kostet nur zehn Dollars, ist sozusagen geschenkt," sagt
Mister Frank lächelnd und legt die Rechte beteuernd auf
die Brust. „Daran verdienen wir auch nicht einen Cent."

„Zehn Dollars?" Der Mann schüttelt den Kopf, „das ist
zu teuer." — Seine Begleiterin nickt.

„Billiger geht's wirklich nicht," jammert Mister Frank.

„Eine solche Qualität-" Jetzt muß es sich Herausstellen,

ob Smiths Idee gut ist.

Der Kunde betastet das Jackett, und er kommt mit der
Land auch in die Gegend der Brusttasche. Er fühlt die
Brieftasche und stutzt.

Das ist Mister Frank nicht entgangen. Der Vogel geht
auf den Leim, Smiths Idee ist wirklich gut.

„Zehn Dollars," sagt er und tut gleichgültig, „aber wenn
Sie nicht wollen-"

„Doch, doch, hier ist das Geld," ruft der Kunde und
drückt ihm auch schon einen Zehndollarschein in die Land,
obwohl seine Begleiterin ihm vom Kauf abrät.

Wenige Minuten später sind die beiden draußen.

Mister Frank reibt sich vergnügt die Lände. Als Smith
zurückkommt, erzählt er ihm, was geschehen war.

„Zehn Dollars-für welches Jackett?"

„Für das alte graue, das hier hing."

Da brüllt Smith laut auf. „Mein Jackett!"

„Dein Jackett," tut Frank erstaunt. „Aber ich Hab doch
die Brieftasche gefühlt."

„Was heißt hier Brieftasche?" brüllt Smith. „Es war
meine Brieftasche, und weißt du auch, was drin war?
Anser letztes Geld, fast fünfhundert Dollars."

„Lerr, ist das Ihr Lund?" — „Ia." — „So rufen Sie doch das Biest zurück!"
„Tut mir leid, ich habe ihn eben erst gekauft und seinen Namen vergessen."

De Waterfru

Von M. Müller-Grähler«

Drei Friegers här Schön Ilsebill, de Schultendochter in dat lütte
Ostseedörp: De irste wir de Lerr Schmächtig, bei girn eine junge
Fru in dat lerrige, verwahrloste Lus hemm wullt; de tweite wir
de Snieder Soebenbrot, de wollhabendste Mann in'n Art, de Lus
un Löss här, un den »ix drückte, un de drüdd wir de Fischer Leinrich,
bei trotz sine Armaut un Einfachheit twei Deile vör de annern beiden
vörut här, nämlich sine jungen Iohre un starken, kirlschen Glieder. Da
här manke Kläukere as Ilsebill nich wüßt, wekken sei wählen füllt.

Sei lachte sei alle drei an, dal ehre Witten Tähn blänkern deden,
malte sich an ein'n von ehre dicken, flaßhoorigen Zöpp tau schaffen,
bei ehr oewer de Schullern hüngen, un säd: „Och, ick würd gewiß
nich nee seggn: oewer ick hev mi nu einmal eine Bedingung in'n
Kopp seit. Ick kann blots den nehmen, bei oewer Nacht Klock twölf
an'n Strand längs geiht un mi von de Waterfru ehren Sleier einen
lütten Zippel bringt!"

„In Gottes Namen!" meinte Schmächtig un smet sich in de Bost,
„ist ja bißchen närrisch, die Bedingung; aber na, sie soll ihren Willen
haben!" „Kleinigkeit!" säd Soebenbrot un spelle an sine dicke, zollen
Ahrkett, bei em oewer den langen, dünnen Liew bammelte. „Wennt
fünft nix is! Denn ward sei also bestimmt Fru Soebenbrot!" Blots
de Fischer Leinrich säd nix tau desen Bescheid. Lei kek ehr blots
an, un dat wir snurrig, dat Schön Ilsebill den Blick nich utbollen
kunnt un ehr dat Lachen langsam vergüng. — —

As de Klocken in dat lütte Küstendörp de twölfte Nachtstund
slahn deden, wir an'n Strand alls düster un lerrig, dat sich einer
grugen kunnt. De Wellen ruschten verslapen, un de Kilometerpaals

fegen swart un unheimlich ut. Ap den Dünenoewergang roegte sich
nu wat: ein Mannsminsch kem langsam runner. Sine Lippen bib-
berten ümmertau vör sich hen. Sine Ogen keken, as wenn sei up
Knöpnadeln steken, den griesen Strandweg up un dal, wieldeß em
sine Beine langsam dörch den Sand drogen. Mit einmal stund hei
bomenstill, un de Angstsweit brök em ut: Ap em tau wannelto ein
grotes, Wittes Wesen, mit starre, irnste Mienen, von Sleierwolken
ümflagen, bei in'n Wind weigten. De Waterfru!

De Mann würd an Arm un Bein steigen. Dat Witte Wesen
kihrte sich oewer nich voran un kem ümmer näger. Dat füllt de Dei-
bel uthollen! Mit'n gräßlichen Angstton retirierte de Mann oewer
de Dün, wur mitmal noch wat anners lebennig würd: ein tweit
Mannsminsch könnte achter em her un fwors mit so lange, dünne
Beinen, as einzig un allein in'n ganzen Art blots einer här —
Soebenbrot.-

Doch kiek mal, nu kem ein drüdd Mannsminsch von de Dün run-
ner un fwors mit fasten, forschen Schritt. Lei kek nich rechtsch, un
hei kek nich linksch; em bibberte uck nich de Mund, wenn hei uck
tauirst bi den Anblick von dat Witte Wesen beten stüttig würd. Oewer
denn ging hei ruhig un vurwatsch darup los, un blots noch por
Schritte fehlten, denn kunnt sine fixe Land den Sleier Haschen un
ein Stück avrieten.

In desen Ogenblick fel eine Witte, starre Larv in'n Sand; flaß-
hoorige Zöpp flögen unner den Sleier hervör, un twei Mätensarm
leggten sich weit um den Fischer sinen Lals: „Gott sei Dank, Leinrich,
dat du kümmst! Ick wüßt dat jo, oewer grugt het mi doch!" . . .

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Herr, ist das Ihr Hund?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Claus, Martin
Entstehungsdatum
um 1939
Entstehungsdatum (normiert)
1934 - 1944
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 191.1939, Nr. 4912, S. 183

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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