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Die rote Rosette

Von Io LannS RLsler

Dieser peinliche Vorfall ereignete sich in der letzten Lälfte des
Jahres I9Z6 in der Lauptstadt eines kleinen Staates. Auch kleine
Staaten haben Banken, und ihre Bankiers unterscheiden sich in nichts
von den Bankiers westlicher Städte. Man kann sich also leicht vor-
stellen, wie der Bankier Julius aussah, als er in das Privatkon-
tor seines Freundes Lugo Monnymaker stürzte. Er war bleich bis
in die Fingerspitzen.

„Was fehlt dir, Julius?" fragte Monnymaker erschrocken.

„Ich bin ruiniert!"

„Was ist denn geschehen?"

„Etwas Furchtbares, Lugo!"

„Ein Bankkrach?"

Julius winkte ab.

„Es handelt sich nicht um Geld!"

„Was dann?"

„LS fällt mir schwer —"

„Sprich doch!"

Julius wand sich in Lausend Nöten.

„Meine gesellschaftliche Stellung ist
untergraben! Aeber mich wird bald
das ganze Land lachen! Man wird
mit Fingern auf mich zeigen!"

„Erkläre dich deutlicher!" drängte
Monnymaker.

„Ich will es versuchen," seufzte
Julius verzweifelt. „Wie du dich viel-
leicht erinnerst, war ich vor vier
Wochen in Paris und hatte eine
Anterredung mit dem französischen
Kolonialminister."

„Ich entsinne mich."

„Er bat mich um meine Mitarbeit
in einer schwierigen Finanztransaktion.

Ich sagte zu. Ich ließ meine ganzen
Beziehungen spielen, das Geschäft
kam zustande. Zum Abschied ver-
sicherte mich der Minister seiner und
des ganzen Landes Dankbarkeit und
versprach, bald von sich hören zu
lassen. Leute geschah es. Leute hörte
ich von ihm. Vielmehr, ich las es.

Es steht bereits in allen Zeitungen!"

„Was denn?"

„Lies selbst!"

Er reichte Monnymaker die Zeitung.

Eine Stelle war rot angestrichen.

Monnymaker riß die Augen auf.

„Das ist ja ganz-"

„Schrecklich ist es!"

„ — großartig!" ergänzte Monnymaker, „ich gratuliere dir von
ganzem Lerzen!"

„Wozu?"

„Zu deiner Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion!"

„O, wäre es nie geschehen!"

Monnymaker schüttelte den Kopf.

„Das verstehe, wer will! Bist du nicht stolz auf die rote Rosette

im Knopfloch?"

„Ich wäpe stolz! Aber so bin ich
ruiniert, lächerlich gemacht!"

„Durch die Verleihung?"

,3a."

„Wieso denn?"

Julius stöhnte:

„Leute liest jeder in der Zeitung,
daß ich zum Ritter der Ehrenlegion
ernannt worden bin und das Recht
habe, ab heute die rote Rosette im
Knopfloch zu tragen."

„Ja. And?"

Julius senkte den Kopf.

„Ich trage sie schon aus Eitelkeit
unberechtigt seit fünf Jahren."

Es war vergeblich

„Laben Sie jemals im Schlafwagen
mit einem Menschen geschlafen, der
schnarchte?"

„Rein, aber versucht Hab' ich's oft."

„Äch, Kurt, ich fürchte, das Abend-
essen ist versalzen."

„Macht heute nichts, mein Schatz,
Kollege Bammler hat Geburtstag
und gibt einen Bierabend."

Emma fragte ihn eine Gewissens-
frage.

„Würdest du des Geldes wegen
eine Ehe scheitern lassen?"

„Niemals, Emma! Du könntest so
viel Geld haben, wie du wolltest, ich
würde dich trotzdem heiraten."

„Die Tante platzt ja gar nicht! Mutti, du hast doch
eben gesagt, sie platzt, wenn sie deinen neuen Pelz sieht I"

230
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Tante platzt ja gar nicht!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Max
Entstehungsdatum
um 1939
Entstehungsdatum (normiert)
1934 - 1944
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 191.1939, Nr. 4917, S. 230

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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