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Das gerechte Schwein
Von Otto Lofmann-Wellenhof
Manche Menschen behaupten, es sei „im Leben häßlich eingerichtet".
Den Schlechten ginge es gut und den Guten schlecht. Kurz: Es gäbe
keine Gerechtigkeit. Darum sei es gestattet, die Geschichte vom ge-
rechten Schwein zu erzählen, weil hier sehr finnfällig-zufällig die
Strafe der bösen Tat auf dem Fuße folgte.
Der Mechaniker Karl und der Gärtner Anton waren Siedlungs-
nachbarn. Siedlungsnachbarn sind anders als gewöhnliche Nachbarn,
die sich ins Gesicht „liebe Frau Doktor" und hinter dem Rücken
„unverschämte Person" nennen. Siedlungsnachbarn sind häufig echte
Nachbarn. Sie haben gemeinsame Geräte. Sie kennen den Garten
des anderen bis in unfaßbare Einzelheiten. Die Zentimeterhöhe des
Salats. Die Anzahl der Spalierfrüchte. Auch zwischen Anton und
Karl war es so. Ja, sie hatten überdies noch einen gemeinsamen Regen-
wurm, den einzigen, der bisher auf den beiden Parzellen feststellbar
war und der — freilich unregelmäßig, aber im Kerzen gewiß völlig
unparteiisch — bald auf Antons, bald auf Karls Grundstück seinem
stillen und nutzbringenden Tagewerk nachging. And auch dieser Regen-
wurm schlang gewissermaßen um die beiden ein einigendes Band.
Schlau
„Na, Lerr Wirt, der
Fremde hat uns ja beim Kar-
tenspiel ordentlich gerupft.
Daß Sie uns auch ausgerech-
net den an den Tisch bringen
mußten."
Wirt: „Ja, der konnte
nämlich seine Zeche nicht be-
zahlen."
Das Nesthäkchen
Leini soll im Geschäft et-
was holen und dabei einen
Zwanzigmarkschein wechseln.
„Lat deine Mutter es
nicht kleiner?" fragt der La-
deninhaber.
„Nein,"antwortet Leini treu-
herzig, „ich bin der Jüngste."
Aulle kommt ins Waren-
haus.
„Laben Sie auch Fahr-
karten?"
„Gewiß, mein Lerr, im
Reisebüro."
Kulle lächelt überlegen:
„Ich hätte sie bestimmt nicht
bei den Glaswaren gesucht."
„Zweiter Stock bitte, der
Lerr. Wollen Sie Fahrstuhl
oder Rolltreppe benutzen oder
gehen Sie' zu Fuß?"
„Püh!" macht Kulle, „ich
will mit der Eisenbahn fahren."
302
Auskunft
„Darf man hier im fürst-
lichen Park rauchen?"
„Nur in der Mittagszeit!"
„Woran liegt das?"
„Weil dann der Aufseher
zum Essen geht!"
Mißverständnis
„Den Kaufpreis soll ich
Ihnen zurückzahlen, weil mein
Mittel angeblich nicht ge-
holfen hat? Da könnte jeder
kommen!"
„Lilft es keinem?"
Starkes Verlangen
Bei der Probe im Stadt-
theater gibt es einen gewal-
tigen Krach. Direktor Stein-
bock, der selbst die Regie führt,
ist bezüglich einer wichtigen
Szene mit der Auffassung des
jungen Liebhabers nicht ein-
verstanden.
Der Souffleur ist der ge-
scheiteste Kopf der ganzen
Gesellschaft; er gestattet sich
eine Bemerkung.
Direktor Steinbock wird
wild. „Sie haben sich über-
haupt nicht einzumengen I Lal-
len Sie den Mund und souf-
flieren Sie!"
Das gerechte Schwein
Von Otto Lofmann-Wellenhof
Manche Menschen behaupten, es sei „im Leben häßlich eingerichtet".
Den Schlechten ginge es gut und den Guten schlecht. Kurz: Es gäbe
keine Gerechtigkeit. Darum sei es gestattet, die Geschichte vom ge-
rechten Schwein zu erzählen, weil hier sehr finnfällig-zufällig die
Strafe der bösen Tat auf dem Fuße folgte.
Der Mechaniker Karl und der Gärtner Anton waren Siedlungs-
nachbarn. Siedlungsnachbarn sind anders als gewöhnliche Nachbarn,
die sich ins Gesicht „liebe Frau Doktor" und hinter dem Rücken
„unverschämte Person" nennen. Siedlungsnachbarn sind häufig echte
Nachbarn. Sie haben gemeinsame Geräte. Sie kennen den Garten
des anderen bis in unfaßbare Einzelheiten. Die Zentimeterhöhe des
Salats. Die Anzahl der Spalierfrüchte. Auch zwischen Anton und
Karl war es so. Ja, sie hatten überdies noch einen gemeinsamen Regen-
wurm, den einzigen, der bisher auf den beiden Parzellen feststellbar
war und der — freilich unregelmäßig, aber im Kerzen gewiß völlig
unparteiisch — bald auf Antons, bald auf Karls Grundstück seinem
stillen und nutzbringenden Tagewerk nachging. And auch dieser Regen-
wurm schlang gewissermaßen um die beiden ein einigendes Band.
Schlau
„Na, Lerr Wirt, der
Fremde hat uns ja beim Kar-
tenspiel ordentlich gerupft.
Daß Sie uns auch ausgerech-
net den an den Tisch bringen
mußten."
Wirt: „Ja, der konnte
nämlich seine Zeche nicht be-
zahlen."
Das Nesthäkchen
Leini soll im Geschäft et-
was holen und dabei einen
Zwanzigmarkschein wechseln.
„Lat deine Mutter es
nicht kleiner?" fragt der La-
deninhaber.
„Nein,"antwortet Leini treu-
herzig, „ich bin der Jüngste."
Aulle kommt ins Waren-
haus.
„Laben Sie auch Fahr-
karten?"
„Gewiß, mein Lerr, im
Reisebüro."
Kulle lächelt überlegen:
„Ich hätte sie bestimmt nicht
bei den Glaswaren gesucht."
„Zweiter Stock bitte, der
Lerr. Wollen Sie Fahrstuhl
oder Rolltreppe benutzen oder
gehen Sie' zu Fuß?"
„Püh!" macht Kulle, „ich
will mit der Eisenbahn fahren."
302
Auskunft
„Darf man hier im fürst-
lichen Park rauchen?"
„Nur in der Mittagszeit!"
„Woran liegt das?"
„Weil dann der Aufseher
zum Essen geht!"
Mißverständnis
„Den Kaufpreis soll ich
Ihnen zurückzahlen, weil mein
Mittel angeblich nicht ge-
holfen hat? Da könnte jeder
kommen!"
„Lilft es keinem?"
Starkes Verlangen
Bei der Probe im Stadt-
theater gibt es einen gewal-
tigen Krach. Direktor Stein-
bock, der selbst die Regie führt,
ist bezüglich einer wichtigen
Szene mit der Auffassung des
jungen Liebhabers nicht ein-
verstanden.
Der Souffleur ist der ge-
scheiteste Kopf der ganzen
Gesellschaft; er gestattet sich
eine Bemerkung.
Direktor Steinbock wird
wild. „Sie haben sich über-
haupt nicht einzumengen I Lal-
len Sie den Mund und souf-
flieren Sie!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"A, da scheut her, der Neue ist mondsüchtig!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1939
Entstehungsdatum (normiert)
1934 - 1944
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 191.1939, Nr. 4923, S. 302
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg