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Zeichnung von I. Mauder

„Kommen Sie nur rein, Frau Prellbock, Fritzchen ist nur eben seine Kreuzotter aus dem Terrarium ausgekommen!"

Gewürzkrämerei Siebenübel

Ahr. Aber wann kommen die Leute? Punkt fünf Ahr! Leute war
wieder so ein Fall. Mein Mann wollte gerade heimgehen, hatte be-
reits seinen Lut auf dem Kopf, da kommt in letzter Minute noch ein
Klient meines Mannes. „Nanu, Lerr Rechtsanwalt?" sagte er, „Sie
haben doch wohl noch nicht geschlossen? Es ist ja gerade erst kurz
nach fünf Ahr." Mas blieb meinem armen Mann übrig? Er mußte
noch einmal zurück in die Kanzlei und sich den Fall vortragen lassen.
Wenn nun der gute Mann wenigstens klar seinen Fall vorgetragen
hätte! Weit gefehlt! Er hat erst alles mögliche erzählt, von seiner Frau
und den Kindern, und dann endlich — als mein Mann drängte, schließ-
lich ist mein Mann ja auch ein Mensch, und manchen Leuten muß man
es recht dick eingeben, damit sse es verstehen — wissen Sie, was der
Mann wollte? Jemanden verklagen wegen zehn Mark! Wegen zehn
Mark! And wegen so einer Lappalie kommt er nach Geschäftsschluß,
stiehlt meinem Mann den Feierabend und hält ihn auf! Was sagen
Sie zu so einer Rücksichtslosigkeit? Laben die Leute nicht am Tag
Zeit genug? Nein, just um fünf müssen sie kommen! Ich verstehe so
etwas einfach nicht! Denken die Leute denn nicht? Wissen sie denn
nicht,daß einfach Rücksicht auf den Rebenmenschen die primitivste An-
standspflicht ist? Ansereinem fiele so eine Rücksichtslosigkeit über-
haupt nicht ein!" — Frau Siebenübel hört mit freundlichem Gesicht
zu. Frau Siebenübel steht immer noch mit lächelndem Gesicht hinter
ihrer Ladentafel, nickt und schüttelt den Kopf, wie es verlangt wird.
Endlich fragt sie: „Was soll es denn sein, Frau Rechtsanwalt?"

Da sagte die Dame: „Ja richtig,— Salz brauche ich — geben Sie mir
ein Pfund Salz! Oder warten Sie —jetzt fällt mir ein, ich bekomme ja
morgen Salz mit meiner großen Kolonialwarenlieferung aus der Groß-

stadt — geben Sie mir nur ein Viertelpfund — das genügt auch!"

Siehe, das ist eine wahre Geschichte, die ich selbst im Geschäft einer
Gewürzkrämerei erlebte! Das Salz kostete nur fünf Pfennige, aber das
Erlebnis ist viel mehr wert. So viel wert, daß ihr, meine Freunde, darüber
Nachdenken sollt und euch die berühmte Scheibe davon abschneiden möget!

Der Sohn Alfred

Von Ralph tlrban

„Ich möchte gerne den Lerrn Generaldirektor sprechen," sagte ein
junger Mann mit einer Aktentasche unter dem Arm zu dem Portier
des Konzerns, der würdevoll in seiner Loge saß.

„Der Chef ist nicht einmal für mich zu sprechen," lautete die mit-
leidige Antwort. „Füllen Sie diesen Anmeldezettel aus, dann will
ich sehen, ob Sie der zuständige Beamte empfängt. Aber ich kann Ihnen
schon jetzt sagen, daß es zwecklos ist, denn wir haben unsere festen
Bezugsquellen und kaufen nicht bei fremden Firmen."

Der junge Mann drehte den Zettel um und schrieb auf die unbe-
druckte Seite folgende Zeilen:

„Sehr geehrter Lerr Generaldirektor, ich bitte Sie dringend um
eine kurze Anterredung. Ihr sehr ergebener Sohn Alfred."

Der Portier las, kniff die Augen zusammen, setzte sich die Brille
auf und las nochmals. Dann schob er sich die goldbetreßte Kappe ins
Genick und räusperte sich heftig. Ein Sohn, der seinen leiblichen
Vater mir Sie anspricht, verkörpert eine heikle Familienangelegenheit.

„Josef!" rief der Portier den Laufjungen, der beim Eingang stand,
zu sich. „Spring einmal hinauf zum Lerrn Sekretär und gib ihm

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Kommen Sie nur rein, Frau Prellbock, Fritzchen ist nur eben seine Kreuzotter aus dem Terrarium ausgekommen!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Mauder, Josef
Entstehungsdatum
um 1940
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1950
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Familie <Motiv>
Wohnzimmer
Besuch
Flucht
Schlangen
Möbel <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 192.1940, Nr. 4940, S. 159

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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