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Erinnerung an ein frühere« Leden
vor und überhaupt die ganze
Gegend. Mir ist, als ob ich hier
schon einmal gegangen bin."

„Mir geht es gerade so/ sagt
Erna. „Aber nein — ich bin den
Weg nicht gegangen; ich bin hier
gefahren."

„Richtig — ich bin ja auch
gefahren. And es waren noch
mehr Wagen dabei, altmodische
Wagen, mit geputzten Pferden
bespannt. And da — diesen
Baum, der so dick ist, daß er gar
nicht in die Reihe paßt, den habe
ich auch schon gesehn. Seltsam!"

Den Kollegen Zünder inter-
essiert das sehr, denn es scheint
ihm mit einem Problem zusam-
menzuhängen, das ihn schon oft
beschäftigt hat. „Sind Sie viel-
leicht schon einmal einen ähnlichen
Weg gefahren?"

„Ich wüßte nicht. And wenn

-wie komme ich auf die

vielen Wagen mit den Pferden?

Ich bin immer nur im Auto ge-
fahren."

„Es waren Schimmel dabei,
wunderschöne Schimmel," erinnert sich die junge Frau. „And sieh
doch, Paul: die Scheune dort! Die Hab« ich bestimmt schon einmal
gesehn."

„Wahrhaftig - ich auch! And solch eine Scheune gibt es doch
sonst nirgends: die steht ja aus wie ein Zirkus."

„Ist fie auch gewesen," berichtet Zünder. „And zwar der russische
Zirkus Salamonsky. Natürlich hat er nicht hier gespielt, sondern in
der Stadt. Da wurde der Lolzbau aufgeführt, und nachher hat ihn
der Gutsbesitzer hier auf Abbruch gekauft und als Scheune wieder
aufbauen lassen. Das ist — warten Sie mal: das ist sicherlich schon
über 30 Jahre her. Aber nun ist die Frage: woher kennen Sie diesen
Weg und die ganze Gegend?"

„Ja, das ist mir ein Rätsel."

„And doch sehr einfach zu erklären: Sie sind eben diesen Weg in
einem früheren Leben gefahren. And jetzt taucht die Erinnerung wieder
auf. Mir ist Aehnliches mehrfach begegnet und hat mich veranlaßt,
über ein früheres Dasein nachzugrübeln."

Paul Steinbrück wehrt das ab. „Das gibt es nicht!"

„Das gibt es; es ist meine
feste Aeberzeugung. Ich weiß, die
Psychologen, oder wie die Kerle
heißen, erklären das mit Zrr-
tümern einer unklaren Erinne-
rung. Aber bedenken Sie doch die
Scheune hier! Nie in Ihrem
jetzigen Leben haben Sie solch eine
Scheune gesehen, und doch er-
kennen Sie sie jetzt wieder."

Paul Steinbrück denkt nach.
„Sie sagen, die Scheune steht seit
etwas über 30 Jahren. Ich bin
30 Jahre alt. Dann müßte ich also
diesen Weg kurz vor dem Ende
des von Ihnen behaupteten vo-
rigen Lebens entlang gekommen
sein."

„Warum nicht? Sie können
da ja schon ein alter Mann ge-
wesen sein, oder vielleicht find
Sie damals jung gestorben."

„Aber meine Frau erinnert
sich doch auch dieses Weges. Wie
erklären Sie das?"

„Ja, das ist allerdings sehr
wunderbar. Da gibt es für mich
nur eine Erklärung: Sie beide
sind eben in dem vorigen
Dasein auch schon zusammen gewesen, vielleicht sogar auch ver-
heiratet."

Der jungen Frau gefällt dieser Gedanke. „Ach ja, Paulchen!"
flüstert sie und drückt zärtlich den Arm des Gatten.

Zünder verbohrt sich weiter in das Thema. „Da komme ich nun
zu einer einleuchtenden Folgerung. Sie sind jetzt — in Ihrem Alter,
gnädige Frau, darf man das ja erwähnen, nicht wahr? — Sie find
jetzt 21 Jahre alt, Ihr Gatte 30. Also haben Sie ihn in dem vorigen
Dasein um 9 Jahre überlebt."

DaS aber gefällt Erna Steinbrück nicht. „O nein, das hätte ich
nicht fertig gebracht! Glaube mir, Paul: ich wäre auch gleich vor
Kummer gestorben!"

Paul Steinbrück ist das unheimlich; er trottet etwas stumpfsinnig
Wetter. Aber gleich wird ihm noch unheimlicher zu Mute. Er packt
den Kollegen Zünder am Arm. „Warten Sie mal! Gleich biegt die
Straße hier links um die Anhöhe herum, und hinter der Anhöhe
werden wir dann den Blick auf einen See haben. And links von
dem See ist ein großer Birkenwald."

„Jetzt ist's mir zuviel! Ich gehe und komme nicht mehr zurück!"
„Dann bestell doch, bitte, gleich in der Küche dein Essen ab."

Auge um Auge

Uhrmacher: .Ich garantiere für diese
prima Uhr, mein Lerr. Ich stelle fle jetzt,
daß fie um 7 Uhr weckt."

Er: .Was in aller Welt ist denn lo«.
Diese elende tzhr weckt mich mitten in
der Nacht um Z Ahr. Dem Uhrmacher
werde ich Bescheid sage»!'

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Jetzt ist's mir zuviel!" "Auge um Auge"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Rheinen, Gustav
Entstehungsdatum
um 1940
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1950
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Ehepaar <Motiv>
Streit <Motiv>
Ehemann <Motiv>
Drohung <Motiv>
Trennung
Ehefrau <Motiv>
Indifferenz
Anmerkung
Essen
Versprechen
Uhrmacher
Wecker
Kunde
Unzufriedenheit

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 192.1940, Nr. 4950, S. 279

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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