Glattes Geschäft
Der Angestellte nickte stumm.
„And gutes Geld dafür gegeben?" brüllte der Boß.
„Der Mann wollte Lunderter, und da keine in der Kaffe waren,
habe ich es einstweilen aus meiner Tasche ausgelegt."
„So, so," wunderte sich Robin, während ihm eine glänzende Idee
kam. „And wieso tragen Sie soviel Geld bei sich?"
„Das ist gerade die Abfertigung, die mir mein letzter Chef für
treue Dienste vor seiner Abreise gab."
„Dann ist es gut," sprach Mr. Robin mit Wucht. „Dann ist der
Schaden ja gedeckt, denn der Tausender hier ist falsch. Sehen Sie
ihn sich nur an."
Der junge Mann zuckte zusammen.
„Jawohl!" fuhr der Chef fort. „Aber da ich ein Menschenfreund
bin, wollen wir den Verlust teilen. Fünfhundert tragen Sie, fünf-
hundert ich. Einverstanden?"
Der junge Mann nickte traurig.
„Natürlich kann ich so einen einfältigen Angestellten in meinem
Geschäft nicht länger behalten," sprach Mr. Robin weiter, „aber
dafür will ich Ihnen ein erfiklaffiges Zeugnis ausstellen. Vorerst
machen wir allerdings Kasse."
Die Kaffe stimmte. Der Junge bekam sein schönes Zeugnis und
fünfhundert Dollars zurück und schied mit Tränen in den Augen.
Auch der Boß war gerührt, rieb sich aber trotzdem die Lände.
Treue Angestellte ffndet man dutzendweise, doch fünfhundert Dollars
sind nicht immer so mühelos zu verdienen.
Am Abend traf Robin seinen alten Freund Fred.
„Dein junger Mann ist erstklassig!" rief dieser fröhlich. „Ich
komme in den Laden, gebe ihm den falschen Tausender zu wechseln.
Der sieht ihn kaum an und fragt mich auch schon, ob ich erst mit
dem Vier-Ahr-Zug nach Chicago gekommen wäre, weil ich so dämlich
sei, zu glauben, hier würde noch jemand auf falsches Geld hinein-
fallen. Na, darauf setzte ich ihm meine Pistole an die Rippen und —"
„And?" rief Mr. Robin gespannt.
„And dann wechselte er natürlich, allerdings aus seiner eigenen
Tasche."
„Gott sei Dank. Aber wieso kann er denn erstklassig sein? Ich
habe ihn natürlich hinausgeworfen, als er mir den Sachverhalt mit-
teilte, und gleich ein glattes Geschäft dabei getätigt. Damit er mir
keine Schwierigkeiten macht, habe ich ihm fünfhundert von seinen
tausend Dollars zurückgegeben. And da ich seine tausend Dollars
„Küthe trainiert jetzt mächtig; sie will ihren Verlobten
nicht enttäuschen, wenn er zurückkommt."
„Stellt er denn so hohe Anforderungen beim Skilauf?"
„Es ist zu erwarten. Er ist nämlich in Norwegen."
jetzt von dir bekomme, beträgt mein Verdienst fünfhundert. Schlau-
kopf, was?"
„Kann ich gerade nicht behaupten," meinte Freund Fred be-
dauernd. „Ich sagte dir doch schon, der Junge ist erstklassig. Er hat
mir nämlich den falschen Tausender in zehn falsche Lunderter um-
gewechselt. Lier hast du sie!"
„Ein bißchen verwelkte Züge hast du auf dem Bild, Margarete!"
Hünen in Werpeloh Von Reinhard Rvlfes
Wo Werpeloh liegt? Zn einem Tal und weitab vom
Schuß, darum können wir es beim Namen nennen. Das Tal
ist rings von Wald umgeben, von dichten Tannen, in dem die
Geister hausen. And bis zum nächsten Dorfe ist es eine ganze
Weile. Aber darum ist Werpeloh nicht arm. Beileibe nicht,
weder im Geiste noch an Gütern. Mehrere hundert Kühe und
Schafe, einen Schäfer, guten Acker, prämiierte gute Butter,
zwei Ochsen und viele Pferde und noch manches mehr besitzt
dieses Dorf. Gar einen riesigen Lünenstein. Eigentlich mehrere,
aber das ist nebensächlich, denn einer hätte genügt.
Am diesen Lünenstein dreht es sich nämlich. Ein Pollen-
analytiker von irgendwoher glaubte nämlich, der Entdecker
dieses Steins zu sein. Er lag in einer Mulde und war vom
Sand bedeckt. Aber darum unentdeckt!
Jedenfalls stand es in der Kreiszeitung, und wer sich für
solch eine Neuigkeit interessierte, sprach davon. In Werpeloh
war der Stein das Tagesgespräch; aber nicht etwa, weil seine
Entdeckung in der Zeitung erwähnt wurde. Die Zeitung galt
in Werpeloh sowieso nicht viel, denn sie wurde ja nicht in
Werpeloh gedruckt. And alle Welt weiß, daß sich die Werpe-
loher selbst nur im engsten Familienkreise trauen.
Es ging nicht um den Stein an sich, sondern um daS Prestige.
Di« Bauern nannten eS: om däi Aehrlickaiet! Wurde der
51
Der Angestellte nickte stumm.
„And gutes Geld dafür gegeben?" brüllte der Boß.
„Der Mann wollte Lunderter, und da keine in der Kaffe waren,
habe ich es einstweilen aus meiner Tasche ausgelegt."
„So, so," wunderte sich Robin, während ihm eine glänzende Idee
kam. „And wieso tragen Sie soviel Geld bei sich?"
„Das ist gerade die Abfertigung, die mir mein letzter Chef für
treue Dienste vor seiner Abreise gab."
„Dann ist es gut," sprach Mr. Robin mit Wucht. „Dann ist der
Schaden ja gedeckt, denn der Tausender hier ist falsch. Sehen Sie
ihn sich nur an."
Der junge Mann zuckte zusammen.
„Jawohl!" fuhr der Chef fort. „Aber da ich ein Menschenfreund
bin, wollen wir den Verlust teilen. Fünfhundert tragen Sie, fünf-
hundert ich. Einverstanden?"
Der junge Mann nickte traurig.
„Natürlich kann ich so einen einfältigen Angestellten in meinem
Geschäft nicht länger behalten," sprach Mr. Robin weiter, „aber
dafür will ich Ihnen ein erfiklaffiges Zeugnis ausstellen. Vorerst
machen wir allerdings Kasse."
Die Kaffe stimmte. Der Junge bekam sein schönes Zeugnis und
fünfhundert Dollars zurück und schied mit Tränen in den Augen.
Auch der Boß war gerührt, rieb sich aber trotzdem die Lände.
Treue Angestellte ffndet man dutzendweise, doch fünfhundert Dollars
sind nicht immer so mühelos zu verdienen.
Am Abend traf Robin seinen alten Freund Fred.
„Dein junger Mann ist erstklassig!" rief dieser fröhlich. „Ich
komme in den Laden, gebe ihm den falschen Tausender zu wechseln.
Der sieht ihn kaum an und fragt mich auch schon, ob ich erst mit
dem Vier-Ahr-Zug nach Chicago gekommen wäre, weil ich so dämlich
sei, zu glauben, hier würde noch jemand auf falsches Geld hinein-
fallen. Na, darauf setzte ich ihm meine Pistole an die Rippen und —"
„And?" rief Mr. Robin gespannt.
„And dann wechselte er natürlich, allerdings aus seiner eigenen
Tasche."
„Gott sei Dank. Aber wieso kann er denn erstklassig sein? Ich
habe ihn natürlich hinausgeworfen, als er mir den Sachverhalt mit-
teilte, und gleich ein glattes Geschäft dabei getätigt. Damit er mir
keine Schwierigkeiten macht, habe ich ihm fünfhundert von seinen
tausend Dollars zurückgegeben. And da ich seine tausend Dollars
„Küthe trainiert jetzt mächtig; sie will ihren Verlobten
nicht enttäuschen, wenn er zurückkommt."
„Stellt er denn so hohe Anforderungen beim Skilauf?"
„Es ist zu erwarten. Er ist nämlich in Norwegen."
jetzt von dir bekomme, beträgt mein Verdienst fünfhundert. Schlau-
kopf, was?"
„Kann ich gerade nicht behaupten," meinte Freund Fred be-
dauernd. „Ich sagte dir doch schon, der Junge ist erstklassig. Er hat
mir nämlich den falschen Tausender in zehn falsche Lunderter um-
gewechselt. Lier hast du sie!"
„Ein bißchen verwelkte Züge hast du auf dem Bild, Margarete!"
Hünen in Werpeloh Von Reinhard Rvlfes
Wo Werpeloh liegt? Zn einem Tal und weitab vom
Schuß, darum können wir es beim Namen nennen. Das Tal
ist rings von Wald umgeben, von dichten Tannen, in dem die
Geister hausen. And bis zum nächsten Dorfe ist es eine ganze
Weile. Aber darum ist Werpeloh nicht arm. Beileibe nicht,
weder im Geiste noch an Gütern. Mehrere hundert Kühe und
Schafe, einen Schäfer, guten Acker, prämiierte gute Butter,
zwei Ochsen und viele Pferde und noch manches mehr besitzt
dieses Dorf. Gar einen riesigen Lünenstein. Eigentlich mehrere,
aber das ist nebensächlich, denn einer hätte genügt.
Am diesen Lünenstein dreht es sich nämlich. Ein Pollen-
analytiker von irgendwoher glaubte nämlich, der Entdecker
dieses Steins zu sein. Er lag in einer Mulde und war vom
Sand bedeckt. Aber darum unentdeckt!
Jedenfalls stand es in der Kreiszeitung, und wer sich für
solch eine Neuigkeit interessierte, sprach davon. In Werpeloh
war der Stein das Tagesgespräch; aber nicht etwa, weil seine
Entdeckung in der Zeitung erwähnt wurde. Die Zeitung galt
in Werpeloh sowieso nicht viel, denn sie wurde ja nicht in
Werpeloh gedruckt. And alle Welt weiß, daß sich die Werpe-
loher selbst nur im engsten Familienkreise trauen.
Es ging nicht um den Stein an sich, sondern um daS Prestige.
Di« Bauern nannten eS: om däi Aehrlickaiet! Wurde der
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein bißchen verwelkte Züge hast du auf dem Bild, Margarete!" "Käthe trainiert jetzt mächtig..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1941
Entstehungsdatum (normiert)
1936 - 1946
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 194.1941, Nr. 4983, S. 51
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg