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Rose und der Mann Ihrer Träume

den zweiten Landschuh ab. Und nun sah ich es, ich starrte auf
seine Land, während es eiskalt an mein Lerz herankroch. ,Ia/
sagte ich, stand auf und drehte das Licht an, ,dann will ich Sie
nicht länger aufhalten. Ich habe auch »och eine Besorgung zu
machen.—^ So ging er mit einem kleinen überlegenen Lächeln auf
den schmalen Lippen. Und ich stand noch lange regungslos an der
Tür und sah immer noch vor mir das Entsetzliche, zugleich von
einer tiefen Dankbarkeit erfüllt gegen den Mann, der meine schwachen
Minuten nicht eigennützig —"

„Aber, Rose," unterbrach die Freundin vorwurfsvoll, „wie kannst
du nur so häßlich sein. Der Mann kam doch von der Front und
war verwundet, wie konnte es dich dann abstoßen, wenn seine Land
entstellt war?"

„Sie war mehr als entstellt, und zwar durch einen funkelnagel-
neuen Ehering," seufzte Rose und biß tränenden Auges in ihr
Wurstbrot.

Kleine Chronik

Die englische Zeitschrift „Sketch" hat Churchill geraten, die Eng-
länder nicht zu viel hoffen, sondern die Lage lieber etwas pessi-
mistischer beurteilen zu lassen.

Das wäre sehr einfach für Churchill; er brauchte nur eininal zu
sagen, wie die Dinge für England wirklich stehen.

» /

Eleanor Roosevelt hat Pressevertretern erzählt, ihr Franklin
trinke jetzt nur noch Milch; er verzichte auf de» Kaffee, weil dieser
Schiffsraum erfordere.

Roosevelt muß unheimlich viel Kaffee getrunken haben, wenn
jetzt durch seinen Verzicht etwas an Schiffsraum gespart wird. Viel-
leicht hat er den Kaffee aber nur aufgegeben, weil ihm der Gedanke
an Stalin und den Bolschewismus schon zu viel Lerzklopfen macht.

Im englischen Anterhause hat ein Abgeordneter den Vorschlag
gemacht, englische Flieger sollten Bomben in den Krater des Vesuv
werfen; dadurch würde vielleicht ein Erdbeben in Süditalien hervor-
gerufen werden.

Ein Erdbeben kaum; der Vesuv würde solch eine britische Flieger-
aktion höchstens zum Speien finden.

* »

Britische Offiziere wollten iranische Truppenteile, die unzuver-
lässig schienen, besichtigen; sie wurden aber derart empfangen, daß
sie es vorzogen, die Besichtigungsreise abzubrechen.

Immerhin haben sie feststellen können, daß es diese» Soldaten
nicht an Mut fehlt.

Der englische Landwirtschaftsminister Ludson hielt vor Bauern
eine Rede, in-der er sagte, England werde noch viel intimer mit
den Sowjets zusammenarbeiten.

Wie es den Bauern bei den Sowjets mit dem Kolchosesystem
ergeht, hat er seinen Lörern lieber nicht erzählt.

Einige englische Zeitungen haben sich darüber aufgeregt, daß
Churchill in seiner letzten großen Rede die Atlantik-Charta nicht
erwähnt hat.

Warum sollte er das? In der Atlantik-
Charta haben Churchill und Roosevelt
den kleinen Völkern viel Schönes ver-
sprochen, aber ihre Versprechungen sind
doch des Erwähnens nicht wert.

In das englische Anterhaus drangen kürzlich einige hundert junge
Burschen und Weibspersonen ein und schrieen nach der zweiten Front.

Die Polizei brachte sie hinaus, verfuhr
aber sehr milde mit ihnen.

Prügel haben sie nicht gekriegt. Was
sie sonst bekommen haben, dürfte in Mais-
kys geheimem Ausgabenbuch verzeichnet
stehen.

Das ASA-Kriegsproduktionsamt hat
die Kaiser-Werft in Richmond beschuldigt,
in 31 Fällen gegen Kriegsversorgungs-
gesetze verstoßen zu haben, indem sie sich
Material auf unrechtmäßigem Wege ver-
schafft habe.

Damit dürfte klargestellt sein, daß die
Schiffe Lenry Kaisers wirklich nicht zu
brauchen sind. Denn sonst hätte man
natürlich, zumal es sich um einen Juden
handelt, beide Augen zugedrückt, selbst
wenn er das Material gestohlen Hütte.

Smuts hat im südafrikanischen Par-
lament mitgeteilt, er hoffe auf Einladung
Roosevelts nach Amerika reisen zu können.

Er wird schon eingeladen werden, wenn
er etwas Lübsches mitbringt etwa
Kapstadt als Stützpunkt.

Viele Engländer sehen die Amerikaner
nicht gern in ihrem Lande. Die offiziösen
englischen Blätter geben sich Mühe, das
als ein unbegründetes Vorurteil hinzu-
stellen; man dürfe nicht glauben, daß alle
Amerikaner Gangster seien.

Rein, alle sind das wirklich nicht.
Sehr viele sind ja weder Banditen noch
Politiker.

In London ist ein Bild Churchills, das
neben jenem Stalins am Eingang zu einer-
bolschewistischen Ausstellung sich befand,
zerstört worden. Die Polizei vermutet,
daß es sich um einen kommunistischen Ver-
geltungsakt wegen der kürzlich erfolgten
Beschädigung einer Büste Lenins handele.

Vielleicht haben die Täter auch an-
deuten wollen, daß Churchill sich neben
Stalin nicht behaupten könne.

In Washington ist kein Lotelzimmer
zu haben. Run war kürzlich ein riesiger
Lotelbau, einen halben Straßenblock ein-
nehmend, fertiggestellt worden, aber sofort
ließ ihn Roosevelt für Bürozwecke be-
schlagnahmen.

Er hat listiger Weise erst zugegriffen,
als der Bau vollendet war. Ein vernünf-
tiger Dieb holt sich ja auch die Sau erst
dann, wenn sie schlachtreif ist.

„Ich komme auf den telephonischen Anruf hin,
kann ich, bitte, Ihre Mama sprechen?"
„Meine Mama bin ich."

Das Amt für Verwaltung des Aus-
länder-Eigentums in ASA hat 400 tech-
nische und wiffenschaftliche Werke aus den
Achsenländern herausgegeben; es handelt
sich dabei um Luftfahrt, Chemie, Physik,
Medizin usw.

Man braucht sich also nicht zu wundern,
wenn amerikanische Ingenieure, Chemiker,
Aerzte usw. demnächst mit „erlesenen"
Leistungen anstreten werden. —on.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ich komme auf den telephonischen Anruf hin"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 198.1943, Nr. 5100, S. 260

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