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Am Ziel „Nu, was sagste, meine Tochter? Jetzt bin ich e Bürger von de Vereinigte Staaten"
„Haste auf die Verfassung schwören müssen?“
„War e Spaß! So’n leichten Eid hab' ich mein Lebtag nich’ geschworen.“
Onkel Fritz, der Philatelist
spähten uns möglichst unauffällig, als argwöhne jeder bereits in dem
Nachbar einen Kleptomanen. Kurz und gut, so konnte es nicht bleiben,
irgend etwas mußte da geschehen, um die Lage wiederherzusteiie».
„Kommt!" erklärte meine Schwester resolut, „wir gehen geschlossen
hinauf und helfen ihm suchen. Die Marke muß sich ja wiederfiiiden!
Das Laus verliert doch nichts!" Gottseidank, das war das erlösende
Wort: Das Laus verliert doch nichts! Das wollte besagen: Ein
Diebstahl kommt überhaupt nicht in Frage. Die Marke ist auf den
Teppich gefallen oder unter den Schrank, Onkel war gleich aufge-
regt und hat ohne System gesucht, wir aber sind kalten Blutes und
vernünftig, und wir werden sie finden. Wir erhoben uns erleichtert
und stiegen in das Obergeschoß einpor. Onkel Fritz hörte den Lärm
und erschien verwundert in seiner Tür. „Wir wollen dir suchen
helfen, Onkel!" rief ich ihm entgegen.
„Suchen helfen? Was wollt ihr denn suchen?"
„Na, deine Marke. Wie sieht sie denn aus? Gelb? Blau? Not?
Violett? Paß mal auf, wie fix sie eins von uns hat!"
Onkel Fritz starrte mich an. „Na," half ich ihm auf die Sprünge,
„du sagtest doch, dir fehlte eine Marke, sagtest du das nicht?"
Er klappte zweimal die Augendeckel auf und nieder, als erwache
er aus einem Traum, und sagte gedehnt: „Ach so! Da habt ihr mich
allerdings mißverstanden. Entschuldigt, bitte! Die Marke, die ich
meinte, ist die Sachsen 3 Pfennig rot. Katalogwert zur Zeit 2000
Mark. Ziemlich viel, nicht? Mir jedenfalls zu viel. And deshalb
habe ich sie mir —leider, leider!—bis heute noch immer nicht be-
schaffen können!" Er schaute uns in komischer Verzweiflung über
seine Brille hinweg an.
Zu fragen, warum wir so furchtbar dumme Gesichter machten,
dazu war er zu höflich. Er murmelte uns allerhand verbindliches
Zeug nach, als wir, wie vor de» Kopf geschlagen, die Treppe als
ei» klampentörichtes Volk wieder hinabtrampsten.
Im Zimmer wieder angelangt, verschnauften wir erst mal. „Onkel
ist ein Idiot!" konstatierte Emmy sonor.
„Unsinn," sagte meine Schwester, „Onkel ist ein Sammler."
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Am Ziel „Nu, was sagste, meine Tochter? Jetzt bin ich e Bürger von de Vereinigte Staaten"
„Haste auf die Verfassung schwören müssen?“
„War e Spaß! So’n leichten Eid hab' ich mein Lebtag nich’ geschworen.“
Onkel Fritz, der Philatelist
spähten uns möglichst unauffällig, als argwöhne jeder bereits in dem
Nachbar einen Kleptomanen. Kurz und gut, so konnte es nicht bleiben,
irgend etwas mußte da geschehen, um die Lage wiederherzusteiie».
„Kommt!" erklärte meine Schwester resolut, „wir gehen geschlossen
hinauf und helfen ihm suchen. Die Marke muß sich ja wiederfiiiden!
Das Laus verliert doch nichts!" Gottseidank, das war das erlösende
Wort: Das Laus verliert doch nichts! Das wollte besagen: Ein
Diebstahl kommt überhaupt nicht in Frage. Die Marke ist auf den
Teppich gefallen oder unter den Schrank, Onkel war gleich aufge-
regt und hat ohne System gesucht, wir aber sind kalten Blutes und
vernünftig, und wir werden sie finden. Wir erhoben uns erleichtert
und stiegen in das Obergeschoß einpor. Onkel Fritz hörte den Lärm
und erschien verwundert in seiner Tür. „Wir wollen dir suchen
helfen, Onkel!" rief ich ihm entgegen.
„Suchen helfen? Was wollt ihr denn suchen?"
„Na, deine Marke. Wie sieht sie denn aus? Gelb? Blau? Not?
Violett? Paß mal auf, wie fix sie eins von uns hat!"
Onkel Fritz starrte mich an. „Na," half ich ihm auf die Sprünge,
„du sagtest doch, dir fehlte eine Marke, sagtest du das nicht?"
Er klappte zweimal die Augendeckel auf und nieder, als erwache
er aus einem Traum, und sagte gedehnt: „Ach so! Da habt ihr mich
allerdings mißverstanden. Entschuldigt, bitte! Die Marke, die ich
meinte, ist die Sachsen 3 Pfennig rot. Katalogwert zur Zeit 2000
Mark. Ziemlich viel, nicht? Mir jedenfalls zu viel. And deshalb
habe ich sie mir —leider, leider!—bis heute noch immer nicht be-
schaffen können!" Er schaute uns in komischer Verzweiflung über
seine Brille hinweg an.
Zu fragen, warum wir so furchtbar dumme Gesichter machten,
dazu war er zu höflich. Er murmelte uns allerhand verbindliches
Zeug nach, als wir, wie vor de» Kopf geschlagen, die Treppe als
ei» klampentörichtes Volk wieder hinabtrampsten.
Im Zimmer wieder angelangt, verschnauften wir erst mal. „Onkel
ist ein Idiot!" konstatierte Emmy sonor.
„Unsinn," sagte meine Schwester, „Onkel ist ein Sammler."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Am Ziel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1943
Entstehungsdatum (normiert)
1938 - 1948
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 199.1943, Nr. 5115, S. 75
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg