Cetjrc Prüfung bestanden!
„Aber, Irmengardchen, es geschah doch nur aus Liebe zu dir und
nur auf deinen Wunsch!"
„Rur keine Ausreden! Ja, daß ich nicht vergesse! Wenn du
mich wirklich liebst, gehst du sofort zu Ernest und sagst ihm, daß ich
heute Abend leider schon vergeben bin!"
„Gerne, Irmengard, gerne! Und ich danke dir, daß du den
heutigen Abend mit mir —"
„And wenn du Ernest verständigt hast, mach einen Sprung zu
Franz und sag ihm, daß er mich pünktlich um sieben Ahr abholen soll!"
Erich erbleichte.
„And ich, Irmengard? Mein erster Abend seit sieben Wochen,
da —"
„Das ist also deine Liebe, Erich?" fauchte Irmengard. „Deine
Liebe ist nur Egoismus!"
Genug der Beispiele! Man könnte sie aneinanderreihen, wie Kin-
der aus Kastanien — niemandem zu Nutz — Ketten machen. Erich
widersprach kaum mehr, er tat alles, was Irmengard verlangte.
Sie sagte dabei, es seien nichts als Beweise, die er für seine Liebe
erbringen müsse.
„And einmal werde ich dir die letzte Probe aufgeben! And dann
wird es sein, daß du mein strahlender Gebieter bist!"
Erich konnte diese letzte Prüfung nicht erwarten; ein Jahr lang
verzehrte er sich in Sehnsucht nach. Irmengard. Da saßen sie im
Cafe. Wieder packte Erich sei» Liebesleid. Er wagte die Worte:
„Irmengard, ich halte es nicht länger aus! “2luf dem Asphalt
habe ich für dich gesessen, auf dem Sportplatz habe ich mich prügeln
lassen, ich habe lauwarmes Donauwasser gesoffen, ich habe zweiein-
halb Maikäfer gefressen! Ich habe mir das Rauchen, das Fleisch-
essen, das Küssen abgewohnt! Alles nur auf deinen Wunsch! Wan»
kommt denn endlich die letzte Prüfung?"
Irmengard sah sich im Cafe um, dann sagte sie:
„Gut, die letzte Prüfung! Dort beim ersten Fenster sitzt ein
Mädchen! Geh hin und küsse dieses Mädchen!"
„Irmengard, seit einem Jahre habe ich nicht mehr geküßt, seit
damals, als du mir den ersten und bisher einzigen Kuß schenktest!
Ich habe mir geschworen, daß ich keine andere küssen werde außer dir!"
„Nebensache! Geh hin und brich deinen Schwur!"
„Soll ich mich nicht lieber auf den Billardtisch setzen und mit
den Zehen spielen? Oder dem Ober in der Nase bohren? Oder —"
„Mir scheint, du hörst schlecht, Erich!"
„Irmengard, mach mich nicht verrückt!"
„Es ist die letzte Prüfung! Marsch!"
„Irmengard, ich will mir aus der Küche Spülwasser bringen
lassen und es vor allen Leuten hier trinke»! Oder ich will mich bis
auf die Anterhose ausziehen und jodeln! Oder noch besser, ich will
dem Mädchen eine Ohrfeige geben!"
Irmengard schüttelte den Kopf.
„Es bleibt bei meiner Forderung!"
„Endgültig?"
„Endgültig!!!"
Da erhob sich Erich. Er seufzte tief, er holte noch tiefer Atem.
Dann schleppte er sich an den ersten Tisch beim Fenster. Er verbeugte
sich, er murmelte einen Gruß und sagte:
„Ich will Ihnen alles nachher erklären!"
Dann küßte er das Mädchen — es hieß Lerma auf den schönen,
roten Mund. Es war ein wunderbarer, blühender Mädchenmund.
sr leidet an Größenwahnl"
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„Aber, Irmengardchen, es geschah doch nur aus Liebe zu dir und
nur auf deinen Wunsch!"
„Rur keine Ausreden! Ja, daß ich nicht vergesse! Wenn du
mich wirklich liebst, gehst du sofort zu Ernest und sagst ihm, daß ich
heute Abend leider schon vergeben bin!"
„Gerne, Irmengard, gerne! Und ich danke dir, daß du den
heutigen Abend mit mir —"
„And wenn du Ernest verständigt hast, mach einen Sprung zu
Franz und sag ihm, daß er mich pünktlich um sieben Ahr abholen soll!"
Erich erbleichte.
„And ich, Irmengard? Mein erster Abend seit sieben Wochen,
da —"
„Das ist also deine Liebe, Erich?" fauchte Irmengard. „Deine
Liebe ist nur Egoismus!"
Genug der Beispiele! Man könnte sie aneinanderreihen, wie Kin-
der aus Kastanien — niemandem zu Nutz — Ketten machen. Erich
widersprach kaum mehr, er tat alles, was Irmengard verlangte.
Sie sagte dabei, es seien nichts als Beweise, die er für seine Liebe
erbringen müsse.
„And einmal werde ich dir die letzte Probe aufgeben! And dann
wird es sein, daß du mein strahlender Gebieter bist!"
Erich konnte diese letzte Prüfung nicht erwarten; ein Jahr lang
verzehrte er sich in Sehnsucht nach. Irmengard. Da saßen sie im
Cafe. Wieder packte Erich sei» Liebesleid. Er wagte die Worte:
„Irmengard, ich halte es nicht länger aus! “2luf dem Asphalt
habe ich für dich gesessen, auf dem Sportplatz habe ich mich prügeln
lassen, ich habe lauwarmes Donauwasser gesoffen, ich habe zweiein-
halb Maikäfer gefressen! Ich habe mir das Rauchen, das Fleisch-
essen, das Küssen abgewohnt! Alles nur auf deinen Wunsch! Wan»
kommt denn endlich die letzte Prüfung?"
Irmengard sah sich im Cafe um, dann sagte sie:
„Gut, die letzte Prüfung! Dort beim ersten Fenster sitzt ein
Mädchen! Geh hin und küsse dieses Mädchen!"
„Irmengard, seit einem Jahre habe ich nicht mehr geküßt, seit
damals, als du mir den ersten und bisher einzigen Kuß schenktest!
Ich habe mir geschworen, daß ich keine andere küssen werde außer dir!"
„Nebensache! Geh hin und brich deinen Schwur!"
„Soll ich mich nicht lieber auf den Billardtisch setzen und mit
den Zehen spielen? Oder dem Ober in der Nase bohren? Oder —"
„Mir scheint, du hörst schlecht, Erich!"
„Irmengard, mach mich nicht verrückt!"
„Es ist die letzte Prüfung! Marsch!"
„Irmengard, ich will mir aus der Küche Spülwasser bringen
lassen und es vor allen Leuten hier trinke»! Oder ich will mich bis
auf die Anterhose ausziehen und jodeln! Oder noch besser, ich will
dem Mädchen eine Ohrfeige geben!"
Irmengard schüttelte den Kopf.
„Es bleibt bei meiner Forderung!"
„Endgültig?"
„Endgültig!!!"
Da erhob sich Erich. Er seufzte tief, er holte noch tiefer Atem.
Dann schleppte er sich an den ersten Tisch beim Fenster. Er verbeugte
sich, er murmelte einen Gruß und sagte:
„Ich will Ihnen alles nachher erklären!"
Dann küßte er das Mädchen — es hieß Lerma auf den schönen,
roten Mund. Es war ein wunderbarer, blühender Mädchenmund.
sr leidet an Größenwahnl"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das ist ein amerikanischer Goldadler, er leidet an Größenwahn!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1944
Entstehungsdatum (normiert)
1939 - 1949
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 200.1944, Nr. 5141, S. 5141_063
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg