Zeichnung von Rud. Matouschek
„Was möchten Sie jetzt hören?"
„Das sanfte Geräusch, wenn man den Klavierdeckel schließt."
Da« Täubchen
Am nächsten Morgen fühlte sich Mr. Draward wieder ganz
wohl. „Ich werde zur Börse fahren," erklärte er. „Du wirst gar
nichts!" entschied seine liebe Gattin. Mr. Draward lag wie einer,
der gar nichts wird und gar nichts ist. Nach einer Weile aber regte
sich wieder sein Eigenwille: „Ich muß doch zur Börse! Bedenke,
was auf dem Spiele steht! Die Papiere müffen heute unbedingt
abgestoßen werden. Alles deutet daraus hin, daß die Lauste zu
Ende ist. Verkaufe ich heute nicht, so erleide ich gigantische Ver-
luste!" Da kein Einspruch erfolgte, glaubte Mr. Draward, ungehin-
dert sein Eigenleben wiederaufnehmen zu können. Zu diesem Zwecke
schickte er versuchsweise ein paar Zehen aus dem Bette. Da kam
Mrs. Draward schon surienhaft angeschosten: „Du bleibst im Bett
und rührst dich nicht!"
„Meine armen Aktien!" stöhnte er.
„Ich werde dafür sorgen, daß du keinen Verlust erleidest. Aber
ich erlaube nicht, daß du das Bett verläßt, bevor der Arzt dich ge-
sund erklärt."
Erst am sechsten Tag durfte Mr. Draward das Bett verlassen.
Als zahlungsfähiger Patient mußte er sich eine lohnende Dauer
ärztlich verordneler Unpäßlichkeit gefallen lassen, umsomehr als seine
Frau darauf ihre rätselhaften Börsenspekulationen gründete. Jetzt
legte sie dem mit ihrer Erlaubnis Genesenen den Kurszettel vor:
„Berechne, bitte, die Verluste, die du inzwischen erlitten hast."
„Wozu?" fragte Mr. Draward zurück.
„Das wirst du später sehen!"
Mit der Aufstellung der Kursverluste fuhr Mrs. Draward zu
einem erstklassigen Rechtsanwalt. „Wir waren kürzlich bei dem
Börsenmakler Trunk eingeladen, mein Mann hat dort ein Täubchen
gegessen, das der chemischen Untersuchung zufolge nicht mehr ganz
frisch war. Die Folge war ein schweres Magenleiden, das uns an
der Börse einen Verlust von 49000 Dollar brachte."
„Schön, gnädige Frau," erklärte der Rechtskünstler, „wir werden
gegen den Gastgeber Trunk Klage auf 100000 Dollar Schadenersatz
erheben." Mrs. Draward nickte hocherfreut. Zum erstenmal in
ihrem Leben fühlte sie sich von einem Mann verstanden.
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„Was möchten Sie jetzt hören?"
„Das sanfte Geräusch, wenn man den Klavierdeckel schließt."
Da« Täubchen
Am nächsten Morgen fühlte sich Mr. Draward wieder ganz
wohl. „Ich werde zur Börse fahren," erklärte er. „Du wirst gar
nichts!" entschied seine liebe Gattin. Mr. Draward lag wie einer,
der gar nichts wird und gar nichts ist. Nach einer Weile aber regte
sich wieder sein Eigenwille: „Ich muß doch zur Börse! Bedenke,
was auf dem Spiele steht! Die Papiere müffen heute unbedingt
abgestoßen werden. Alles deutet daraus hin, daß die Lauste zu
Ende ist. Verkaufe ich heute nicht, so erleide ich gigantische Ver-
luste!" Da kein Einspruch erfolgte, glaubte Mr. Draward, ungehin-
dert sein Eigenleben wiederaufnehmen zu können. Zu diesem Zwecke
schickte er versuchsweise ein paar Zehen aus dem Bette. Da kam
Mrs. Draward schon surienhaft angeschosten: „Du bleibst im Bett
und rührst dich nicht!"
„Meine armen Aktien!" stöhnte er.
„Ich werde dafür sorgen, daß du keinen Verlust erleidest. Aber
ich erlaube nicht, daß du das Bett verläßt, bevor der Arzt dich ge-
sund erklärt."
Erst am sechsten Tag durfte Mr. Draward das Bett verlassen.
Als zahlungsfähiger Patient mußte er sich eine lohnende Dauer
ärztlich verordneler Unpäßlichkeit gefallen lassen, umsomehr als seine
Frau darauf ihre rätselhaften Börsenspekulationen gründete. Jetzt
legte sie dem mit ihrer Erlaubnis Genesenen den Kurszettel vor:
„Berechne, bitte, die Verluste, die du inzwischen erlitten hast."
„Wozu?" fragte Mr. Draward zurück.
„Das wirst du später sehen!"
Mit der Aufstellung der Kursverluste fuhr Mrs. Draward zu
einem erstklassigen Rechtsanwalt. „Wir waren kürzlich bei dem
Börsenmakler Trunk eingeladen, mein Mann hat dort ein Täubchen
gegessen, das der chemischen Untersuchung zufolge nicht mehr ganz
frisch war. Die Folge war ein schweres Magenleiden, das uns an
der Börse einen Verlust von 49000 Dollar brachte."
„Schön, gnädige Frau," erklärte der Rechtskünstler, „wir werden
gegen den Gastgeber Trunk Klage auf 100000 Dollar Schadenersatz
erheben." Mrs. Draward nickte hocherfreut. Zum erstenmal in
ihrem Leben fühlte sie sich von einem Mann verstanden.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Was möchten Sie jetzt hören?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1944
Entstehungsdatum (normiert)
1939 - 1949
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 200.1944, Nr. 5151, S. 5151_183
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg