Fliegende Blätter (200.1944 (Nr. 5136-5174) = 100. Jahrgang)

Eine Botschaft

(ln Washington ist eine ,,Hebräische Botschaft“ errichtet worden, die
bereits jetzt den künftigen „unabhängigen jüdischen Staat“ vertreten
soll; zunächst will sie für diesen Staat eine Anleihe aufnehmen,)

Erstaunt hat aus Washington
Die Welt die Kunde vernommen:

Das Diplomatische Korps
Hat einen Zuwachs bekommen.

Gleichwie den glänzenden Tag
Die Sonne mit erstem Rot schafft,

So ist nun errichtet dort
Die erste „Hebräische Botschaft“.

Zwar ist ein hebräischer Staat
Vorläufig noch nicht vorhanden;

Das Ei ist in diesem Fall
Schon vor der Henne entstanden.

So muß die Botschaft zunächst
Sich eifrig darum bemühen,

Daß Zion als freies Land
Recht bald nun möge erblühen.

Sonst säße man nämlich doch
ln einer Lage, die Not schafft:

Ein Staat, der noch gar nicht da,

Braucht eigentlich keine Botschaft.

Die neue Botschaft jedoch
Betrachtet sich nicht als Schemen.

O nein, sie ist schon dabei
Eine Anleihe aufzunehmen.

Verzinsung und Tilgung soll
Den Gläubigern garantiert sein
Durch den hebräischen Staat,

Wird dieser erst realisiert sein.

Der Judenstaat ist noch nicht da,
Doch soll man schon Geld ihm bieten;
Das paßte sich eigentlich
Für eifrige Philosemiten.

„Sie haben aber Ihre Leuchtplakette hochgesteckt, Äerr Bimslechner!"
„Ja, Wissen Sie, — ich hab's jetzt satt, gestern abend ist Wieder ne
Frau mit 2 Zentner über mich drübergefallen!"

Sie müßten sorgen, daß in
Die jüdische Kasse Moos fällt.
Gespannt erwarten wir nun:
Wieviel wohl zeichnet denn Roosevelt?

—on.

Kleine Chronik

Ein Pariser Nervenarzt Will festge-
stellt haben, daß infolge der Verdunkelung
die Fälle von Schlafwandeln abgenom-
men haben.

Vielleicht liegt es nur daran, daß
die Somnambulen keine offenen Fenster
mehr finden. Oder am Ende sieht man
sie, eben wegen der Verdunkelung, nicht
mehr bei ihre» Spaziergängen. — <m.

Hochsommerhitze — zergangen

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