o o-
Man ist sie los
(ln der Londoner Tagespresse, besonders den Mittelstandblättern, gibt sich
nach dem Abzug der Amerikaner ein gewisses Gefühl der Befreiung kund.)
Als die Amerikaner
Nun fort zur Invasion,
Bemerkte man in London
So manchen Freudenton.
Zwar leise nur; im Innern
Doch war der Jubel groß.
Wie hat man aufgeatmet:
Man ist sie endlich los!
Man hat jetzt keine Sorge,
Wenn man herumspaziert.
Daß man zu seinem Schaden
Mit Yankees kollidiert.
Gefühle der Erlösung
Spürt man nach böser Zeit;
Man wird nicht mehr belästigt
Durch Flegelhaftigkeit.
Man kann auch wieder finden,
Was vorher kaum gelang,
Zum Essen jetzt ein Plätzchen
ln einem Restorang.
Ja, auch ein strammer Whisky
Wird nun manchmal spendiert,
Der sonst den Dollargästen
Allein nur reserviert.
Und will man sich zerstreuen,
Sind doch die Plätze jetzt
Im Kino und Theater
Von Yankees nicht besetzt.
Der Stolz des Briten kriegt jetzt
Von Fremden keinen Stoß;
Die Yankees sind gegangen;
Man ist sie endlich los.
Man ist sie los geworden.
Oh, welch ein großes Glück I
Im Stillen wünscht man: Kämen
Sie niemals doch zurück!
Aus dem Nachlaß des französischen „Parfümkönigs" Coty ist
das Bett der Dubarry für 300000 Franken versteigert worden.
Ludwig XV. ist dieses Bett viel teurer zu stehen gekommen.
Der „Daily Lerald" hat die mit Beginn der Invasion aufgeblühte
Kurstreiberei und Spekulationswut ein widerwärtiges Schauspiel
genannt und geschrieben, die Invasion an der Londoner Börse gehe
schneller voran als die in Nordfrankreich.
Weil es für die Spekulanten überhaupt keine Äemmungen gibt,
und weil an der Börse nur Kurse vorwärts getrieben werden und
nicht Menschen.
Kleine Chronll
Der Major Randolph Churchill, der Sohn
des Premierministers, hat vor jugoslawischen
Pressevertretern die „Tito-Negierung" eine
Musterorganisation genannt, die im Kleine»
jenes Europa zeige, das geschaffen werden soll.
Als Winston Churchills Sohn ist Randolph
natürlich der Meinung, daß in Europa Ban-
diten regieren sollen.
Die Londoner Zeitung „News Chronicle"
hat wegen eines pessimistischen Artikels über
die Invasion 50000 Pfund Strafe zahlen
müssen; außerdem mußte der Lauptschrift-
leiter entlassen werden.
Pessimismus muß jetzt in England schwer
bestraft werde», denn je leichter ein Siebei
sich verbreiten kann, desto stärkere Maßregeln
muß man dagegen ergreifen.
„Schrecklich ist das mit meinem Mann!
Wenn er gerade nichts zu rauchen hat,
brummt er."
„Äelfen Sie ihm nicht mit Ihrer Raucher-
karte aus, Frau Meier?"
„Anmöglich! Mein Friseur gibt sich viel
mehr Mühe, wenn ich ihm ein paar Ziga-
retten zustecke."
Ngch dem Einmarsch der Alliierten in Rom
wurde sofort die Synagoge wieder feierlich
eröffnet; hohe englische und amerikanische
Offiziere nahmen daran teil.
Jedenfalls haben die Juden das gewünscht,
und ihr Wunsch war Befehl. Es ist anzu--
nehmen, daß nach dem Einweihungsaktus gleich
um gute Geschäfte bei der Auspowerung Noms
gebetet wurde.
Die englische Sonntagszeitung „Observer"
hat verlangt, die Auswanderung junger Eng-
länder und Engländerinnen in die Dominions,
die von diesen gewünscht werde, dürfe nicht
gestattet werden; das Schrumpfen der Be-
völkerung Großbritanniens lasse das nicht zu.
Vorläufig braucht das Problem noch nicht
erörtert zu werden. Man sollte erst abwarten,
wieviele Menschen Großbritannien nach dem
Kriege ernähren können wird. Vielleicht wird
man die Auswanderung dann sogar fördern
müssen. —on.
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Man ist sie los
(ln der Londoner Tagespresse, besonders den Mittelstandblättern, gibt sich
nach dem Abzug der Amerikaner ein gewisses Gefühl der Befreiung kund.)
Als die Amerikaner
Nun fort zur Invasion,
Bemerkte man in London
So manchen Freudenton.
Zwar leise nur; im Innern
Doch war der Jubel groß.
Wie hat man aufgeatmet:
Man ist sie endlich los!
Man hat jetzt keine Sorge,
Wenn man herumspaziert.
Daß man zu seinem Schaden
Mit Yankees kollidiert.
Gefühle der Erlösung
Spürt man nach böser Zeit;
Man wird nicht mehr belästigt
Durch Flegelhaftigkeit.
Man kann auch wieder finden,
Was vorher kaum gelang,
Zum Essen jetzt ein Plätzchen
ln einem Restorang.
Ja, auch ein strammer Whisky
Wird nun manchmal spendiert,
Der sonst den Dollargästen
Allein nur reserviert.
Und will man sich zerstreuen,
Sind doch die Plätze jetzt
Im Kino und Theater
Von Yankees nicht besetzt.
Der Stolz des Briten kriegt jetzt
Von Fremden keinen Stoß;
Die Yankees sind gegangen;
Man ist sie endlich los.
Man ist sie los geworden.
Oh, welch ein großes Glück I
Im Stillen wünscht man: Kämen
Sie niemals doch zurück!
Aus dem Nachlaß des französischen „Parfümkönigs" Coty ist
das Bett der Dubarry für 300000 Franken versteigert worden.
Ludwig XV. ist dieses Bett viel teurer zu stehen gekommen.
Der „Daily Lerald" hat die mit Beginn der Invasion aufgeblühte
Kurstreiberei und Spekulationswut ein widerwärtiges Schauspiel
genannt und geschrieben, die Invasion an der Londoner Börse gehe
schneller voran als die in Nordfrankreich.
Weil es für die Spekulanten überhaupt keine Äemmungen gibt,
und weil an der Börse nur Kurse vorwärts getrieben werden und
nicht Menschen.
Kleine Chronll
Der Major Randolph Churchill, der Sohn
des Premierministers, hat vor jugoslawischen
Pressevertretern die „Tito-Negierung" eine
Musterorganisation genannt, die im Kleine»
jenes Europa zeige, das geschaffen werden soll.
Als Winston Churchills Sohn ist Randolph
natürlich der Meinung, daß in Europa Ban-
diten regieren sollen.
Die Londoner Zeitung „News Chronicle"
hat wegen eines pessimistischen Artikels über
die Invasion 50000 Pfund Strafe zahlen
müssen; außerdem mußte der Lauptschrift-
leiter entlassen werden.
Pessimismus muß jetzt in England schwer
bestraft werde», denn je leichter ein Siebei
sich verbreiten kann, desto stärkere Maßregeln
muß man dagegen ergreifen.
„Schrecklich ist das mit meinem Mann!
Wenn er gerade nichts zu rauchen hat,
brummt er."
„Äelfen Sie ihm nicht mit Ihrer Raucher-
karte aus, Frau Meier?"
„Anmöglich! Mein Friseur gibt sich viel
mehr Mühe, wenn ich ihm ein paar Ziga-
retten zustecke."
Ngch dem Einmarsch der Alliierten in Rom
wurde sofort die Synagoge wieder feierlich
eröffnet; hohe englische und amerikanische
Offiziere nahmen daran teil.
Jedenfalls haben die Juden das gewünscht,
und ihr Wunsch war Befehl. Es ist anzu--
nehmen, daß nach dem Einweihungsaktus gleich
um gute Geschäfte bei der Auspowerung Noms
gebetet wurde.
Die englische Sonntagszeitung „Observer"
hat verlangt, die Auswanderung junger Eng-
länder und Engländerinnen in die Dominions,
die von diesen gewünscht werde, dürfe nicht
gestattet werden; das Schrumpfen der Be-
völkerung Großbritanniens lasse das nicht zu.
Vorläufig braucht das Problem noch nicht
erörtert zu werden. Man sollte erst abwarten,
wieviele Menschen Großbritannien nach dem
Kriege ernähren können wird. Vielleicht wird
man die Auswanderung dann sogar fördern
müssen. —on.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Komm her, Liese, ich hab dir's Gras schön angewärmt!" "Schrecklich ist das mit meinem Mann!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1944
Entstehungsdatum (normiert)
1939 - 1949
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 200.1944, Nr. 5165, S. 5165_044
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg