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preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr.

ob. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2'/, Sgr.

Das Geld liegt am Wege.

(Fortsetzung.)

Als das Mädchen unter die Thüre des Tanzbodens
trat, begegnete sie dem scharfen Blick der Bäuerin, die mit
andern Weibern an der von Johann bezeichneten Stelle saß.
Die Lisabeth, eine reiche Bauerntochter aus einem benach-
barten Dorfe, stand bei ihr. Diese mochte etwa 16 Jahre
alt sein, trug städtische Kleidung und war „bloßköpsig", doch
schienen sich die anwesenden Bursche. nicht viel um sie zu
kümmern, d. h. ihr besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
Kathrina wurde von Vielen freundlich begrüßt und auf die
häusige Frage: „Wo ist der Johann?" entgegnete sie stets:
„Was weiß ich!" Sie tanzte einige Zeit mit, als sie aber
sah, daß die Bäuerin sich ärgerlich entfernte, wahrscheinlich,
um sich zu vergewisiern, daß der Johann daheim sei, weil er
1 trotz allen Harrens sich nicht hatte blicken lassen, verließ
i auch sie mit einer Kamerädin — einer Magd, die keinen
; Tänzer bekommen hatte und daher der Kirchweih satt war
, — den Tanzplatz und wanderte durch die schöne stille Nacht
' dem heimatlichen Dorfe zu.

„Wie schön muß es sein, wenn man recht Geld hat,"

! sagte Kathrina unterwegs, „ich wollt', ich thät' die Ottern-
! kröne finden, da geht's einem nimmer aus. Aber lieber
keines, als Teufelsgeld, wie jener Bauer, dem's der böse
Feind zum Schlot hineingetragen hat, daß die Nachbarn die
feuerige Glut über dem Dache steh'n haben sehen — ober
wie ein Billmetschneidcr*), der Nachts durch die Kornäcker
geht und das Getreide in seinen Stadel hert."

*) Von Bilwiß, ehemals „ein guter Genius elbischer Natur,"
nun aber nur noch als „plagendes, schreckendes, Gcrreidc zerschneiden-
des Gespenst bekannt." Billmetschneider, ein Bauer, der sich durch
geheime Künste in der obcngedachlen Weise zn bereichern weiß.

„Freilich," erwiderte verstimmt ihre Gefährtin.

„Geld, Geld, Geld,

Ja Geld regiert die Welt —
mir aber ist's einerlei, ob ich Geld Hab' oder nicht."

Kathrina dachte an die bevorzugte Lisabeth — ihre Ar-
muth schmerzte sie tief, aber die Liebe und Beharrlichkeit
Johanns richtete sie auf.

Auch das Auswandern ging ihr im Kopfe herum und
sie konnte heute lange nicht cinschlafen, so erregt war sic.

3. Das Geld liegt am Wege.

Ein harter Winter hatte das Voigtland in seine eisigen
Banden geschlagen und die Schlitten klingelten Heuer länger
durch Dorf und Stadt als seit langer Zeit. Wochen voll
strenger Kälte mit unbeschreiblich schönen Lichtspielen, wie sie
sonst nur der hohe Norden zu gewähren vermag, wechselten
ab mit jenen lautlosen, träumerischen Tagen, an denen Wald
und Flur und Dorf unter der weichen hohen Schneedecke zu
schlummern scheinen, aber immer „schlugen sich Bäcker und
Müller" auf's Neue, wie man hier beim Tanze der großen
Flocken zu sagen pflegt, der Frühling schien ausbleiben zu
wollen und die Thierlein des Waldes und Feldes litten bittere
Noth. Kathrina, die nun bereits seit fünf Jahren den Ge-
sellen ersetzte und, während die alte Mutter das Spnlrad
schnurren ließ, die „Schütze" rührte und die fertige Waare
sodann selbst zum Fabrikanten lieferte, mußte ojl durch tiefen
Schnee sich Bahn brechen und empfand die Härte dieser Mo-
nate in vollem Maaße.

Da wurden ihr diese allwöchentlichen Wege aus einmal
erspart. Die Baumwollenwaarenfabrikation war durch ver-
schiedene äußere Zufälle in's Stocken gerathen und mancher


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