Fliegende Blätter (57.1872 (Nr. 1407-1432))

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Weihnacht.

Weihnacht! Du trautes, wunderreiches Wort,

Das erste, das des Kindes trunk'nem Blick,

Als seines jungen Lebens erstes Glück,

Sich cinprügt, als sein höchster Freuden-Hort;

Uns Allen auch bist du ein heller Stern,

Daheim im Vaterhaus einst aufgegangen.

Und nicht des Raumes, nicht der Zeiten Fern'

Verlöscht nach dir das sehnende Verlangen,

Du, unser schönster, reichster Jugendtraum,

Du kerzenheller, grüner Weihnachtsbaum!

Christabend ist's, — vor der verschloss'nen Stube
Im siustern Vorgemach harrt still der Bube;

Hoch klopft sein Herz, er saugt den Zauberduft
Von Tanngrün, Obst und Süßzeug gierig ein.

Der durch den Thürspalt quillt, von hellem Schein
Durchblitzt. Da, horch! Jetzt, jetzt, das Glöcklein ruft,
Die Thür geht auf, — das Christkind ist gekommen! -
Und in ein Lichtmeer tritt das Kind hinein, —

In tiefster Seel' erschrocken und beklommen, —

So schön kann cs ja nur im Himmel sein!

Roch fehlt der Freud' das Wort, — die kleine Brust
Will springen schier vor höchsten Glückes Lust.

Da faßt der Blick erst Ein's, das And re dann,

Jetzt löst in Jubel sich des Staunens Bann,

Und klar allmählich aus dem gold'nen Rebel

Tritt - Trommel, Fibel, Steckenpferd und Säbel, -

Die heißersehnten, viel gewünschten Gaben,

Die Ideale jedes ächten Knaben.

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