6 Selbstgefühl.
Ehrenrettung.
„Wo ist die Cervelatwurst, welche Du jeden Abend zu bringen
hast?" — „Verzeihen S', Herr Lieutenant, ich Hab' sie gegessen."
— „Was, wie kannst Du Dich unterstehen?" — „Sehen Sic,
Herr Lieutenant, wie ich die Wurst hol', begegnet mir ein Kamerad;
der fragt mich, wem die Wurst gehört, und da sag' ich ihm halt, für
meinen Herrn. „ Was," spottet der, „Dein Herr ißt jeden Abend nur
eine Cervelat, das ist einmal eine Schand!" D'rauf sag' ich ihm
wieder: nein die Wurst ist für mich, — und da Hab' ich sie gleich vor
ihm gefressen und so die Schand auf mich genommen!"
Gendarme: „Kerl, willst Du ordentlich marschiren
oder . . .!" — SPitzbub: „Nur anständig. Sie, der Sie
doch auf uns angewiesen sind; — wovon wollten Sie denn
leben, wenn wir nicht wären!"
Vor so und soviel Jahren, als Herzog Karl Wilhelm von
Braunschweig noch lebte, hatten die Bauern in einigen Dörfern
die schlechte Mode, statt in die Kirche — in's Wirthshaus zu
j gehen und sich am heiligen Sonntagsmorgen zu betrinken.
I Als die Prediger nichts ausrichten konnten, gab der Herzog ein
Gesetz, daß die Leute den Sonntag heilig halten sollten. Das
wirkte; nur in einem Dorfe blieb es beim Alten. Als der
Fürst das hörte, ging er am Sonntagmorgcn in einem schlechten
Rocke nach dem Dorf in den Krug und setzte sich an den laugen
Tisch, der mitten in der Stube stand. — Es dauerte auch
gar nicht lauge, so war der Tisch mit Bauern besetzt. Sic hatten
eine große Kanne voll Branntwein; die bekam Einer zu fassen,
Ehrenrettung.
„Wo ist die Cervelatwurst, welche Du jeden Abend zu bringen
hast?" — „Verzeihen S', Herr Lieutenant, ich Hab' sie gegessen."
— „Was, wie kannst Du Dich unterstehen?" — „Sehen Sic,
Herr Lieutenant, wie ich die Wurst hol', begegnet mir ein Kamerad;
der fragt mich, wem die Wurst gehört, und da sag' ich ihm halt, für
meinen Herrn. „ Was," spottet der, „Dein Herr ißt jeden Abend nur
eine Cervelat, das ist einmal eine Schand!" D'rauf sag' ich ihm
wieder: nein die Wurst ist für mich, — und da Hab' ich sie gleich vor
ihm gefressen und so die Schand auf mich genommen!"
Gendarme: „Kerl, willst Du ordentlich marschiren
oder . . .!" — SPitzbub: „Nur anständig. Sie, der Sie
doch auf uns angewiesen sind; — wovon wollten Sie denn
leben, wenn wir nicht wären!"
Vor so und soviel Jahren, als Herzog Karl Wilhelm von
Braunschweig noch lebte, hatten die Bauern in einigen Dörfern
die schlechte Mode, statt in die Kirche — in's Wirthshaus zu
j gehen und sich am heiligen Sonntagsmorgen zu betrinken.
I Als die Prediger nichts ausrichten konnten, gab der Herzog ein
Gesetz, daß die Leute den Sonntag heilig halten sollten. Das
wirkte; nur in einem Dorfe blieb es beim Alten. Als der
Fürst das hörte, ging er am Sonntagmorgcn in einem schlechten
Rocke nach dem Dorf in den Krug und setzte sich an den laugen
Tisch, der mitten in der Stube stand. — Es dauerte auch
gar nicht lauge, so war der Tisch mit Bauern besetzt. Sic hatten
eine große Kanne voll Branntwein; die bekam Einer zu fassen,
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Selbstgefühl" "Ehrenrettung" "Gieb's weiter!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Ohrfeige <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 62.1875, Nr. 1537, S. 6
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg