Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
5. Handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitungsexpeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich ei» Mal. Preis des Bandes
^ m (2ü Nummern) 6 Mark 70 Pf., cxcl. Porto bei Dd. IvXII.
direktem Bezüge. Einzelne Nummern 30 Pfennige.
Wien ist eine große Stadt und hat auch viele Einwohner.
Auch au Wittwen fehlt cs nicht, und besonders alte Wittwen gicbt
es schockweise. — Junge Wittwen, zumal reiche, gehören schon zu
den größeren Seltenheiten, und halten gewöhnlich nicht sehr
lange an; das heißt, sie heirathen entweder, oder sie werden
— alt, und gehören dann zu den schockweis zählbaren allen
Wittwen. — Die größte Seltenheit ist aber eine junge, hübsche,
reiche Wittwc, die eine junge, hübsche, hcirathsfähigc Tochter-
Hat, wo cs schwer wird, zwischen Mutter und Tochter zu wählen.
und man nach Heine wie ein Esel zwischen zwei Bündeln Heu
steht, der verhungert, da er nicht weiß, wo zuerst anbeißeu. —
Eine solche merkwürdige Wittwe >var Frau Anastasia Lindcnblüh,
i die ein Vermögen von einer halben Million Gulden besaß, und
nicht nur hübsch, sondern beinahe schön war. — Und eben
1 diese Rarität, das heißt diese Wittwe, hatte eine schöne Tochter,
die 17 Jahre zählte, und die nicht nur heirathsfähig, sondern
auch heirathslustig war. Wien ist aber, wie gesagt, eine große
Stadt, und da fehlt es auch nicht an Männern.
Und siehe da! Da war auch richtig in Wien ein reicher
! Wittwer, Herr Karl Kornroth mit seinem Sohne Amadäus. —
i Nun, lieber Leser, wirst Du gewiß sagen: „Ach! ich ahne schon
die ganze Geschichte: Der Wittwer heirathet die Wittwe, der
Sohn die Tochter, und so haben wir das Ende dieser Ge-
schichte." Aber, da täuschest Du Dich. Weder heirathet Herr
Karl Kornroth die liebenswürdige Wittwe Anastasia, noch ;
heirathen sich deren Kinder. Höre denn, wie es geschah.
Es war, — was war denn nur geschwind? — es war '
meinetwegen Dienstag, ein schöner Dienstagnachmittag, im schönen
Monat Mai; es blühten die — nun Alles blühte natürlicher
Weise, toas eben im Monat Mai blüht, und mancher Leser
vom Lande zum Beispiele, wird das besser wissen als ich, der ;
ich immer in der Stadt hocke, und ich erspare so auf die schönste
Art das Aufzählen aller Blumen, die im Mai blühe», und
setze mich nicht der Gefahr aus, daß bei dieser Aufzählung ein
Fehler mit unterläuft, wie es manchen: Novcllcndichter und
mancher Novcllcndichteriu manchmal passiren kan», wenn sic ihre
laugathmigen botanischen Einleitungen zu ihren Erzählungen
schreiben. — Es war also — um auf meine Erzählung znrück-
zukommen — cs war also dieser Maicndicnstag. Weil schönes
Wetter war, sah sich Amadäus, Sohn des Wittwers, veranlaßt,
i an diesem schönen Tage einen Spaziergang nach Schönbrunn
5. Handlungen, sowie von allen Postämtern und
Zeitungsexpeditionen angenommen.
Erscheinen wöchentlich ei» Mal. Preis des Bandes
^ m (2ü Nummern) 6 Mark 70 Pf., cxcl. Porto bei Dd. IvXII.
direktem Bezüge. Einzelne Nummern 30 Pfennige.
Wien ist eine große Stadt und hat auch viele Einwohner.
Auch au Wittwen fehlt cs nicht, und besonders alte Wittwen gicbt
es schockweise. — Junge Wittwen, zumal reiche, gehören schon zu
den größeren Seltenheiten, und halten gewöhnlich nicht sehr
lange an; das heißt, sie heirathen entweder, oder sie werden
— alt, und gehören dann zu den schockweis zählbaren allen
Wittwen. — Die größte Seltenheit ist aber eine junge, hübsche,
reiche Wittwc, die eine junge, hübsche, hcirathsfähigc Tochter-
Hat, wo cs schwer wird, zwischen Mutter und Tochter zu wählen.
und man nach Heine wie ein Esel zwischen zwei Bündeln Heu
steht, der verhungert, da er nicht weiß, wo zuerst anbeißeu. —
Eine solche merkwürdige Wittwe >var Frau Anastasia Lindcnblüh,
i die ein Vermögen von einer halben Million Gulden besaß, und
nicht nur hübsch, sondern beinahe schön war. — Und eben
1 diese Rarität, das heißt diese Wittwe, hatte eine schöne Tochter,
die 17 Jahre zählte, und die nicht nur heirathsfähig, sondern
auch heirathslustig war. Wien ist aber, wie gesagt, eine große
Stadt, und da fehlt es auch nicht an Männern.
Und siehe da! Da war auch richtig in Wien ein reicher
! Wittwer, Herr Karl Kornroth mit seinem Sohne Amadäus. —
i Nun, lieber Leser, wirst Du gewiß sagen: „Ach! ich ahne schon
die ganze Geschichte: Der Wittwer heirathet die Wittwe, der
Sohn die Tochter, und so haben wir das Ende dieser Ge-
schichte." Aber, da täuschest Du Dich. Weder heirathet Herr
Karl Kornroth die liebenswürdige Wittwe Anastasia, noch ;
heirathen sich deren Kinder. Höre denn, wie es geschah.
Es war, — was war denn nur geschwind? — es war '
meinetwegen Dienstag, ein schöner Dienstagnachmittag, im schönen
Monat Mai; es blühten die — nun Alles blühte natürlicher
Weise, toas eben im Monat Mai blüht, und mancher Leser
vom Lande zum Beispiele, wird das besser wissen als ich, der ;
ich immer in der Stadt hocke, und ich erspare so auf die schönste
Art das Aufzählen aller Blumen, die im Mai blühe», und
setze mich nicht der Gefahr aus, daß bei dieser Aufzählung ein
Fehler mit unterläuft, wie es manchen: Novcllcndichter und
mancher Novcllcndichteriu manchmal passiren kan», wenn sic ihre
laugathmigen botanischen Einleitungen zu ihren Erzählungen
schreiben. — Es war also — um auf meine Erzählung znrück-
zukommen — cs war also dieser Maicndicnstag. Weil schönes
Wetter war, sah sich Amadäus, Sohn des Wittwers, veranlaßt,
i an diesem schönen Tage einen Spaziergang nach Schönbrunn
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Lindenblüh und Kornroth"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Heimliche Liebe