.. .., .Erscheinen wöchentlich ein Mal. Preis des Bandes
sowie von allen Postämtern und (26 Nummern) 6 Mark 70 Pf-, excl. Porto bei LXII, J5b.
Speditionen angenommen. directem Bezüge. Einzelne Nummern 30 Pfennige.
Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
6. Handlungen.
Zeitungsexp
Linde »blüh und Kornrot h.
(Schluß.)
Es war 7 Uhr. — Vater und Sohn setzten sich auf
ihre Sperrsitze; — wer saß neben ihnen? — Die beiden Damen
Lindcnblüh. — Mutter und Tochter. Vater und Sohn wurden
bis über die Ohren roth. Tic Mutter wurde auf die Tochter,
die Tochter auf die Mutter, der Vater auf den Sohn, der Sohn
auf den Vater — eifersüchtig, und — der Vater blickte den
Sohn, der Sohn den Vater fortwährend mit den Blicken
der Leidenschaft an, und dasselbe geschah auch bei Mutter und
Tochter. Die beiden Paare saßen zufälliger Weise so, daß der
Vater neben die Tochter zu sitzen kam; Mutter und Sohn
jedoch (leider getrennt) saßen auf den Seiten.
Es begann die Ouvertüre.
Allen Vieren wollte schier das Herz springen. Keines hat
es noch gewagt, ein Sterbenswörtchen zu sprechen. Endlich
ging der Vorhang in die Höhe, es begann der erste Act.
Alle Vier glaubten, er dauere eine lange, lange Ewigkeit. Endlich,
endlich war auch der erste Act abgespielt, da faßte Ritter Karl
Kornroth sich kühn ein Herz, und erlaubte sich bcschcidcntlichst
die bescheidene Frage: „Wie hat Ihnen dieser erste. Act ge-
fallen?"
Mutter und Sohn saßen indeß wie auf Nadeln, — ach so
nah und doch so fern!
„O süperb," antwortete coquct die Tochter, „ich weiß
zwar nicht, ob meine Ansicht die richtige —"
„Was ist nicht richtig, was Sie sagen? Wie können so
schöne Lippen Unrichtiges sprechen!"
„Bitte zu gütig," sagte Eleonore, indem sie triumphircnd .
auf die Mutter blickte. Da begann der zweite Act. Amadeus
drohte in Ohnmacht zu fallen, — wie gerne hätte er ein einziges
Wörtchen mit Frau Lindcnblüh gewechselt! — Endlich! Der
zweite Act war auch zu Ende.
„Was sagen Sic zum zweiten Acte?" fragte Herr Karl
Kornroth.
„Daß er dem ersten nicht nachsteht," antwortete Eleonore.
„Ebenso wenig," sagte Herr Kornroth, der heute doch um
jeden Preis galant sein mußte, „ebenso wenig als Sie, Fräulein,
der Venus."
„Aber geh'ns, Sic Schmeichler," sagte Eleonore und blickte,
wo möglich noch triumphircndcr als das erstemal auf die Mutter.
So vergingen noch 3 Acte, bis endlich, endlich das Ende des
endlos scheinenden Stückes herankam. Das Publikum begann
6
sowie von allen Postämtern und (26 Nummern) 6 Mark 70 Pf-, excl. Porto bei LXII, J5b.
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Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
6. Handlungen.
Zeitungsexp
Linde »blüh und Kornrot h.
(Schluß.)
Es war 7 Uhr. — Vater und Sohn setzten sich auf
ihre Sperrsitze; — wer saß neben ihnen? — Die beiden Damen
Lindcnblüh. — Mutter und Tochter. Vater und Sohn wurden
bis über die Ohren roth. Tic Mutter wurde auf die Tochter,
die Tochter auf die Mutter, der Vater auf den Sohn, der Sohn
auf den Vater — eifersüchtig, und — der Vater blickte den
Sohn, der Sohn den Vater fortwährend mit den Blicken
der Leidenschaft an, und dasselbe geschah auch bei Mutter und
Tochter. Die beiden Paare saßen zufälliger Weise so, daß der
Vater neben die Tochter zu sitzen kam; Mutter und Sohn
jedoch (leider getrennt) saßen auf den Seiten.
Es begann die Ouvertüre.
Allen Vieren wollte schier das Herz springen. Keines hat
es noch gewagt, ein Sterbenswörtchen zu sprechen. Endlich
ging der Vorhang in die Höhe, es begann der erste Act.
Alle Vier glaubten, er dauere eine lange, lange Ewigkeit. Endlich,
endlich war auch der erste Act abgespielt, da faßte Ritter Karl
Kornroth sich kühn ein Herz, und erlaubte sich bcschcidcntlichst
die bescheidene Frage: „Wie hat Ihnen dieser erste. Act ge-
fallen?"
Mutter und Sohn saßen indeß wie auf Nadeln, — ach so
nah und doch so fern!
„O süperb," antwortete coquct die Tochter, „ich weiß
zwar nicht, ob meine Ansicht die richtige —"
„Was ist nicht richtig, was Sie sagen? Wie können so
schöne Lippen Unrichtiges sprechen!"
„Bitte zu gütig," sagte Eleonore, indem sie triumphircnd .
auf die Mutter blickte. Da begann der zweite Act. Amadeus
drohte in Ohnmacht zu fallen, — wie gerne hätte er ein einziges
Wörtchen mit Frau Lindcnblüh gewechselt! — Endlich! Der
zweite Act war auch zu Ende.
„Was sagen Sic zum zweiten Acte?" fragte Herr Karl
Kornroth.
„Daß er dem ersten nicht nachsteht," antwortete Eleonore.
„Ebenso wenig," sagte Herr Kornroth, der heute doch um
jeden Preis galant sein mußte, „ebenso wenig als Sie, Fräulein,
der Venus."
„Aber geh'ns, Sic Schmeichler," sagte Eleonore und blickte,
wo möglich noch triumphircndcr als das erstemal auf die Mutter.
So vergingen noch 3 Acte, bis endlich, endlich das Ende des
endlos scheinenden Stückes herankam. Das Publikum begann
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Lindenblüh und Kornroth"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Heimliche Liebe
Lorgnon <Motiv>