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Der F

f%t sein. „Madame, — Sie sind nicht mehr unwohl?"
stammelte der gute, ehrenhafte junge Mensch erstaunt und ein
wenig verlegen.

Madame Wilder schüttelte ihr langes, schwarzes Haar
zurück, welches seltsamer Weise von Wasser zu triefen schien.
„Ja," sagte sie, und ihre Stimme klang wirklich so klar wie
Glas. Sie blieb an der Thüre stehen und lehnte sich wie
müde daran an. „Nein, ich setze mich nicht. Ich bin nur
gekommen, um Ihnen zu sagen, Herr Hermany, daß Sie die
Oper Weber's noch nicht ganz empfinden, so herrlich Sic auch
den Max singen. Sie wissen nicht, daß Agathe eigentlich doch
an dem Schüsse stirbt, den Max nach der Taube richtet. Nur
die albernen Regisseure haben den Schluß freundlich gemacht.
Die Hölle plant ihr Unglück auf einzelne Menschenherzen schon
Jahrtausende früher und läßt sich nicht betrügen. Wer unglück-
lich sein soll, wird rettungslos unglücklich. Und so ist's mit
Agathe. Max trifft sie in's Herz . . ."

Hermany sah, wie sein seltsamer Besuch zu frösteln schien,
und wollte ihre Hand fassen. Aber sie wich zurück. „Nein,"
sagte sie mit der glashellen Stimme, „rühren Sie mich nicht
au. Ich muß meinem Gatten treu bleiben. Und so wie Sie
mich berühren, habe ich keinen Muth mehr. Denn ich liebe
Sie! Wissen Sie das nicht? Ich habe als kleines Mädchen
schon von Ihnen geträumt. Ich suchte Sie in den kalten Ländern
hier. Und dann hielt ich Sie wirklich nur für einen Traum
meiner Seele. Und plötzlich treten Sie vor mich hin, wo es
zu spät ist. Ich wollte Ihnen nur sagen, daß Max nie lächeln

darf in der Oper, denn er ist das Unglück für Agathe. Wenn

er auch nichts dafür kann . . . So . . . -Jetzt gute Nacht."

Er wollte zu ihr sprechen, aber sie war schon verschwunden.
Wie wcggewcht aus seinem Zimmer. Er wußte, daß das Thor
geschlossen sein mußte und ergriff daher sein Licht und eilte ihr
»ach. Aber ans der Treppe lvar sic nicht mehr zu sehen. Er
stieg bis zum Thore hinab, aber sie war nicht mehr da. Es
wurde ihm Plötzlich müde zu Muthe. Er stieg die Treppe
hinauf, und ohne weiter über das seltsame Abenteuer nachzu-

denkcn, fiel er in einen tiefen Schlaf. Die letzten Gedanken,

i>ic sich ihm in Träume verwandelten, waren: „Hätte sic's gleich
gesagt! Ich hätte sie ohnedies; viel lieber gehabt als die Neu-
mann . . . !"

Wie er in sein Zimmer kam, schlug seine Uhr elf Uhr
vor Mitternacht. Am andern Morgen, als er auf der Früh-
probe erschien, fand er die ganze Bühne leer. Nur der Theatcr-
diener sagte: „Ja, wissen Sic denn noch nicht, Herr Hermany?
Heute ist's ja nichts. Weil die arme Madame Wilder gestern
Abends gestorben ist."

„Gestern Abends?" starrte Herr Hermany.

„Nun ja, noch ehe sie ausgckleidct werden konnte, in der
Garderobe traf sie der Herzschlag. Sie sind also früher nach
Hause gelaufen? Aber um Gottcswillen, was werden Sie denn
so blaß?"

„Sic starb gestern Abend?" fragte Herr Hermany athem-
los und heftig.

„Ja. Um zehn Uhr, in der Garderobe hier, che sie noch

eischütz. 155

den Anzug abgelegt hatte. Man trug sic dann nach Hause,

als Leiche." * *

*

Das Hoftheater zu D. mußte sich in der nächsten Zeit
mit Schauspiel begnügen; denn seine Primadonna war todt und
Herr Hermany lag einige Wochen hindurch krank. Er genas
wohl, aber er blieb immer seltsam ernst. Er hatte sich ja eine
volle Stunde hindurch mit einer Todten unterhalten.

E. M. lliicaito.

Auflösung der räthsclhaftcn Inschrift in
voriger Nummer.

„Abraham, e' Sau is a' (auch) gut, aber die solle mir
au' nit esse." _

Nng cfährliches Anerbieten.

„Hör' Sepp, heut' Hab' ich mir eine Jagdkarte gelöst."
— „Was?? Das Geld hättest Du sparen können. Für zwanzig
Pfennig' mach' ich Dir den ganzen Tag 'n Hasen!"

Jllustrirte Anzeige.

„Fcstgeschenkc für Jagdliebhaber aus Hirsch- und
Reh-Geweihen." _

20*
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Illustrirte Anzeige"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Geweih
Schaufenster
Wortspiel
Reh
Hirschgeweihgerät
Jäger <Motiv>
Karikatur
Bein <Motiv>
Schusswaffe <Motiv>
Jagdkleidung
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
Rechtsstatus
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Fliegende Blätter, 64.1876, Nr. 1608, S. 155

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