Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
163

Das Ponny ci

dabei in seiner schlechten Laune das arme Thier ganz er-
bärmlich. Castor, so hieß das Pferdchen, begriff den Grund
dieser Veränderung in seinen alt hergebrachten Gewohnheiten
keineswegs und war mit seinem Herrn sehr unzufrieden.

Früher der kurze Ritt durch den schattigen Park zur
Villa des Generals, dort ein kühler Stall, guter Haber und
schönes Heu — auch gab's dort zahllose „Zuckerln" von der
schönen Generalstochter; bei Abenddämmerung ging's dann
recht behaglich im Schritt wieder heim. Jetzt auf der heißen
Landstraße, im Galopp zwei Stunden mit Sporen und Peitschen-

ls Ehestifter.

hieben traktirt und keinen Haber, kein Heu, von „Zuckerln"
gar nicht zu sprechen, das war unscrin armen Ponny doch
zu arg. — Wer kann cs Castor verübeln, daß er immer
und' immer wieder zur großen Wuth des Grafen Versuche
machte, seinem verlorenen Paradies zuzusteuern. Es mißlang
aber stets; Graf Hartenfels war ein guter Reiter und Castor
mußte seine Schwärmerei hart büßen.

Eines Tages aber, durch die schlechte Behandlung rasend
gemacht, nahm unser Ponny den Kopf zwischen die Beine
und ging, keine Rücksicht ans die Wünsche des Grafen
nehmend, einfach durch; querfeldein^ eilte cs dem Parke zu,
nahm mit einem prachtvollen Satz den niedern Gartenzaun,
und setzte seinen Reiter — mitten unter eine heitere Gesellschaft,
die der General geladen hatte, ab. Nachdem der erste Schreck
vorbei, bcwillkommtc der General, der schnell die Situation
übersah, den Grafen auf's Herzlichste, als wenn nie etwas
zwischen ihnen vorgefallen; er war ja froh, seinen Freund
wieder bei sich zu haben. Der Gras aber, als alter Husar,
hätte um keinen Preis zugestanden, daß ihn sein altes Pferd
unfreiwillig hicrhergeführt und renommirte im Gegentheil mit
seinem Reiterstück. „Macht mir einmal so einen Sprung in
meinen Jahren mit einem fast 20 jährigen Gaul nach; ja wir
Alten! Die jungen Leute haben keine Schneid mehr; daß
der Gurt geplatzt, dafür kann ich nichts." Zu seiner Zu-
friedenheit wurde ihm Alles geglaubt. Dies; brachte den alten
Herrn in so gute Laune, daß er schnell seinen Zorn auf den
General vergaß. Lieutenant Karl, der, nachdem er seinen
Vater in so guter Stimmung sah, sich demselben präsentirte,
wurde allerdings noch mit einem sauersüßen Gesicht begrüßt,
dock) auch dieses verschwand, und daß ich cs nur sage, der
Abend endete mit der feierlichen Verlobung Karl's und Lilly's.

Daß das Ponny nicht von den jungen Leuten vergessen
ivurde, versteht sich von selbst. Von dieser Zeit an hieß cs
aber in der ganzen Gegend nur mehr: „Der Fricdcns-

oder Ehestifter."

H. S. Vreughl.

2V
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Militärische Stoßseufzer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Nagel, Ludwig von
Entstehungsdatum
um 1881
Entstehungsdatum (normiert)
1876 - 1886
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Pferd <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 74.1881, Nr. 1869, S. 163

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen