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24, Handlungen, sowie von allen Postämtern und TÄTr©. 4ä

Zeitungs-Erpeditionen angenommen. Jl tFw

Erscheinen wöchentlich ein Mal.

Preis des Bandes (26 Nummern) M. 6.70. Bei directem
Bezüge per Kreuzband: für Deutschland und Oesterreich

7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins M. 8.— '

Einzelne Nummer 80 ^.

Wie eS dem Oberstlieutcnant Kreuzschnabel im große» Gencralstabe erging.

(Fortsetzung.)

Am dritten Tage nach den eben erzählten Ereignissen trat
das Kommando zusammen. Es waren Offiziere verschiedener
Rangklasscn, und zu meiner großen Freude fehlte auch mein
Freund Kauz nicht. In der heitersten Stimmung traten wir
die Reise an, und während der Fahrt im Eisenbahncoups und
iibcr das Haff machte sich Alles vortrefflich. Die Kameraden
behandelten mich, den liebenswürdigen Gesellschafter, der so
vortreffliche Schnurren und Einfälle zum Besten gab, mit un-
verkennbarem Wohlwollen. Kaum aber waren wir an Ort
und Stelle angelangt, als die Sache sich mit einem Schlage
änderte. Aus den lustigen fidelcn Zechbrüdern wurden plötzlich
ernste Generalstabsoffiziere.

Die Wahrheit zu gestehen, mir blutete das Herz, wie ich
nun die Herren in sachgemäßer Discussion zusammentreten und
mit einer Sicherheit und Gemüthsruhe an ihre Ausgabe gehen
sah, wie sie nur ein beständiges Fortschreiten an der Hand der
Wissenschaft verleihen können. Und ich stand dabei, die be-
deutungslose Null, das fünfte Rad am Wagen, der unver-
besserliche Kreuzschnabel, der nur mit dem Degen Maß nehmen
konnte und nicht die leiseste Ahnung von den, Zwecke einer
Meßkette hatte.

Und dann sah ich, wie der Leiter des Kommandos mit
einem pfiffigen Seitenblick auf mich, den Kauz und noch einen
andern ebensolchen Schwerenöther bei Seite nahm und wie sie
dann heimlich miteinander tuschelten, wobei der Kauz grinste,
als habe er soeben den Stein der Weisen entdeckt, und dann
kam der Vorgesetzte aus mich zu und redete mich in äußerst
verbindlichem Tone folgendermaßen an:

„Run, lieber Kreuzschnabel! Wir haben soeben eine Ein-
theilung der Arbeitspensa vorgenommen und beabsichtigen.
Ihnen den leichteren Thcil zu überlassen. Sie sollen die und
die Strecke an den Dünen vermessen, und werden dabei auch

Salzlake zu berücksichtigen haben. Ucbcrzcugen Sie sich
genau von der Lage und Ausdehnung Salzlakes, zeichnen Sic
den Befund ein und bringen Sic uns das Croquis nach
Swinemünde."

Nachdem noch einige technische Ausdrücke gefallen waren,
die der Teufel verstand, aber nicht ich, die ich aber gewissenhaft
in mein Notizbuch verzeichnete, schickten die Herren sich an,
mich zu verlassen.

„Kauz", raunte ich meinem Freunde in's Ohr. „Sage mir
um Alles in der Welt, wo liegt denn Salzlake eigentlich?"

„Na.... wo wird's denn liegen, Kerl?" gab der Schlingel
zurück, „bei Heringsdorf licgt's. Das mußt Du doch wissen!"

Er hatte Recht. Das konnte ich wissen, nachdem ich eine
Unmasse von Karten gelesen hatte. So begab ich mich denn
straks zu meinem Freunde, dem fortificatorisch dressirten Ritt-
meister in Swinemünde, thcilte ihm oberflächlich mit, daß ich
auf Kommando hier sei und eine Strecke an den Dünen zu
vermessen habe und bat ihn, mir einen Geometer nach Hcrings-
dorf zu senden.

Mein alter Freund war vortrefflich disponirt. Er kannte
einen vorzüglich geschulten Geometer, den er mir zu senden
versprach, und nachdem wir die Freude des Wiedersehens bei
einer Flasche Affenthaler gefeiert hatten, brach ich auf und
verfügte mich ohne Weiteres nach der nächsten Postexpedition,
woselbst sich zwischen mir und dem Sekretair am Schalter das
nachstehende interessante Gespräch entspann:

„Guten Morgen, Herr Postmeister!"

„Morgen, Herr Oberst! ivomit kann ich dienen?"

„Sagen Sie mal, Postmeister, wann geht die nächste
Post nach Salzlake?"

„Nach Salzlake, Herr Oberst, geht gar keine Post, und
zwar aus dem Grunde nicht, weil es ein Salzlake nicht giebt."

*4
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