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An unsere Pessimisten.
Sobald ein Dichter nur die trüben Stunden,
Des Lebens Nacht und wüstes Elend preist -
Den Hab' ich jenem Zahnarzt gleich gefunden,
Der kalten Blut's gesunde Zähne reißt!
Karl <ßrnbf.
Sprachbereicherung.
Hausfrau (zu ihrem Cousin am Spieltisch): „Kannst Du denn
auch nicht einen Abend ohne Kartenspiel leben? Heute hoffte ich,
wir würden uns mit Musik und Tanz unterhalten; einstweilen
kommst Du und verwhistest mir die ganze Gesellschaft!"
Der Knallprotz im Theater.
Er (zu Ihr, nach der Ouvertüre): „Was meinst D', Alle, wär's nicht nobler,
wenn mer jetzt fortgmgen und unsere Platz' leer stehen ließen?!"
Entsprechend.
A: „Ich sage Ihnen, das war eine Zeit,
Herr Baron, als wir vorigen Herbst im
Bade waren! Täglich zehn Hirsche ge-
schossen!" — B: „Kolossal — kann nur
Schwefelbad gewesen sein!"
Sonst — jetzt.
Die Vorzeit sah verwundert d'rein,
Wenn Einer rief: „Gefälschter Wein!"
Es staunt das heutige Geschlecht,
Spricht Einer wo: „Der Wein ist echt!"
«. fl.
Errare humanum est.
Zwei Dichter, Dr. Sausius und Dr. Wohn-
fried, treffen sich in einem einsamen Gebirgs
dorf am Wirthstisch.
Dr. Sausius: „Erlaube, mich vorzu-
stellen — mein Name ist Sausius!"
Dr, Wohnfried: „Sehr erfreut, den
Verfasser der kernigen Burschenlieder pcr^
sönlich kennen zu lernen — ich heiße Wohn-
fried!"
Dr. Sausius: „Welche Ueberraschung!
Sie, der Dichter der reizenden Kinderlieder
im rauhen Gebirge? Wie Sie doch das
Leben der Kleinen erfaßt und belauscht, wie
Sie die feinen Fäserchen des Kindergemüths
unter die liebende Sonde des Vaters und
Dichters gelegt! Fürwahr, das kann nur
ein Ehemann, nur der Papa, der von den
Mündchen und Aeuglein seiner Kleinen
liest und abzeichnet!"
Dr. Wohnfried: „Sehr schmeichelhaft,
Herr Collega, aber Sie verzeihen, wenn ich
einen kleinen Einwand in Ihre sonst statt-
hafte Bemerkung einfließen lasse — ich bin
nämlich noch Junggeselle — aber andern-
theils erfasse ich mit Ihnen die felsenkräftigc
Sprache Ihrer herrlichen Burschenlicder.
Da mag es, da muß es so sein, daß nur
im activen Beobachten, im Mitmachen, Mit-
erleben und Mitfühlen ein begeistertes Wein
lied, ein Champagner berauschtes Studentcn-
Epos, das wildaufloderndc und hinreißende
Burschcnlicd entstehen kann!"
Dr. Sausius (kleinlaut): „Errare
humanum est — ich bin seit sieben Jahren
verheirathet und habe fünf Kinder!"
c. v.
An unsere Pessimisten.
Sobald ein Dichter nur die trüben Stunden,
Des Lebens Nacht und wüstes Elend preist -
Den Hab' ich jenem Zahnarzt gleich gefunden,
Der kalten Blut's gesunde Zähne reißt!
Karl <ßrnbf.
Sprachbereicherung.
Hausfrau (zu ihrem Cousin am Spieltisch): „Kannst Du denn
auch nicht einen Abend ohne Kartenspiel leben? Heute hoffte ich,
wir würden uns mit Musik und Tanz unterhalten; einstweilen
kommst Du und verwhistest mir die ganze Gesellschaft!"
Der Knallprotz im Theater.
Er (zu Ihr, nach der Ouvertüre): „Was meinst D', Alle, wär's nicht nobler,
wenn mer jetzt fortgmgen und unsere Platz' leer stehen ließen?!"
Entsprechend.
A: „Ich sage Ihnen, das war eine Zeit,
Herr Baron, als wir vorigen Herbst im
Bade waren! Täglich zehn Hirsche ge-
schossen!" — B: „Kolossal — kann nur
Schwefelbad gewesen sein!"
Sonst — jetzt.
Die Vorzeit sah verwundert d'rein,
Wenn Einer rief: „Gefälschter Wein!"
Es staunt das heutige Geschlecht,
Spricht Einer wo: „Der Wein ist echt!"
«. fl.
Errare humanum est.
Zwei Dichter, Dr. Sausius und Dr. Wohn-
fried, treffen sich in einem einsamen Gebirgs
dorf am Wirthstisch.
Dr. Sausius: „Erlaube, mich vorzu-
stellen — mein Name ist Sausius!"
Dr, Wohnfried: „Sehr erfreut, den
Verfasser der kernigen Burschenlieder pcr^
sönlich kennen zu lernen — ich heiße Wohn-
fried!"
Dr. Sausius: „Welche Ueberraschung!
Sie, der Dichter der reizenden Kinderlieder
im rauhen Gebirge? Wie Sie doch das
Leben der Kleinen erfaßt und belauscht, wie
Sie die feinen Fäserchen des Kindergemüths
unter die liebende Sonde des Vaters und
Dichters gelegt! Fürwahr, das kann nur
ein Ehemann, nur der Papa, der von den
Mündchen und Aeuglein seiner Kleinen
liest und abzeichnet!"
Dr. Wohnfried: „Sehr schmeichelhaft,
Herr Collega, aber Sie verzeihen, wenn ich
einen kleinen Einwand in Ihre sonst statt-
hafte Bemerkung einfließen lasse — ich bin
nämlich noch Junggeselle — aber andern-
theils erfasse ich mit Ihnen die felsenkräftigc
Sprache Ihrer herrlichen Burschenlicder.
Da mag es, da muß es so sein, daß nur
im activen Beobachten, im Mitmachen, Mit-
erleben und Mitfühlen ein begeistertes Wein
lied, ein Champagner berauschtes Studentcn-
Epos, das wildaufloderndc und hinreißende
Burschcnlicd entstehen kann!"
Dr. Sausius (kleinlaut): „Errare
humanum est — ich bin seit sieben Jahren
verheirathet und habe fünf Kinder!"
c. v.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Knallprotz im Theater"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 91.1889, Nr. 2301, S. 76
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg