190 „Anno Dazumal."
Postalische Dichtungen von !J. Schliffen
y.
Im späteren Mittelalten
Der Städte Boten.
(Schluß.)
frei Tage zog Hans Fliederbusch
Durch Staub und Glut der Sonnen,
- In keine Schenke kehrt' er ein,
Trank Wasser nur vom Bronnen.
Von Mainz bis Coblenz — harte Pein! —
Am Rebenstrand des Rheines
Nur Wasser trinken, wo da quillt
Die Krone allen Weines; —
Und doch, drei Tage hielt er's aus,
Dann sprach er: „Nun, ich denke,
Zum Lohn für die Enthaltsamkeit
Geh' ich zur nächsten Schenke!"
stand ein Wirthshaus, eng
und klein,
Dicht an der Heeresstraße,
Es glänzte weithin über'n
Rhein
Des Wirthes rothe Nase.
Der Wand'rer, der des Weges kam
Und sah dies Zeichen winken,
Der sagte: „Hier gibt's guten Wein
Nach dieses Wirthes Zinken!"
Auch Halis, der vielgeplagte Bot',
Er dachte wohl desgleichen;
Er war mit einem Sprunge d'rin
Und ließ sich Einen reichen.
Bei'ni ersten Zuge schnalzte er
Und blinzelte gar pfiffig:
„Jetzt hilf mir, heil'ger Kilian!
Ist dieses Zeug hier süffig!"
Bei'm zweiten Glas ward er betrübt:
„O gold'ne Rebenhügel!
Ach, hätt' ich nur die Briefe nicht
Mit Schnur und Jngesiegel,
Gern gab' ich hin mein Botenamt,
Wollt' mich der Wirth behalten,
Und könnte ich im Keller hier
Des Knferamtes walten!"
Bei'm dritten Glase, da begann
Die Stimmung umzuspringen,
Mit mächt'ger Stimme Hub er an
Ein frohes Lied zu singen.
Er trank und sang und leerte froh
Den Krug zu öfter'n Malen.
Bei'm zwölften aber sprach der Wirth:
„Bezahlen, Freund! Bezahlen!"
Er suchte lang, er suchte tief
Und auch in jeder Tasche.
„Herr Wirth! Ich Hab' ein gutes Herz,
Doch leider keine Asche!"
Postalische Dichtungen von !J. Schliffen
y.
Im späteren Mittelalten
Der Städte Boten.
(Schluß.)
frei Tage zog Hans Fliederbusch
Durch Staub und Glut der Sonnen,
- In keine Schenke kehrt' er ein,
Trank Wasser nur vom Bronnen.
Von Mainz bis Coblenz — harte Pein! —
Am Rebenstrand des Rheines
Nur Wasser trinken, wo da quillt
Die Krone allen Weines; —
Und doch, drei Tage hielt er's aus,
Dann sprach er: „Nun, ich denke,
Zum Lohn für die Enthaltsamkeit
Geh' ich zur nächsten Schenke!"
stand ein Wirthshaus, eng
und klein,
Dicht an der Heeresstraße,
Es glänzte weithin über'n
Rhein
Des Wirthes rothe Nase.
Der Wand'rer, der des Weges kam
Und sah dies Zeichen winken,
Der sagte: „Hier gibt's guten Wein
Nach dieses Wirthes Zinken!"
Auch Halis, der vielgeplagte Bot',
Er dachte wohl desgleichen;
Er war mit einem Sprunge d'rin
Und ließ sich Einen reichen.
Bei'ni ersten Zuge schnalzte er
Und blinzelte gar pfiffig:
„Jetzt hilf mir, heil'ger Kilian!
Ist dieses Zeug hier süffig!"
Bei'm zweiten Glas ward er betrübt:
„O gold'ne Rebenhügel!
Ach, hätt' ich nur die Briefe nicht
Mit Schnur und Jngesiegel,
Gern gab' ich hin mein Botenamt,
Wollt' mich der Wirth behalten,
Und könnte ich im Keller hier
Des Knferamtes walten!"
Bei'm dritten Glase, da begann
Die Stimmung umzuspringen,
Mit mächt'ger Stimme Hub er an
Ein frohes Lied zu singen.
Er trank und sang und leerte froh
Den Krug zu öfter'n Malen.
Bei'm zwölften aber sprach der Wirth:
„Bezahlen, Freund! Bezahlen!"
Er suchte lang, er suchte tief
Und auch in jeder Tasche.
„Herr Wirth! Ich Hab' ein gutes Herz,
Doch leider keine Asche!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Anno Dazumal"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 91.1889, Nr. 2314, S. 190
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg