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Eine Jnspicirnngs-Geschichte,
unverständliche oder unklare Antworten. Also stramm
gestanden, forsch in die Augen gesehen und frei und
muthig geantwortet!"

Als der Hauptmann sich entfernt hatte, kroch
auch der Wachtmeister noch einmal an der Front
entlang und ergänzte die Vorschriften seines Vor-
gesetzten: „Und das sage ich Euch, Ihr Lümmels,
daß Ihr Euch nicht widersprecht! Wie der Eine
antwortet, so antwortet der Andere, und wenn es die
größte Dummheit ist. Aber nur keinen Widerspruch!
Und sollte schließlich einmal Einer auf einer Dumm-
heit ertappt werden, so sucht er nicht lange nach Aus-
flüchten, sondern sagt frischweg: ,Verzeihen Excellenz,
ich war so verblüfft!' - Das merkt Euch!"-

Der große Tag war gekommen. Die Lumpen-
parade sollte vor sich gehen. Die ganze Batterie war
zu Fuße auf dem Kasernenhofe angetreten, jeder
Mann hatte seine Habseligkeiten vor sich auf einem
Schemel ausgebreitet. Die größten Dummköpfe hatte
man vorsorglich auf den linken Flügel gestellt, denn
Excellenz begann stets aus dem rechten Flügel und
hatte noch nie, weder mit Besichtigung der geflickten
Stiefel noch mit seinen Fragen bis zum letzten Manne
ausgehalten.

Aber es war heute ein Unglückstag. Schon bei
den Exercierübungen hatte der commandirende General
allerhand auszusetzen gehabt. Und nun nahte er
sogar — unerhört! — von der linken Seite, nahm
die Meldungen entgegen und begann vom linken
Flügel die Besichtigung.

Nachdem er sich eine Drillichjacke sehr eingehend
angesehen hatte, fragte er in freundlichem Tone den
linken Flügelmann:

„Nun, mein Sohn, welche Stellung nimmst Du
denn in der Batterie ein?"

Mit Blitzesschnelle führ es heraus: „Bursche beim
Herr Lieutenant Schmidt!"

„Und Du, mein Sohn?" wandte sich die Excellenz
an den Zweiten.

„Bursche beim Herr Lieutenant Schmidt!" ertönte
es nicht minder prompt.

Es entstand eine kleine Pause. Dann wandte
sich die Excellenz an den Dritten: „Und Du?"

„Bursche beim Herr Lieutenant Schmidt!"

Die Pause, die nun entstand, war schon etwas
länger. Die Excellenz sah sich vom linken Flügel ab
die drei Männer noch einmal an. . dann blickte sie
einen Augenblick sinnend zur Erde und fragte nun-
mehr zögernd den Vierten: „Und Du, mein Sohn?"

„Bursche beim Herr Lieutenant Schmidt!"

Eine lange Pause trat ein, eine peinliche Stille.

„Herr Hauptmann", wandte sich schließlich die
Excellenz an den kreidebleich hinter ihr stehenden
Batteriechef, „wie viele Burschen hat denn eigentlich
dieser Herr Lieutenant Schmidt?"

„Excellenz, die Antworten der Leute sind mir
ganz unbegreiflich. Der Lieutenant Schmidt hat selbst-
verständlich nur einen Burschen."

„Hm — nun, wir werden ja sehen!" Damit schritt
der General wieder auf den linken Flügelmann zu.

Eine Jnspicirnngs-Geschichte. 163

„Du sagtest vorher, Du seiest Bursche beim Herrn Lieutenant Schmidt... Bist
Du das wirklich?"

„Zu Befehl, Excellenz!"

„Nun sagt mir aber Euer Herr Hauptmann, der Herr Lieutenant Schmidt
habe nur einen Burschen. Deßhalb kannst Du doch".— und damit redete er
den Zweiten an — „nicht auch Bursche beim Herrn Lieutenant Schmidt sein!"
„Nein, Excellenz!"

„Nun, was bist Du denn?"

„Kanonier im dritten Geschütz!"

„Und Du?" sich zum Dritten wendend.

„Oekonomie-Handwerker!"

„Und Du?", indem er den Vierten fragte.

„Kanonier im ersten Geschütz!"-

„Herr Hauptmann, was mag die Leute vorhin veranlaßt haben, zu sagen,
sie seien sämmtlich Burschen beim Herrn Lieutenant Schmidt?"

„Ist mir ganz unbegreiflich, Excellenz", stotterte der zitternde Batteriechef.
„Hm — nun, wir werden ja sehen. — Zweiter vom linken Flügel, weßhalb
hast Du vorher eine falsche Antwort gegeben?"

„Verzeihen Excellenz, ich war so verblüfft!"

„Und Du?"

„Verzeihen Excellenz, ich war so verblüfft!"

„Und Du?"

„Verzeihen Excellenz, ich war so verblüfft!"-

Lange Unterhaltung.

„Was haben & denn da, Frau Nachbarin?" — „Ein Paar Kanari
Hab' ich in die Kost genommen!" — „Und Sie?" — ,,A' Paar Haserln
für die Kinder . . . Und was gibt's denn sonst Neues? — — — —

— — — — — — — _ Jessas, Jessas, mir scheint, wir
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Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Lange Unterhaltung"
Weitere Titel/Paralleltitel
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Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

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Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Hengeler, Adolf
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 94.1891, Nr. 2388, S. 163

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