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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 3.1907

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Mayer, Hermann: Zur Geschichte der Universitätskapelle im Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2398#0047

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Kleine Mitteilungen und Anzeigen

43

Universitätsprogramm zusammenfassend gehandelt1.
Neben gedruckt Vorliegendem benutzte der hoch-
geschätzte Forscher dabei im Archivrepertorium der
Universität enthaltene Angaben, Akten der Münster-
fabrik und der Schaffnei Breisgau, sowie spätere
Berichte, namentlich einen solchen des Syndikus
Biecheler vom Jahre 18202. Die Senatsprotokolle,
die ebenfalls das Universitätsarchiv — Abschriften z.T.
auch das städtische Archiv -- birgt, scheint er nicht
eingesehen zu haben; und doch haben wir in ihnen,
wenn sie auch sachlich zum Teil schon anderweitig
Bekanntes nur bestätigen, zeitgenössische Quellen,
auf denen die Angaben des Archivrepertoriums
jedenfalls fußen.

Es sei daher gestattet, zunächst wenigstens zwei
einschlägige Stellen aus diesen Senatsprotokollen
hier im Wortlaut wiederzugeben. Der erste Auszug
bezieht sich auf die Anlage der Gräber und ist ab-
gefasst bei Gelegenheit der Bestattung des im Jahre
1569 verstorbenen Theologieprofessors Theob. Tha-
mer3, der zweite auf den (vergeblichen) Wunsch
Kaiser Rudolfs II. im Jahr 1596, das wertvolle Altar-
gemälde von Holbein sich zu erwerben.

Auszug aus dem Protokoll der Senatssitzung
vom 24. Mai 1569.

Als dominus doctor Theobaldus Thamerus uf gestrigen
tag den 23. Mai zuo abend tödlichen verschieden, ist
decerniert, das man ine in das münster zu" der univer-
sitet cho'rlin oder capellen eherlich begraben und sollichs
allen subditis universitatis anzeigen solle, der begrebtnus,
leibfals und anders soll sich m[agister] Caspar Neubeckh
annemen. Notarius sampt zweien zuogeordneten soll alle
ding inventieren und alles, so Thamerus säliger geschriben,
in das collegium hinder die universitet gelegt werden.

Nota. In der Universitet chörlin seind zwo be-
grebtnußen und zwen grabstein, tumba prima und tumba
secunda, sodann vor dem chörlin gegen den chor umb-
gang mögen drei sepulturae noch gemacht werden, als
tumba tertia, quarta et quinta. Die letsten herrn proceres
universitatis so daselbst begraben, seind diese: Dr. Martin
Kügelin, obiit anno 1559 und ligt in tumba prima; Dr.
Andreas Faller anno 60 und ligt in tumba secunda; Dr.
Theobald Bapst, obiit anno 64 und ligt gleich vor der
thür bei dem chörlin als in tumba tertia, und soll
dominus Thamerus da miten im gang neben Dr. Bapsten
seligen ab in tumbam quartam gelegt werden. Von diser
begrebtnus ist ein Vortrag im schwarzen buoch folio 78,
der vermag under anderm, das man ein grab, darin einer
gelegt, vor acht iaren nit rviderumb eröffnen solle4.

1 Die Universitätskapelle im Freiburger Münster. Mit
4 Lichtdruckbildern. Programm der Universität zu Großherzogs
Geburtstag. Freib. 1890.

J Einige wertvolle weitere Schreiben — das Holbeinsche
Altarbild betr. — hat dann aus dem von ihm neugeordneten
Universitätsarchiv veröffentlicht Jos. Karteis im Freiburger
Diözesan-Archiv N. F. 1 (1900), 439—442.

3 Über ihn Schreiber a. a. O. 2, 293.

4 Vgl. den von J. König a. a. O. 292 mitgeteilten Bauvertrag.

Auszug aus dem Senatsprotokoll
vom 29. November 1596.

Als der edel und vest Johann Beat Graß genannt
Vay, der röm. kais. ma[jestä]t unsers allergnädigsten
herrn rat und obervogt der herrschaften Castel- und
Schwartzen-, ouch Kirnberg, Waldtkirch und Kentzingen,
kraft habenden schriftlichen bevelchs einer wolloblichen
v[order]-ö[sterreich.] regierung im namen höchstgedachten
kais. mai. gehorsambsten vleißes, bei herrn rector und
regenten hoher schulen Freyburg im Breysgöw öster-
reichischer Stiftung angehalten und Werbung geton,
demnach allerhöchst gedachter irer kais. mai. ein altar-
tafel in alhiesiger stattpfarkirchen im nemven chor uf
der einen seite gegen hohen altar, wegen eins gar kunst-
reichen gemäldes berümbt und ir kais. mai. solcher tafel
aller gnädigst begern, auch er obervogt verstanden, das
solche tafel in der alhiesigen hohenschul capein be-
melter pfarrkirchen stehn solle: were sein aushabendem
bevelch ansünnen und begern, es wollen ihro kais. mai.
zuo allerundertenigsten ehren herrn rector und regenten
alhiesiger hohenschu°l dieselb altar tafel ihro kais. mai.
zuzeschicken gern bewilligen und verholfen sein.

Darufen ime obervogt in antwurt ervolgt, des vorder-
sten gegen ihro kais. mai. herren rector und regenten
sich allerundertenigsten Willfährigkeit gehorsambst schul-
dig erkennen, sollen aber daneben unangezeigt nit
lassen, das die tafel sehr klein, schlecht unvolkommen,
und allein von zweien fliglen, von andern orten aus
der luterei vor vil iaren gebracht und durch ein fiir-
nähme person zuo ewiger gedächtnus seines geschlechts
in beruörte capell vergäbet worden.

Darumb in ihro der hohenschul geivalt nit stehe,
ohne derselben freundschaft sonderbarn consens wie auch
vorwüßen und verwillignng der höheren geistlichen ober-
keit die translation solcher tafeln aus der kirchen und
von disem altar geschehen zuo laßen, geschwigen anderer
vilfältigen ungelegenheiten, deformiteten, auch der gots
diensten selbiger enden zu verrichten (?) verhindernußen,
da dis werck getrennt und abgebrochen werden solte,
und darfür zuhalten, das an andern orten volkomne,
ganze und köstlichere malwerk bevorstendig, damit ir
kais. mai. mehrers gefallen zuerzeigen. — Als nun be-
sagter obervogt diser antwurt schriftlichen schein begert,
ist derselb ihme, aus beuelch herrn rector und regenten
under mein wol ermelter hohen schulen notarii sub-
signation erteilt worden den 9. Decembris anno der
wenigen zahl 96.

Magister Georgius Brunner u[niv.] notarius.

Am 31. Oktober 1644 trägt der Rektor (Jo.Fautsch)
im Senat vor, „dass die churfürstliche durchlaucht
in Bayern eine affection zu der altar tafel in der
universitet chörlin allein darvon ein copien zenemen,
alsdann solches widerum zu restituieren". Es wurde
beschlossen „zu willfahren gegen widererstattung des
Originals, welche ansinnung hernacher dergestalt con-
venirt und geschlossen worden, ihr churfürstl. durchl.
den altar folgen zelassen, und in dero grösten ge-
fallen zestellen, das original ze behalten und copiam
von selbigem ze schicken oder aber dies original
wider ze schicken".
 
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