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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 3.1907

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Kempf, Friedrich: Zur Baugeschichte des Münsters im ersten Viertel des achtzehnten Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.2398#0088

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Kleine Mitteilungen und Anzeigen

einander werden gleich, die andere mutatis mutandis
gleich wie die Herrn Patres Jesuiteren ihre auch, aber
einer weder größer noch höher als der andere, sondern
alle gleich. Was daran zu vergulden, wird verguldet,
das übrige wird als ein schwarzer Marmor mit weißen
schattirten Aderen und mit einem sonderbaren Firnis
überzogen, welches also glänzet, das man sich darin
sehen kann und kein Mensch glaubete, daß solches ein
Holz, sondern ein natürlicher Marmor wäre. Ich habe
ein Muster von 3 Schuh hoch zu meinem Hausaltar
machen lassen, welches jedermann lobet und überaus
wohl gefallet, sowohl Ihro Excellenz Herrn Stadthalter
von Roost als auch Herrn General und Commendanten
dahier, welcher letztere zu dem Altar Sti. Josephi 50
Reichsgulden gegeben und viele andere, sowohl Geistlich
als Weltliche welche ihn gesehen haben. Ein jeder Altar
hat 6 Söile, auf einer jeden Seiten drei; man mag die
Kirchen hinauf, hinunter oder überzwerg gehen, so seind
solche in das Perspektiv allzeit gerichtet, seind nicht
breit, sondern halbrund laut beikommender Riß, haben
keine Fligel wie die alte, die den Prospekt des mittleren
Gangs des Münsters der ohnedem wenig zu schmal,
hinwegnehmen. Die erstere zwei Altar hoffen wir nechst
bevorstehenden Fests Sti. Josephi fertig zu haben.

Das Muster des Lettners, so von Holz gemacht und
in 2 Teil geteilt, 2 und ein halben Schuh hoch, wie
auch das Muster der großen Orgien, so hinten auf die
Türen bei St. Michel gesetzt, welche Fligel der großen
Orgien justement beide Seiten berühren, kosten ex meo
et non alio marsupio 60 //. Ich hab es in hölzernen
Figur vorgestellt, der nach mir kommt, mags in Stein
machen lassen. Man hat vor disem, als Herr Mang,
Herr Willig und Herr Gerwigg sei. Häupter gewesen,
mit Gewalt vermeint solchen Lettner zu verenderen,
haben aber niemand gehabt, der ihnen an Hand gegangen
oder ein Concept gezeiget, das der Kirche wohl wäre
angestanden, wie dieses Ihro Excellenz Herr Graf von
Trautmansdorff bei seiner Anwesenheit dahier per ex-
preßum hat besichtiget; hat er gesagt, daß jedermann
helfen soll, das dieser Lettner und Orgien möchten nach
diesem Concept ins Werk gerichtet werden. Die ganze
Regierung hat neulich bei der Mahlzeit auf dem Ritter
gesagt, man sollte Geld zusammensuchen, wo man zu
diesem End finde, wan man nicht anders könnte, sollte
man es von dem Brunnerischen [Stiftungsgeld]1 hinweg-
nehmen, die ermangelnde Priesterschaft aber finde ich nö-
tiger zuvor zu ersetzen, als eine schöne Kirch haben und
keine Priesterschaft. Unser Herrgott wird auch vielleicht
ein Mittel finden, daß solches einstens gemacht wird.

II.

1°. Was ich bishero in unser lieben Frauen Münster
verbaut und noch verbauen wird, solle die Kirchen und
Fabric kein Heller kosten, dan mir leider wohl bewust,
daß nit allein der Fabric, sondern auch noch mehreres
Stiftung ihre Deposita-Gelter zur Bezahlung für andere
ihre Glocken weggenommen worden, so notwendigerweis
und in conscientia schuldig solches widerum zu re-
fundieren.

2°. Der Letner ob der hinteren Tür wird über
200 fl nit kosten, dan die zwei neue viereckete steinene
Säulen und das Fundament darunter zu mauren, deren

1 Vgl. Freiburger Diözesan-Archiv 24, 154 ff.

mehr nit nötig seind, kosten 100 fl. Das Holzwerk
wird hoffentlich die Stadt geben. Hinten auf der Tür
ist ein breites steinenes Gesims, allwo das Holz auf-
liegen wird und ist also beschaffen, als wenn es darzu
gemacht und erschaffen wäre worden. Was das Holz
so darzu kombt, wird alles vergibst, das man kein
Zoll breit Holz daran sehen kann; und der Fues völlig
von Stein, weilen solcher, wo es etwas wenig nötig, auf
die steinene Säulen gelegt wird.

3°. An den Orgien selbsten wird das geringste nit ver-
enderet, wenn glaublich kein Orgelmacher sein wird, so
eine dergleichen machen kann und weilen selbe zu
nahe an der Bühne, wird alsdann solche noch viel leüter
gehn, wann solche in seiner gewissen Distanz niderer
gesetzt wird.

4°. Was daran zu machen und jetzt wirklich zer-
brochen, muß ohne das gemacht werden, sie bleibe stehn
oder nit; das ist an der Windladen und Blasbalgen,
warvon bereits in dem anderen Zedell Bericht geben
worden.

5". Daß wahr, daß man solche hinten bei der
Türen nit eben so laut hören wird, oder noch besser,
ist kein Zweifel. Auf der Orgel daroben, allwo sie jetzt
stehet, kann man ja keinWort verstehen, können sich auch
nit zwei oder drei Musikanten daroben umkehren. Wan
man den Priester auf dem hochen Altar hinten bei der
Tür hören kann, so kann man ja auch die Musikanten
von der Tür bis vorne zu dem hohen Altar hören, indem
solcher Letner auch ziemlich in die Höche gesetzt wird.
Die Höche der Pfeifen werden dem Letner auf St.
Michael gleich sein.

6". Die Übersetzung der Orgien kann nit viel kosten,
indeme die Orgelmacher sagen, solche inner vierzehn
Tag oder längstens drei Wuchen Termin zu verenderen.
Weilen man ein Brücken von der oberen Orgien direkte
auf dem Letner machen wird von fünf oder sechs Balken,
worüber man die Pfeifen und Kästen samt aller Zu-
gehörd ganz kömlich tragen kann.

7°. Die große Orgel wird gemeinlich nur zu dem
Intonieren wie bis dato gebraucht, doch wenn mans haben
will, auch bei vierundzwanzig Musikanten gar wohl
Platz haben, daß man also sowohl mit Trompeten,
Pauken und allen andern Musikalien musizieren wird
kennen, so auch mit Hoboisten, Waldhörnern etc., welches
alles lieblicher von weiten als in der Nähe zu hören.

8". Es haben mir gute Herren, Freund und Frauen
versprochen an die Hand zu gehn, sonsten wollte ich
es wohl bleiben lassen, was aber der Kirchen wohl an-
steht, und sie nichts kostet, weiß ich nit, ob man solches
verhinderen solle, mir ist nichts daran gelegen, habe nur
viel Mühe und Arbeit darmit.

Wann es beliebig, will ich den Werkmeister selbsten
schicken, der mit wenig Worten alles sagen kann, was
es darmit für ein Beschaffenheit hat. Allwo jetzo die
große Orgel stehet, das ist ein recht hilzes Gelechter,
der neue Letner wird aus ein Steinart gemacht, wie es
anjetzo bei keiserlich-, königlich- und fürstlichen Höfen
der Brauch ist.

Ohne dieses was jetzt wirklich daran mus gemacht
werden, sie mag stehn bleiben oder nit, wie vorgemelt,
will ich 400 fl nehmen, solche zu transmutieren. Die
sechs neue Altar haben, glaube wohl, das Münster wenig
gekostet, ohne die zwei Gemäl, und wann alsdann der
es erleben wird, daß der steinerne vordere Letner in
 
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