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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 8.1912

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Flamm, Hermann: Der Nachlass des Werkmeisters Hans Beringer
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https://doi.org/10.11588/diglit.2636#0051
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Kleine Mitteilungen und Anzeigen.

Der Nachlass des Werkmeisters Hans Beringer.

Von
Dr. Hermann Flamm.

rjf nter den Werkmeistern des Münsters im
^■HM-^-V^k !6. Jahrhundert ist Hans Beringer von
Dinkelsbühl, der Meister des ehe-
maligen Lettners im Querschiff, einer
der bedeutendsten '. Leider ist über sein
Wirken und seine persönlichen Verhältnisse noch
wenig bekannt, so dass es erwünscht sein mag, durch
das Verzeichnis der nach seinem Tode vorgefundenen
Habe2 einen intimen Einblick in sein Heim zu er-
halten. Anlass zu der erst am 5. März 1592 geschehenen
Aufzeichnung des Nachlasses des Meisters, der schon
zu Anfang des Jahres 1590 gestorben zu sein scheint,
gab anscheinend die Verheiratung seiner Witwe Su-
sanna Fischer mit Lorenz Claß von Füßen am 3. Fe-
bruar 15923. Ein reicher Mann war Beringer nicht ge-
wesen; die beiden Häuser „zur Haselstaude" und „zum
grünen Specht" in der Grünwälderstraße (heute Insel-
brauerei) im Wert von 500 fl — das erstere gehörte
übrigens um 1500 dem BildhauerTheodosius Kaufmann
und wurde wahrscheinlich von 1497 bis 1511 von
dem Bildhauer Hans Wydyz bewohnt — bildeten
nach Abzug der Schulden das ganze Vermögen. Da-
von erhielt die Mutter nach damals geltendem Erb-
recht ein, die (neun) Kinder zwei Drittel1. Ein Kind
starb schon 1593; sein Anteil fiel nach Abzug einiger
nachträglich angemeldeter Schulden an Mutter und
Geschwister. Außerdem bewilligte das Kloster Unter-
linden in Kolmar, wo eine Tochter Beringers, Anna,
als Klosterfrau lebte, der Mutter die Vergünstigung
lebenslänglicher Nutznießung ihres Anteils als Kon-
ventualin.

Die Aufzeichnung des Nachlasses enthüllt im
übrigen einfache Verhältnisse. Die stattlichen Wein-
fässer im Keller scheinen leer gewesen zu sein. Die

1 Über Beringer vgl. die Aufsätze von K. Schuster im 1. und
5. Jahrgang der Münsterblätter.

- Stadtarchiv, Akten: Erbschaften.

3 Ältestes Tauf- und Ehebuch des Münsters: „Lorentius
Claß von Fießen und Susanna Fischerin, des meister Joannis
Beringers Steinmetz seligen verlaßene witwe."

4 Der überlebende Gatte erbte umgekehrt zwei, seine Kin-
der ein Drittel vom Vermögen der Mutter.

Milchkuh im Stall beweist noch recht ländliche,
einfache Verhältnisse. Am schmerzlichsten vermisst
man von dem Inventar den „reistrog, darinnen aller-
hand abgereißne kunststück".

Inventarîum

über weiland des ersamen Hanßen Beringer, des Steinmetzen
seligen, und Susanna Vischerin, sein Beringers nach tod ge-
lasner witwen erster ee, baider eegemecht zeitlichen hab und
guts besagende. 1592.

Am donerstag den feünften monats martii im 1592. jar ist
weiland des ersamen Hans Beringer, des steinmezen seligen,
und Susannae Vischerin, sein Beringers nach tod gelasner witibin
erster ehe, mit beistand des erbaren Michel Haügen, des stein-
balierers, iren der witwen geordneten vogts, und dan in beisein
Lorenz Braugen, des Steinmetzen, als auch geordneten vogts
der neun kindern, als Maria, Anna, Margreta, Madlena, Wolf-
gang, Hans Georg, Jacobe, Salome und Bernhard, [so] baide ob-
gemelte eeleute in erster werender ee beisamen erzeuget, alles
ier baider zeitlich hab und gut, ligends und varends, schulden
und gegenschulden, ganz und gar nichts usgenomen noch hindan
gesezt, inventiert, alles dasjenige, so befunden durch Hansen
Weyßhardt, den geschwornen Stattdiener, angeben und geweürde-
get, volgends mich Andres Morellen, den geschwornen ambt-
schreiber, inmaßen hernach volgi, verzeichnet und beschrieben
worden.

Ligende geüter.

Item zwo behausungen sampt dem zinnengarten hinden
daran, die ein zum Grienen Specht, die ander zur Haselstauden
genant, aneinandern in der Augusteinergassen gelegen, stossend
einseits an junker Hans Cristof von Weßenburgs scheuren,
anderseits an Casper Straus, vornen uf die almendgas, hinden
uf der statt ringmuren, zinset jerlichen 15 gulden ablösigs gelts
her Johan Renner, sonsten nach der herschaft und zinenrecht
ledig eigen und demnach angeschlagen per 500 gulden.

An haüsrat und varender hab befunden.
Varende Hab.

Item 1 silbre dischbecher......7 fl

Item 2 taffetin taufdecklachen.....2 „

Item ein usbereite betstatt......12 „

Item ein kindsbetledle; item 2 haüptkeüßle

(Kopfkissen).......... 8 ß

Item ein beschleüzigs trögle..... 6 J 3 .J

Item 22 leinlachen.........4 fl 5 ß

Item aber 1 alts trögle....... 3 °

Item 3 mit silber beschlagne löffel ... 6 ß

Item ein harnist mit aller zugehörd . . 6 fl
Item ein beschleüzig alt kensterle (Schränk-

chen)............. 5 ß

Item 5 haüptkeüßle ........ I fl

Item 2 strouwkeüße ........ 2 ß
 
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