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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 10.1914

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Kempf, Friedrich: Das Freskogemälde über dem Triumphbogen im Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2546#0010
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Abbild. 1. Antependium am Altar der Böcklin-Kapelle.

Das Freskogemälde über dem Triumphbogen
im Freiburger Münster.

Von

Münsterbaumeister Friedrich Kempf.

' ie die meisten mittelalterlichen Wand-
malereien durch spätere Übertün-
chung oder Überputzung verdeckt
wurden, so war dies auch hier in
unserem Münster der Fall. Die
ornamentalen Malereien sowohl, wie die Wandge-
mälde fielen zumeist dem veränderten Farbensinn
des ausgehenden 18. Jahrhunderts zum Opfer.

Nach dem Vorgange vieler anderer Kirchen,
wie zu Basel, Straßburg und in den alten Domen
am Rhein hat man mit großer Mühe und beträcht-
lichen Kosten im Jahre 1866 auch hier damit be-
gonnen, die das ganze Innere des Münsters bedeckende
Tünche zu entfernen. Der erste Versuch damit wurde
in der Grafenkapelle (früher Ölberg) gemacht, um
dann zunächst im I Iniversitätschörlein die Enttünchung
fortzusetzen. Hiei hatte Domkapitular Marmon einen
Versuch unternommen, die Gewölbefelder mit far-
bigen Ornamenten zu schmücken, die indes im Ober-
rheinischen Kurier No. 240 (zweites Blatt) vom
11. Oktober 1866 abfällig beurteilt wurden. Maler
Sebastian Luz, der damit beauftragt war, erhielt da-
für samt der Fassung des Schlussteins 60 Gulden.
Luz war damals gleichzeitig mit der Restaurierung

Freiburger Munsterblätter X, I.

der Holbeinschen Altargemälde in der besagten Ka-
pelle beauftragt. Der Senat der Universität bewilligte
für die Restaurierung des Universitäts- oder Johannes-
chörleins guttatsweise einen Beitrag von 450 Gulden.

Bei der Fortsetzung der Enttünchung zeigten
die Schlusssteine des Chorumgangs und der Kapellen
ihre ursprüngliche Bemalung, die durch Maler Luz
und Vergolder Joseph Reichenstein wiederhergestellt
wurde. Auch alte ornamentale Malereien fanden sich
vor, oberhalb der Sakristei (Schatzkammer) und in
der St. Alexanderkapelle, die aber heute nicht mehr
erhalten sind. Die letztere ist im Jahre 1883 vollst .idig
neu ausgemalt worden.

Im Jahre 1871 wurde mit der Beseitigung der
Tünche im Langschiff begonnen. Bei der Unter-
suchung der Gewölbe fand man gleichfalls ziemlich
gut erhaltene Spuren ornamentaler Bemalung und
Vergoldung der Rippenausläufe, der Schlussteine und
der um diese liegenden Gewölbeteile, welche für die
Neubemalung durch Dekorationsmaler Wilhelm Weber
und Vergolder Reichenstein als Vorbild benützt
wurden. Doch scheint uns eine getreue Anlehnung
an die vorgefundenen Farbreste, die, wie wir nachher
noch feststellen werden, aus dem Jahre 1547 her-

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