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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 10.1914

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Riegel, Joseph: Zu Hans Baldung Griens Aufenthalt und Tätigkeit zu Freiburg im Breisgau
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Schuster, Karl: Der unterirdische Gang in das Münster. Zum Verständnis der Sage
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https://doi.org/10.11588/diglit.2546#0098
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Kleine Mitteilungen

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zwischen verkauft worden und die Mutter etliche
stuck und posten — im Anschlag von 186 fl. 12 ß
2 (J — verhalten, verschwigen und nit in teilung
komen lassen , auch ihre Stiefnichte Ursula verh.
Kotz bei der Erbschaft unberücksichtigt geblieben,
eine neue Teilung und Versicherung der Kinder
vor und zwar letztere 1, auf der Mutter Haus
«zum Rind am Rindermarkt; 2, auf ihr Haus zum

Krebs bei St. Christopheisturm; 3, auf 20 gülden
gelts> jährlichen Zinses auf St. Stephanstag von dem
Apotheker Johann Unger; 4, auf 5 gülden gelts-
jährlich auf St. Thomastag von Tengus Zimmermann
und Konrad Eemann zu Betzenhausen; 5, auf 14 Schil-
ling gelts • jährlich auf St. Jakobstag von Ulrich
Blewelmann zu Lehen.

Allerlei Kontrakten 1552-1568, Bl. 824 ff.

Der unterirdische Gang in das Münster.
Zum Verständnis der Sage.

Von

Kunstmaler Karl Schuster.

iur Entstehung und Erklärung der oben
S. 35 mitgeteilten Sage dürften nach-
stehende Tatsachen nicht ohne Belang
sein.

Die jetzige Schatzkammer liegt über
der Sakristei und wurde nach einer Jahreszahl über
der Türe im südlichen Querschiff erst 1466 errichtet.
Seit mindestens 1381 befand sie sich im zweiten Stock
des südlichen Hahnenturms, da nach einer Notiz im
„Roten Buch" im Stadtarchiv Bürgermeister und Rat
das Heiltum (Reliquienschätze) des Abts von Tennen-
bach auf dessen Bitte „in die hane zu Friburg ge-
leit" haben. Der Raum dient jetzt als städtisches
Archiv und ist in meinem Aufsatze: Die Archivräume
in den Hahnentürmen des Münsters (Münsterblätter
2, 64 ff.) beschrieben und abgebildet. Aus dem
Grundriss (S. 66) ist ersichtlich, dass von den drei
Fenstern des Raumes zwei ursprünglich ins Freie
gingen, das dritte dagegen sich nach dem Querschiff
öffnet und mit Bänken in der Leibung versehen ist.
Die Eingangstüre (Abbildung S. 70) stammt noch aus
der Erbauungszeit des Hahnenturms und hat ein
rundes, mit Eisen geschütztes Loch, durch das man
über den schmalen Gang hinweg und durch das
gegenüberliegende Fenster auf den Hochaltar des
ehemaligen Chores sehen konnte. Es scheint dem-
nach, dass der Raum ursprünglich den Zweck hatte,
dem Gottesdienste ungesehen beiwohnen zu können.
Das Fenster gegen das Querschiff diente dabei zum
Anhören der Predigt, denn für eine Schatzkammer
war es nicht nötig und bei seiner ansehnlichen Größe
nicht einmal erwünscht. Die Stäbe des Fenstergitters
sind nicht wie bei den beiden andern Fenstern
schon beim Versetzen der Steine in diese einge-
lassen; sie bilden vielmehr einen beweglichen Rahmen,

der in Kloben hängt und keine große Widerstands-
kraft besitzt. Als Benutzer des Raumes können
jedenfalls nur der letzte Herzog, Berthold V., unter
dem der Bau begonnen wurde, und seine Nachfolger,
die Grafen von Freiburg (bis 1367), in Betracht kom-
men. An dem Fenster im Querschiff befindet sich
über der Mittelsäule eine bleierne Lilie (Abbildung
S. 65 und 69), deren Bedeutung bis jetzt nicht be-
kannt ist. Die Lilie, die sich auf Stadtsiegeln, bei
den Angaben über Maße in der Turmvorhalle und
an andern Orten findet, scheint das Zeichen für
irgend ein Hoheitsrecht gewesen zu sein. Vielleicht
sollte sie in unserem Falle das Benützungsrecht des
Raumes im Hahnenturm ausdrücken. Von einem
unterirdischen Gang sind auch nicht die geringsten
Spuren an den noch erhaltenen Teilen des Baues
nachweisbar. Jedenfalls konnte die Herrschaft un-
gesehen dem Gottesdienste beiwohnen und daraus
mag später der Glaube entstanden sein, sie hätte
auch ungesehen, durch einen unterirdischen Gang,
in das Innere des Münsters gelangen können.

Der Stein mit den Buchstaben ABC findet sich
im Durchgang des südlichen Hahnenturms über dem
Bilderfries, der den Wolf in der Schule darstellt
(Abbildung Münsterblätter 2, 1). Die Sage hat ihm
die oben erwähnte Deutung gegeben zu einer Zeit,
als das Verständnis für den dargestellten Hergang
erloschen war.

Spuren von gewaltsamer Zerstörung sind im süd-
lichen Hahnenturm noch heute sichtbar in derWendel-
treppe, die vom ehemaligen Chorboden nach dem
städtischen Archiv führt. Die Wand gegen den
Durchgang im Hahnenturm ist dort sehr dünn und
zeigt einen beträchtlichen Riss, der vielleicht erst
entstand, als im Anfang des 14. Jahrhunderts der
 
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