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Münsterbau-Verein <Freiburg, Breisgau> [Hrsg.]
Freiburger Münsterblätter: Halbjahrsschrift für die Geschichte und Kunst des Freiburger Münsters — 13.1917

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Albert, Peter P.: Felizian Geißinger und seine Inschriftensammlung vom Freiburger Münster
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https://doi.org/10.11588/diglit.2399#0046

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Albert, Felizian Geissinger und seine Inschriftensammlung vom Freiburger Münster

in hiesiger Stadt Freyburg aufgezeichnet zu
finden", versehen worden. Die Blätter 2—8 (der
neuen Zählung) haben keine Seitenzahl von Geis-
singer. Bl. 9 dagegen die Zahl 48 und so fort bis
87, dann folgt ein unbeziffertes Heft mit fertigen und
halbfertigen kolorierten und nicht kolorierten Zeich-
nungen und Inschriften-Kopien aller Art Bl. 29—101;
die letzten drei Blätter handeln „Von dem Kloster
St: Blasien ex Munstero Sebastiano". Der Papiersorte
nach gehören je und je die Bll. 1—8 (der neuen
Zählung), 9—14, 15-28, 29-101 und 102 — 105 zu-
sammen; die Bll. 29—38 sind an der rechten untern
Ecke durch Mäusefraß beschädigt. Der Inhalt ver-
teilt sich folgendermaßen: Bl. 1—8 Altaraufschriften,
9 — 28 Grabschriften ohne Zeichnungen, denen 39
bis 101 die entsprechenden Zeichnungen folgen;
29—31 Bildnisse des Stadtpatrons St. Alexander
(mit Schriftsatz) und der zwölf Zunftheiligen, 32 „Vr-
sprung und Beschreibung der Stadt und Vestung Frey-
burg im Breysgau" (nach einem Druck in Plakatform
von 1708), 33x—38r „Vrsprung (und Lebens Verfassung)
des heil. Lamberts, Patronen der Stadt Freyburg de
anno 1100" (mit 3 Bildern).

Daraus wurden jetzt die als Handschrift 498 in
der hiesigen Universitäts-Bibliothek verwahrten „Ab-
schrifften von Epitaphien oder Grabschrifften,
welche in Unser Lieben Frauen Münster der
Pfarrkirche zu Freyburg in dem Breysgaw be-
findlich seynd, zusammengetragen und in dies gegen-
wertige Buch aufgezeichnet. Nebst einem Anhang der
nöthigen Heraldiques, welche zu diesem werke nüzlich
und dienlich seyn mag, wie auch andre entzwischen lauf-
fende wappen deren breysgauischen Herrn Rittren und
Jungern beschriben und gezeichnet von mir Joseph Fe-
lician Geissinger 1787." Die Sammlung enthält nach
dem Muster des „Konzepts" außer den im Münster
selbst an Altären und Grabsteinen, Glas- und Tafel-
gemälden, Totenschilden, Glocken und andern Stellen
gefundenen In- und Aufschriften und den Abbildun-
gen der betreffenden Gegenstände noch weitere Frei-
burger Schrift- und Bildwerke, das Stadtwappen und
die Stadtpatrone, Unsere Liebe Frau mit St. Lambert
und St. Alexander nach Hans Holbein dem Jüngern
aus den Nüwen Stattrechten und Statuten von 1520.
Außerdem sind die Stirnseiten der einzelnen Blätter mit
Blumen, Gesteinen und Tieren aller Art geschmückt,
um dem Ganzen, wie es die hier beigefügten zwei
Abbildungen (1 und 2) zur Probe veranschaulichen,
dem Geschmack der Zeit entsprechend einen mög-
lichst malerischen Anstrich zu geben. Die Bll. 2 — 3
enthalten den Titel und drei Vorsatzbilder, Bl. 4
handelt einleitungsweise „Von dem Ursprung Anfang
Erbauung des Münsters und dessen Thurns" (nach
Johann Sattlers Freiburger Chronik von 1514); Bl. 8>'
füllt das bekannte Freiburg-österreichische Doppel-

wappen Hans Holbeins d. J., aber mit der falschen
Jahreszahl 1535 (statt 1520), Bl. 8V den Text zu dem
auf Bl. 9' folgenden Bildnis St. Georgs wie Bl. 9*
einen solchen zu dem Holbeinschen Muttergottes-
bild auf Bl. 10' und so fort die Stadtpatrone St. Lam-
bertus und St. Alexander, die Büsten der zwölf Zunft-
heiligen, — Bl. 16v—16> ist leer — das Grabmal des
Generals von Rodt. Auf Bl. 18* (Geissingers Zählung
S. 28) ist zu lesen: „Sovihl nun, mein Freund! Von
dem Sacrario Friburgense oder dem Heiligthum der stad
Freyburg. Gehen wir nun jezt näher zu dem grosen
Portahl zu, so sehen wir noch ausen an der grosen
breithen steinernen Säule Brod, wecken etc. mit fol-
gender Zahl, mess und quadrat eingehauen . . ." USW.
Bl. 19' (Geissingers Zählung S. 29) enthält die hier (in
Abbild. 1) wiedergegebene Ansicht des Münsterplatzes,
einen ebenso selbständigen malerischen Versuch Geis-
singers wie die nach Bl. 39v (Geissingers Zählung
S. 70) hier gleichfalls (in Abbild. 2) wiedergegebene
Schauseite der großen Orgel (von 1545). Bis Bl. 20
(Geissingers S. 32) kann man den Inhalt als den
allgemeinen, von Bl. 21 (S. 33) bis zum Schluss
(Bl. 173* = S. 238) als den besondern Teil der
Handschrift bezeichnen, welch letzterer in kolorier-
ten Federzeichnungen die Grabmäler in Wort und
Bild in getreuer Nachzeichnung wiedergibt, im An-
fang allerdings dazwischen noch einige andere Merk-
würdigkeiten des Münsters enthaltend, wie Bl. 22*
(S. 36) einen „Thurm- und Nachtwechter", Bl. 23'
(S. 37) die große Glocke (von 1258), Bl. 24* (S. 40)
die Figur des heiligen Nepomuk, Bl. 25' (S. 41): „Auf
dem St. Michael hinden an dem altar ..." usw., wie
Handschr. Nr. 499 Bl. 2'. Bl. 261 (S. 43) heißt es
dann, Bl. 21' der Handschr. Nr. 499 entsprechend:
„Auffschrifften deren Altären . . •" usw. Den Auf-
schriften der Altäre folgen die Epitaphien und die
Glasgemälde, alles in möglichst genauer Nachbildung
der Originale. Viele Zeichnungen sind angelegt,
aber unausgeführt gelassen und ohne Text, ein wei-
terer Beweis dafür, dass des Sammlers ursprüng-
liche Absicht und Arbeit ihr Ziel nicht vollständig
erreicht hat.

Wäre dies geschehen, so würde die Arbeit
Geissingers dadurch an Wert erheblich gewonnen
haben, da man dann noch von manchem schriftliche
Kenntnis hätte, was in Wirklichkeit längst verschleu-
dert und untergegangen oder doch von seinem Platze
spurlos verschwunden ist. Darin hauptsächlich be-
steht ja die Bedeutung seiner Sammlung, dass sie zu
einer Zeit entstanden ist, da der Barock- und klas-
sizistische Stil noch nicht aus dem Münster verbannt
war. Dies geschah nämlich planmäßig seit 1785, mit
welchem Jahr die Neugotik ins Münster ihren Ein-
zug hielt, der dann durch die 1819 eingesetzte
 
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