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IL

EDUARD MANDEL.

.Zum siebzigsten Geburtstage.

J1


JE seltener heutzutage die Künstler werden, welche,
der gewaltigen Macht der Mode und der Lockung
leichter Erfolge widerstehend, dem in begeisterter Ju-
gendzeit gewonnenen Ideale unentwegt nachstreben,
desbo erfreulicher ist es, einem derartig überzeugungs-
treuen Künstler auf einem Gebiete zu begegnen, wo
das Festhalten an der streng künstlerischen Richtung
und das Verschmähen jedes abseits derselben errun-
genen Ruhmes und Gewinnes ganz besondere Kraft
und Entsagung erheischt: auf dem Gebiete des
Kupferstichs. Indem unsere Gesellschaft den siebzig-
sten Geburtstag Eduard Mandel 's, eines der berühm-
testen lebenden Meister des Grabstichels, festlich
beging und das Vorstandsmitglied Professor Jacoby,
den nun selbst als Meister anerkannten Schüler des
Gefeierten, nach Berlin entsendete, um ihre Glück-
wunsch-Adresfe dem Jubilar zu überreichen, hat diese
Bezeigung herzlicher Theilnahme ebensosehr dem
Künstler gegolten, welchem wir eine Reihe herrlicher
Grabstichelblätter verdanken, wie dem Meister, der
die Traditionen des clasüschen Linienstichs allezeit
hochgehalten und durch einige bedeutende Schüler fortgepflanzt hat.
Eduard Mandel's Lebenslauf bietet, wie dies bei einem Kupferstecher vermöge der Natur seines
Berufes gewöhnlich der Fall, das Bild eines nach Aussen wenig hervortretenden, sondern in rastloser
Arbeit ruhig hinfliessenden Daseins. Am 15. Februar 1810 in Berlin geboren, verrieth Mandel schon
frühzeitig Sinn und Begabung für die Kunst; sein Vater, ein Verfertiger musikalischer Instrumente,
trat der Neigung seines Sohnes nicht entgegen und förderte sie vielmehr nach Kräften. Von Anfang
an verrieth der Knabe besondere Begabung sür den Kupferstich; seine liebste Beschäftigung bildete das
Nachzeichnen alter Stiche mit der Feder. Mehrere dieser Federzeichnungen aus Mandel's frühester
Jugendzeit, darunter die Copie eines Cassenbillets, wurden dem Könige Friedrich Wilhelm ///vorgelegt
— dieselben befinden sich noch heute in Potsdam — und erregten so sehr das Wohlgefallen des Regenten,
dass er für die wisfenschaftliche und künstlerische Ausbildung des talentvollen Knaben Sorge trug.
Kaum sechzehn Jahre alt, 1826, wurde Mandel in die von Ludwig Buchhorn geleitete akademische
Kupferstichschule aufgenommen und machte so bedeutende und rasche Fortsehritte, dass er schon nach
vier Jahren selbstständig arbeiten konnte. Sein erstes Blatt war seinem königlichen Beschützer
gewidmet: ein nach eigener Zeichnung gefertigtes Porträt desselben aus dem Jahre 1830. Berlin war
8 (II. A.)

Eduard Mandel
 
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