Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]: Die Graphischen Künste (2.1880)

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FR, BOUCHER, LEMOYNE ET NATOIRE,

Par Paul Mantz.
Paris, A. Quantin, 1880.


IEBENSWÜRDIG, graciös und wahrhaft national, wie die französischen Maler aus dem
Zeitalter Ludwig's XV. sind, haben sie doch seit der grossen Revolution, welche dem
für „classisch" gehaltenen falschen Griechen- und Römerthume zur Herrschaft verhals, bis
in unsere Tage hinein sich nur geringen Ansehens in ihrem Vaterlande erfreut. Denn
auch die Romantiker der bildenden Kunst, welchen das Jahr 1848 die in vieljährigen
herrlichen Kämpfen ruhmvoll erstrittene Siegeskrone endlich gereicht, vermochten,
wie sich von selbst verlieht, jener sinnlich reizenden, alles mystische Dämmerlicht
bannenden und allezeit rosig angeheiterten Kunst nicht zu huldigen, die einer Pompadour,
ja einer Dubarry freudig gedient hatte. Erst gegenwärtig beginnt man in Frankreich
dieser Kunst jenen unbefangenen historischen Geist entgegenzubringen, welcher während der ersten Hälste des
neunzehnten Jahrhunderts im wogenden Streite zwischen den Classikern und Romantikern abhanden gekommen
war, und sie in das Gedächtniss der Nation zurückzurufen. Aber zu einer formlichen „Rettung" getraut sich selbst
der geistreiche und vorurtheilslosc Schriftsteller nicht zu schreiten, der kürzlich es unternommen, die von Francois
Bonclier signirte Kunstrichtung des achtzehnten Jahrhunderts in Bild und Wort umfasfend darzustellen; er erlaubt
sich nur, nach vorausgeschickter Entschuldigung, partheilos zu schildern, wie Böttcher's Kunst entstand, wie sie
glänzte und verblasste, ohne für ihren Werth seine eigene Empfindung einzusetzen. Und doch entsehlüpft ihm das
Geständniss, dass die bislang über die Achtel angesehenen Meistcr des Ancien regime ihre eigene Natüranschauung,
ihr eigenes Schönheitsideal und ihre eigene Palette hatten — Rechtstitel genug für sie, um ernster genommen zu
werden, als dies bisher geschehen.