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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 12.1889

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Bode, Wilhelm: Die holländischen Landschafter in der Schweriner Galerie, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3330#0090
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DIE HOLLÄNDISCHEN LANDSCHAFTSMALER.

Die ältere Landschafterschule.


Nr. 34. H. van Avercamp. Holländische Eislandschaft. Eichenholz. Höhe 0675, Breite 1150.
Hochätzung nach einer Federzeichnuno- von R. Raudner.
■IER Geschmack des vorigen Jahrhunderts in Deutschland bevorzugte die Kleinmeister der nieder-
J| ländischen Schulen, die Genremaler wie die Landsehafter. Die fürstlichen Sammler, welche die

Schätze der jetzigen Schweriner Galerie zusammenbrachten, theilten den allgemeinen Geschmack. Die
Künstler, welche Herzog Christian Ludwig an seinen Hof zog oder sonst beschäftigte, waren Nachahmer
jener niederländischen Kleinmeister, und die älteren Gemälde, welche er im Inland und Ausland zu
erwerben trachtete, gehören gleichfalls weitaus in ihrer Mehrzahl dieser Richtung der Kunst an. Die
holländische Landschaft ist daher in einer grossen Zahl von Gemälden, meist von mässigem Umfange,
in der Schweriner Galerie vertreten; vorwiegend Landschaften mit reicher Stasfage, in denen oft das
Interesse an dieser dem an der Landschaft das Gleichgewicht hält oder ihr überlegen ist.
Die älteren holländischen Landsehafter, im vorigen Jahrhunderte wenig oder gar nicht gekannt
und daher nur wenig geschätzt, fehlen freilich in Schwerin fast ganz. Von Jan van Goyen, Pieter de
Molyn, Salomon van Ruysdael und ihren zahlreichen verwandten Zeitgenossen, Schülern und Nach-
folgern hat die Galerie nicht Ein Bild aufzuweisen; das Interesfe für diese Meister in ihrer Licht- und
Tonmalerei ist erst ein modernes, unter uns und unseren Augen grossgewordenes. Die einzige Aus-
nahme macht ein Werk des Hendrick Avercamp, ein stattliches, farbenkräftiges Bild dieses tüchtigen
Künstlers, das offenbar durch seinen reichen Schmuck an buntgekleideten Figürchen, mit denen die
Eisssäche vor der Stadt Campen bedeckt ist, Gnade vor den Augen des hohen Sammlers fand.
Der Beiname des Künstlers „de Stomme van Campen" war bis vor Kurzem fast Alles, was wir
über die Person desselben wussten. Auch für ihn ist die neueste Urkundenforschung in Holland ausser-
ordentlich ergiebig gewesen; durch dieselbe wird bestätigt, dass der Künstler in derThat taubstumm war,

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