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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 51.1928

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Tietze-Conrat, Erika: Ein neues graphisches Verfahren
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https://doi.org/10.11588/diglit.6343#0039
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EIX NEUES GRAPHISCHES VERFAHREN.

Ein neues graphisches Ver-
fahren wird jetzt in diesem und
jenem Atelier in Wien versucht;
ich kann es nicht sagen, wer es
erfunden hat; ein Künstler zeigt
es dem andern. Wenn man Ge-
legenheit hat, das selbstver-
ständliche Aufgreifen, Üben und
Weitergeben einer solchen neuen
Werkstattpraktik beobachten zu
können, kommt einem die Frage
nach der Erfindung des Kupfer-
stiches, die doch jahrzehntelang
die Kunstgeschichte beschäftigt
hat, erst recht müßig vor.

Ich schreibe das Rezept
dieses neuen Verfahrens auf:
»Man nehme« eine beliebiggroße
Platte, zum Beispiel Glasplatte,
und bestreiche sie mit Drucker-
schwärze und walze die Schichte
dünn aus. Auf diese Grundierung
lege man ein Japanpapier und
zeichne etwa mit einem Bleistift
oder mit einer Radiernadel oder
mit einem gespitzten Holzstift,
mit einem Griffel oder mit den
Fingern oder mit allem zusam-
men, wie man es will. Durch den
mechanischen Druck des Instru-
ments nimmt das Papier an der

Unterseite die Druckerschwärze an. Und diese Unterseite zeigt dann — gegenseitig natürlich,
da eine Durchzeichnung vorliegt — das fertige Werk.

Wie soll man das neue Verfahren nennen? Glasdruck? Das klingt sehr nach Glasklischee, das
nichts damit zu tun hat. Monotype — hat auch schon eine genau umschriebene andere Bedeutung

Georg Ehrlich, Selbstbildnis

Durchdruckzeichnung

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