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von mir ist mir äußerst gelegen, und Hitzig ist auch ganz einig mit mir. Auf Ostern braucht er aber
noch nicht fertig zu sein, da der 2. Teil doch bis dahin nicht erscheint. Fehlt es Dir an einem
Kupferstecher ganz nach Deinem Sinne in Dresden, so sende nur die Zeichnung selbst wohl ein-
gepackt an Hitzig nach Berlin. Nur daß dies spätestens zu Ostern geschehe ...« '. Die geplante Aus-
gabe der gesammelten Werke durch den Verleger Hitzig in Berlin erfolgte damals jedoch nicht,
erst in den Jahren 1822—1825 erschienen sie in 10 Bänden in Wien.

Dieses bisher nur aus der Literatur bekannte Porträt Friedrich Schlegels von der Hand Philipp
Veits scheint nun in der hier zum ersten Male veröffentlichten Zeichnung vorzuliegen. Die Zeichnung
ist mit schwarzer Kreide ausgeführt und weiß gehöht. Das Blatt ist 415X315 mm groß und in der
rechten unteren Ecke mit »P. Veit fec.« signiert2. Gegenüber der Bleistiftzeichnung in Mainz aus
dem Jahre 1811 ist das vorliegende Blatt viel mehr ausgeführt und wohl auch das Resultat mehrerer
Sitzungen, während jenes in einer raschen Improvisation mehr eine flüchtige Studie von Friedrich
Schlegel darstellt. Wenn auch die noch ungelenke Technik den Künstler uns als Anfänger zeigt, ist
doch die geistige Persönlichkeit des großen Begründers und philosophischen Anregers der deutschen
Romantik mit bewundernswerter Intuition erfaßt und wiedergegeben, l'nd Philipp kannte Friedrich
so gut, wie ihn nicht bald jemand kannte. Es waren Tage, erfüllt mit Aussprachen über die
wichtigsten Dinge des menschlichen Lebens, in denen dieses Bildnis entstand. So ist es wohl auch
unter den bekannten Bildnissen Friedrich Schlegels das beste.

Interessant an dem Blatte ist ferner auch seine Provenienz. Es läßt sich bis in den Besitz des
Malers Friedrich August von Klinkowström zurückverfolgen, des besten Freundes Philipp OttoRunges.
Klinkowströms nahes Verhältnis zu Friedrich Schlegel beleuchtet der l'mstand, daß der Dichter
und Philosoph, der schon 1808 im Kölner Dom zusammen mit Dorothea zum katholischen Glauben
übergetreten war und dem im Sommer 1810 auch Philipp Veit hierin nachgefolgt war, bei der Taufe
Klinkowströms im Herbste des Jahres 1814 einer der beiden Zeugen war. — LTnsere Zeichnung ist
vor kurzem aus dem Wiener Privatbesitz in das Frankfurter Goethe-Museum gelangt. — In Wien
selbst befindet sich noch ein interessantes Porträt Friedrich Schlegels, und zwar in den Städtischen
Sammlungen. Es stammt von der Hand Ludwig Schnorrs von Carolsfeld und ist im Jahre 1821
in Feistritz entstanden.

Auf die beiden Bildniszeichnungen von der Hand Veits, die Friedrich Schlegel darstellen,
folgten noch weitere; so zeichnete Philipp seinen Onkel August Wilhelm Schlegel und den Philo-
sophen Franz Xaver von Baader, den Wiedererwecker Jakob Böhmes. Dorothea ist erfreut, daß er
»soviel Glück im Treffen hat«, aber »das Zeichnen freut ihn nicht mehr; er hat jetzt mich zu malen
angefangen und die Herz und dann sich selber«. Es ist das bekannte Selbstbildnis, das heute ebenso
wie die erstgenannte Bleistiftstudie in der Mainzer Galerie hängt. -
später; unsere Zeichnung stellt, nach den Arbeiten des Schülers
bei dem er zu seinem Leidwesen nach Gipsmodellen zeichnen mußte
Arbeit nach der Natur dar.

i •Dorothea v. Schlegel, geh. Mendelssohn und deren Söhne Johannes und Philipp Veit. Br
Mainz 1 SS 1. II. Band S. 6 und S.46. — Dem I. Band ist eine Radierung von J. Eisenhardt nach dem Schief

- Die Abbildung gibt nur einen Ausschnitt der Zeichnung wieder, die außerhalb des Bildrande
nähme durch das Passepartout verdeckt.

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