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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 51.1928

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Gütersloh, Albert Paris: Über Rudolf Haybachs Zeichnungen und über Zeichnen im besonderen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6343#0087
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Rudolf Kaybach. Pilotenbagger in Nußdorf.

Kreidezeichnung.

ÜBER RUDOLF HAYBACHS ZEICHNUNGEN UND ÜBER
ZEICHNEN IM BESONDEREN.

1. Auf der Suche nach einem sicheren Kriterium für die Glaubwürdigkeit einer Augenaussage
— wie wir den unverlangten, zur sachlichen Klassifikation des Objekts nichts weiter beitragenden
Bericht des Zeichnens nennen wollen — überzeugten wir uns in so manchen Fällen, deren Wert
entweder von vorneherein ausgemacht gewesen oder erst unter unseren Augen gewachsen ist, von
einem bedeutsamen Zusammenhange der gewöhnlichen Handschrift des Künstlers und seiner un-
oder außergewöhnlichen, der er sich bedient, wenn er das tut, was wir, als ob es ein völlig anderes
wäre, Zeichnen nennen; wenn er, mit Feder, Bleistift, Kreide oder Kohle, kurz, mit allen Mitteln,
welche auch Schreibemittel sein können, statt der Symbole die Dinge selber zu Papier bringt. Da er
dies aus keinem anderen Handgelenke tut als der Schriftsteller auch, und Schreiben ein nicht mehr
bewußtes, abstrahierendes Zeichnen, so können aus der fingierten Schreibhaltung des bildenden
Künstlers nicht wesentlich andere Züge fließen als aus der wirklichen eines Schriftstellers. Diese
Züge befinden sich in der Verfassung eines Zeichners nur gleichsam frei im Raum, dienen nicht
mehr den Buchstaben des Alphabetes, laufen nicht mehr eine schnurgerade Zeile entlang und in
der Zeit ab, sondern bilden, einer spielerischen Freiheit gleich ihrem Eigentümer zurückgegeben,
mit ihrer Krümmung das Krumme, mit ihrer Geraden das Gerade, eines Blattes, einer Blume, eines
Vogels, einer Hütte, eines Gesichtes, ohne jedoch in einem einzigen Augenblicke die Möglichkeit
 
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