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I

I: i

1^

Einen Pfeiler oder ein Profil mit zweierlei Säulen erblicken wir in Fig. fi. Das Viereck a, a,
welches den festen Mauerkern bildet, wird mit einem Kreise umschlossen. Der an den Seiten
des Vierecks zwischen diesem und dem Kreise sich ergebende Raum b, bestimmt die Dicke der
mittleren Säulen. Ziehen wir nun ein zweites diese Säulen einschliessendes Viereck, welches
mit dem ersten parallel läuft, gewinnen wir die Stärke der Ecksäulen, indem wir aus der Spitze
des innern Vierecks den Zirkel so weit öffnen, bis er die äussere Umfassung berührt. Nach
demselben Motive gebildet erscheint die mehr runde Coustruction Fig. 7. Das Viereck wird mit
einem Kreise umschrieben, und wie bei Fig. 6- wird der sich ergebende Raum mit einem Kreise
c, ausgefüllt. Nun aber wird aus den Mittelpunkten dieser vier kleinen Kreise ein Quadrat
gezogen, und der Kreisabschnitt, den dieses aus c gewonnene Viereck bildet, bestimmt die Dicke
der Ecksäulen. Die Fig. 8- erklärt sich leicht aus dem Vorhergehenden; zwei durcheinander
gelegte gleiche Vierecke geben in ihren Spitzen und Durchschnitten die Mittelpunkte der Säulen
und Hohlkehlen, ebenso bedarf Fig. 9, eine Verbindung von Kehlen und Wülsten aus dem Sechs-
ecke keiner weitern Erklärung.

Nach der, bei Fig. 6 mitgctheilten Regel entwickelt sich Fig. 10, jedoch sind hier die
kleinen Säulen nach dem Durchmesser des Ganzen bestimmt. Die Ecksäulen haben TJ6 des
Durchmessers zur Dicke, und das aus den Mittelpunkten dieser Säulen gezogene Viereck ist die
Linie, auf welche die Mittelsäulen zu stehen kommen. Die übrigen Ecken und Hohlkehlen
ergeben sich von selbst durch die Constructionslinien. So braucht auch Fig. 11 nur angesehen,
um verstanden zu werden, denn die Brechung der Ecken für die kleinen Saiden schreibt sich
durch die Diagonalen der Vierecke deutlich vor.

Die Schcmate \2 und -13 geben Versetzungen von Kreisen und Polygonen, welche besonders
bei Höllenentwicklungen beobachtenswerth werden. Diese Figuren sind nicht genug zu würdigen,
Walter Rivius nennt sie: „der teutschen Steinmetzen Grund," auch kommen sie in der
altern Bausprache unter dem Namen Acht- und Zwölfuhr vor, weil die erste Figur \2 die
Bildungen des Achteckes, Fig. i 3 die des Sechseckes in vielen Verdoppelungen und Verbin-
dungen aufzeigt. An den Pfeilern, Spitzsäulen und Denksteinen finden wir oft alle diese oder
ähnliche Gestalten übereinander angebracht, auch wurden auf diese Weise, wie wir aus den
alten Originalplanen sehen, an den Grundrissen die sämmtlichen Geschosse oder Höhenab-
theilungen auf- oder ineinander gezeichnet.

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III. ABSCHNITT,

Profiliriingren.

Die Profilirungen oder die Sims- und Gliederwerke haben den Zweck, gleichförmige Massen
zu brechen und schwächere Stellen zu schützen; sie dienen daher dem Gebäude als Schutz und
Zierde, und bilden das belebende Prinzip in der Anordnung des Ganzen. Die Simswerke weisen
dem betrachtenden Auge seinen Standpunkt an, heben die Schönheit der Formen und können
durch wenige richtig angewandte Linien einen unglaublichen Reichthum bezwecken. Jeder Bau-
meister wird daher diesem wichtigen Theile seine vollste Aufmerksamkeit schenken, und die
Gewinnung zweckmässiger Gesimse sich sehr angelegen sein lassen.
 
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