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Hugo Helbing <München> [Hrsg.]
Ölgemälde, Aquarelle und Handzeichnungen moderner Meister aus nord- und süddeutschem Besitz: dabei aus dem Nachlasse des fürstlich Thurn u. Taxis'schen Oberbaurates Max Schultze, Regensburg-Partenkirchen ; Auktion in der Galerie Hugo Helbing, München, 30. November 1926 — München, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.20526#0007
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nselm Feuerbach, Hans von Marpes und Fritz von Uhde haben eines mit-
einander gemein, das angeborene Können. Sie waren Künstler von Geburt.
Die ersten beiden neigten sich der Antike zu und damit auch dem Lande
derselben, Italien; während nun Feuerbach den historischen und ins-
besondere jenen Ereignissen, in welchen die Heroik der Frau den Mittel-
punkt bildete, den Vorzug gab, bewegte sich Hans von Marpes mehr auf antikisiertem
Boden, ihm war darum zu tun, den Menschen der Gegenwart unter spezieller Verwendung
der anatomischen Antike, in antiken und mythologischen Motiven darzustellen. Beide
waren nie rastende Künstler, ein inneres Feuer trieb sie zu immer rastloser Tätigkeit,
zu einem Erstreben des Höchsten in der Kunst, das Bild der Wirklichkeit immer näher
zu bringen und so klommen sie auf den Gipfel des gesteckten Zieles, ohne jedoch innere
Befriedigung zu finden. Kräfte rumorten in ihrem Inneren, denen die Hülle nicht ge-
wachsen war, unbefriedigt von ihrem Schaffen sind sie dahingegangen, ohne zu wissen,
welch höchste Güter sie der Nachwelt hinterliessen. Der Umstand, dass Feuerbach in
seinen Motiven der Frau den Vorzug einräumte, übte auch einen Einfluss auf seine
Malweise aus. Weichheit der Formen, pulsierende Farbe des Fleisches, bilden den Grundton
seiner Bilder.

Hans von Marpes Arbeiten sind auf breiten Pinseln eingestellt, in ihnen zeigen
sich die Anzeichen der Wandlung in der Kunst; in Marees Arbeiten stand die Wiege
einer neuen Zeit und Eichtling. Dass wir heute wissen, wer Maree war, ist vor allem
seinen beiden Freunden, Professor Hildebrand und Sattler zu verdanken. Diese
erkannten die Bedeutung Marees für die Zukunft und ihnen ist es auch zu verdanken»
dass die Hauptwerke des Künstlers beisammen blieben und nur so konnten die bedeutendsten
Werke als Gemeingut den öffentlichen Sammlungen zugeführt werden.

Feuerbach's „Bildnis eines hübschen jungen Mädchens" war bisher der Allgemeinheit
nicht bekannt, es befand sich im Besitze der Familie der Dargestellten. Die Entstehungs-
zeit dieses Bild fällt in den Düsseldorfer-Aufenthalt Feuerbachs, um 1848; als nicht
ganz Zwanzigjähriger hat Feuerbach dieses formvollendete Bild geschaffen und diese
Hände modelliert, weiteres zu sagen erübrigt sich. Das Bild zeigt wohl die jener Zeit
eigenen Krakelüren, die aber keinerlei Beeinträchtigung der Qualität bedeuten.

Hans von Marpes „Landschaft mit Pferd, Mann und nacktem Knaben" ist zweifellos
als eine jener Fassungen anzusprechen, die den Grundgedanken zu der heute in der
Nationalgalerie Berlin befindlichen „Waldszenc" bildeten. Leider konnte es damals dem
Wunsche und den Bemühungen des Herrn Geheimrat Dr. Dörnhüifer nicht gelingen, die
„Waldszene" den staatlichen bayerischen Sammlungen einzuverleiben. Visionär erscheint
die vorliegende Schöpfung, bei längerer Betrachtung sich immer mehr zur Handlung
formend und den Gedankengang des Künstlers wiedergebend.

Fritz von Uhde war es nicht gegönnt, im sonnigen Süden, im Reiche der antiken
Kunst zu scharfen, nach langem Ringen ward es ihm erst ermöglicht, aufs neue seinen
inneren Drang, Künstler zu werden, zu verwirklichen. Er entsagte der militärischen
 
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