Fig. 33 Klosterkirche Nonnberg in Salzburg, Nonnenchor
Die romanischen Wandmalereien im Kloster Nonnberg
in Salzburg und ihre Beziehungen zur Salzburger Buchmalerei
und zur byzantinischen Kunst
Von Paul Buberl
Die monumentale Malerei des Mittelalters ist bis jetzt von der Kunstforschung- recht
stiefmütterlich behandelt worden im Vergleiche zu den eingehenden Studien, die man der
Miniaturmalerei gewidmet hat. Freilich, die Erkenntnis, daß die mittelalterlichen Kirchen
fast durchgängig mit Wandmalereien geschmückt waren, ist ja noch gar nicht so alt, und
obwohl fortwährend neue Freskenaufdeckungen diese Tatsache bestätigen, ist man sich
über ihre Bedeutung doch noch nicht recht klar geworden.
Immer noch steht die Miniaturmalerei im Vordergründe des Interesses, man entdeckt
immer neue Schulen und ist mit mehr oder weniger Glück bemüht, sie zu lokalisieren.
Gewiß, diese scharfsinnigen Untersuchungen haben unsere Kenntnis der mittelalterlichen
Kunst um ein großes Stück gefördert, aber sie haben alle einen schweren Fehler: sie ab-
strahieren ganz von der gleichzeitigen monumentalen Malerei. Sie verfechten alle — aus-
gesprochen oder unausgesprochen — das Prinzip, daß die Buchmalerei die alleinige Trägerin
der Entwicklung der mittelalterlichen Malerei war. Sie vergessen vollständig, daß jede
Kirche, vom gewaltigen Dome bis herab zur kleinen Burgkapelle und bescheidenen Dorf-
kirche, mit Wandmalereien ausgestattet war, daß bei dem raschen Wechsel des Geschmackes
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der k. k. Zentral-Kommission 1909 a
Die romanischen Wandmalereien im Kloster Nonnberg
in Salzburg und ihre Beziehungen zur Salzburger Buchmalerei
und zur byzantinischen Kunst
Von Paul Buberl
Die monumentale Malerei des Mittelalters ist bis jetzt von der Kunstforschung- recht
stiefmütterlich behandelt worden im Vergleiche zu den eingehenden Studien, die man der
Miniaturmalerei gewidmet hat. Freilich, die Erkenntnis, daß die mittelalterlichen Kirchen
fast durchgängig mit Wandmalereien geschmückt waren, ist ja noch gar nicht so alt, und
obwohl fortwährend neue Freskenaufdeckungen diese Tatsache bestätigen, ist man sich
über ihre Bedeutung doch noch nicht recht klar geworden.
Immer noch steht die Miniaturmalerei im Vordergründe des Interesses, man entdeckt
immer neue Schulen und ist mit mehr oder weniger Glück bemüht, sie zu lokalisieren.
Gewiß, diese scharfsinnigen Untersuchungen haben unsere Kenntnis der mittelalterlichen
Kunst um ein großes Stück gefördert, aber sie haben alle einen schweren Fehler: sie ab-
strahieren ganz von der gleichzeitigen monumentalen Malerei. Sie verfechten alle — aus-
gesprochen oder unausgesprochen — das Prinzip, daß die Buchmalerei die alleinige Trägerin
der Entwicklung der mittelalterlichen Malerei war. Sie vergessen vollständig, daß jede
Kirche, vom gewaltigen Dome bis herab zur kleinen Burgkapelle und bescheidenen Dorf-
kirche, mit Wandmalereien ausgestattet war, daß bei dem raschen Wechsel des Geschmackes
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der k. k. Zentral-Kommission 1909 a