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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 4.1906

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Poppenberg, Felix: Die Berliner Fächerausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.4390#0178
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DIE
BERLINER FÄCHERAUSSTELLUNG

VON

FELIX POPPENBERG

Erlesene kulturelle Reize bietet die Fächeraus-
stellung in den Salons von Friedmann & Weber.

In einer Inscenierung voll Geschmack, in einer
Umgebung, die ohne Stilpedanterie den verschie-
denen Gruppen eine gewisse Zeitatmosphäre giebt,
ruhen in Vitrinen Fächer vergangener Jahrhunderte,
heroische und pastorale Liebestrophäen, von denen
ein Echo du temps passe uns anweht, ein Erinne-
rungshauch verblasster Zärtlichkeiten, und Fächer
unsrer Tage, unberührt noch und ingenuehaft, von
Künstlerhand aus neuem Geist gebildet. Die retro-
spektive Abteilung, die nur kurz gestreift werden
kann, gewährt mit ihrer Kollektion aus Privat-
besitz ein konzentriertes und vielseitiges Bild von
der schillernden Fächerverwandlung der Epochen.
Wechselnde Physiognomien ziehen, associationen-
weckend — vor allem denkt man an die poe'sie

fugitive des Porzellans — vorüber. Alle Dekore des
achtzehnten Jahrhunderts erscheinen im Spiegelbild
des gemalten oder gestochenen Fächerblattes: olym-
pische, schäferliche, biblische Staffage; Allegorien
und Triumphe; Haupt- und Staatsaktion der
Toilette; Festintermezzi und musikalische Gruppen;
gegen Ausgang des Jahrhunderts dann Wedgewood-
Elegie und Epigrammatik, Chinoiserien und andere
Exotik; Motive empfindsamer Reisen, italienische
Veduten, Wertherscenen; auch ein Beispiel jener
französischen Aktualitäts- und Extrablattfächer, die
in der Revolutionszeit und im Direktoire alle Sen-
sationen der Zeit geschäftig auf ihren leichten
Flügel nahmen; dies Beispiel ist ein Assignaten-
fächer aus bunt durcheinandergeschobenen Schatz-
anweisungen „auf die Nationalgüter".

Fesselnde Studien angewandter Kunst lassen

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