ERICH HECKEL, IN DER TRAM. LITHOGRAPHIE
DIE NEUE GRAPHIK*
VON
CURT GLASER
Eine Auseinandersetzung über die Kunst unserer
Zeit, die den allgemein gebräuchlich gewordenen
Stilbegriff des Expressionismus ablehnen zu sollen
meint, findet sich in der unbequemen Lage, von
einer Erscheinungsform reden zu müssen, für die
ihr eine Bezeichnung fehlt. Aber eine ernsthafte
Analyse der modernen Kunst muss sich unfehlbar
von vornherein in so viele Widersprüche mit dem
* Anlässlich der Ausstellung von Neuerwerbungen im
Berliner Kupferstich-Kabinett, der auch die Mehrzahl der Ab-
bildungen zu diesem Aufsatz entnommen ist.
allzu schnell angenommenen Namen verstricken,
dass das eingeborene Gefühl für sprachliche Rein-
lichkeit dazu zwingt, auf ein Verständigungsmittel
zu verzichten, das nur zu Missverständnissen Anlass
geben kann, da seine Wortbedeutung eine Charakte-
ristik enthält, die keineswegs für alle Erscheinungen
der neuen Kunst Gültigkeit beanspruchen darf.
Will man zu den Werken der jüngeren Kunst ein
Verhältnis gewinnen, so muss man gerade davor
auf der Hut sein, durch ein leichtfertig geprägtes
Wort sich den Weg des Verständnisses zu verbauen,
55
DIE NEUE GRAPHIK*
VON
CURT GLASER
Eine Auseinandersetzung über die Kunst unserer
Zeit, die den allgemein gebräuchlich gewordenen
Stilbegriff des Expressionismus ablehnen zu sollen
meint, findet sich in der unbequemen Lage, von
einer Erscheinungsform reden zu müssen, für die
ihr eine Bezeichnung fehlt. Aber eine ernsthafte
Analyse der modernen Kunst muss sich unfehlbar
von vornherein in so viele Widersprüche mit dem
* Anlässlich der Ausstellung von Neuerwerbungen im
Berliner Kupferstich-Kabinett, der auch die Mehrzahl der Ab-
bildungen zu diesem Aufsatz entnommen ist.
allzu schnell angenommenen Namen verstricken,
dass das eingeborene Gefühl für sprachliche Rein-
lichkeit dazu zwingt, auf ein Verständigungsmittel
zu verzichten, das nur zu Missverständnissen Anlass
geben kann, da seine Wortbedeutung eine Charakte-
ristik enthält, die keineswegs für alle Erscheinungen
der neuen Kunst Gültigkeit beanspruchen darf.
Will man zu den Werken der jüngeren Kunst ein
Verhältnis gewinnen, so muss man gerade davor
auf der Hut sein, durch ein leichtfertig geprägtes
Wort sich den Weg des Verständnisses zu verbauen,
55