DOI Heft:
Heft 2
DOI Artikel:Grautoff, Otto: Das moderne Kunstgewerbe in Frankreich
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.4747#0086
ANDRE MARE UND EUGENE SUE, WOHNZIMMERMÖBEL IN MAHAGONI
DAS MODERNE KUNSTGEWERBE IN FRANKREICH
VON
OTTO GRAUTOFF
Es ist unerläßlich, einiges vorauszuschicken,
bevor von den künstlerischen Leistungen der
französischen Innenarchitekten gesprochen wird.
Würde ich sogleich von den Erfolgen der
Kunstgewerbler zu berichten beginnen, so könnte
ich erleben, daß die Deutschen, die 1920 in Paris
gewesen sind, versuchen würden, mich zu wider-
legen, weil sie den „Salon des arts appliques" im
Tuileriengarten besichtigt haben. Ich begegnete
dort Deutschen, die sich hohnlächelnd ein Urteil
über die moderne, französische Wohnungskunst
bildeten. Ihr Urteil war zutreffend; aber ihr Hohn
war nicht ganz am Platze. Man muß nämlich
folgendes wissen: diese Ausstellung von kolossa-
lem Umfang war eine Demonstration der Pariser
Möbelfabrikanten gegen die Künstler, die es wagen,
ohne dem allein selig machenden Syndikat anzu-
gehören, Möbel anzufertigen und zu verkaufen.
In diesem Salon wurden alle Register gezogen:
Präsidentenempfang, Nachmittagskonzerte, tägliche
Pressenotizen.
Das Zentrum der gesamten Möbelindustrie
Frankreichs ist das FaubourgSaint-Antoine. Straßen-
lang ziehen sich dort die Fabriken und Verkaufs-
69
DAS MODERNE KUNSTGEWERBE IN FRANKREICH
VON
OTTO GRAUTOFF
Es ist unerläßlich, einiges vorauszuschicken,
bevor von den künstlerischen Leistungen der
französischen Innenarchitekten gesprochen wird.
Würde ich sogleich von den Erfolgen der
Kunstgewerbler zu berichten beginnen, so könnte
ich erleben, daß die Deutschen, die 1920 in Paris
gewesen sind, versuchen würden, mich zu wider-
legen, weil sie den „Salon des arts appliques" im
Tuileriengarten besichtigt haben. Ich begegnete
dort Deutschen, die sich hohnlächelnd ein Urteil
über die moderne, französische Wohnungskunst
bildeten. Ihr Urteil war zutreffend; aber ihr Hohn
war nicht ganz am Platze. Man muß nämlich
folgendes wissen: diese Ausstellung von kolossa-
lem Umfang war eine Demonstration der Pariser
Möbelfabrikanten gegen die Künstler, die es wagen,
ohne dem allein selig machenden Syndikat anzu-
gehören, Möbel anzufertigen und zu verkaufen.
In diesem Salon wurden alle Register gezogen:
Präsidentenempfang, Nachmittagskonzerte, tägliche
Pressenotizen.
Das Zentrum der gesamten Möbelindustrie
Frankreichs ist das FaubourgSaint-Antoine. Straßen-
lang ziehen sich dort die Fabriken und Verkaufs-
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