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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 8
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Preetorius, Emil: Thomas Theodor Heine: eine Festrede zum 60. Geburtstag des Künstlers
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0315
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TH. TH. HEINE, SELBSTBILDNISKARIKATUR

THOMAS THEODOR HEINE

EINE FESTREDE ZUM 60. GEBURTSTAG DES KÜNSTLERS

VON

EMIL PREETORIUS

T Tber einen bedeutenden Künstler, festredend
zwischen zwei Gängen, etwas Wesentliches
zu sagen — das müssen Sie mir zugeben —, ist
einigermaßen schwierig. Aber es scheint nahezu
unmöglich bei dem Manne, zu dessen Ehr wir
tafelnd beisammen sind, bei dem weiten und höchst
sonderlichen Thema, das Heine heißt. Denn die-
ser Heine mit dem einzigen, freilich glanzvollen
Ehrentitel Thomas Theodor ist ja nicht nur Maler,
Zeichner, Buchillustrator, er ist auch Ornamentiker,
Kunstgewerbler, Plastiker und obendrein ist er noch
ein Kopf: nämlich einer der witzigsten Geister,
deren wir Deutsche uns rühmen können! Alles

was er geschaffen hat mit charaktervoller, sicherer
Hand, auf welchem Felde bildnerischer Art auch
immer, das hat die Hintergründlichkeit, die Schlag-
kraft, den überraschenden Griff seines Witzes. Und
dieser Witz ist kein bloßer Schnörkel, keine Pointe,
kein Kaffeehauseinfall: er ist die zentrale Form sei-
ner Weltbetrachtung, ja seines Weltgefühls! Nach
außen getreten, in sichtbare Form gezwungen, er-
scheint er seiner Natur, seinem Wesen gemäß als
wahrhaft souveräne Freiheit, als erlösende Respekt-
losigkeit, als jene entlarvende und unverbesserliche
Naivität, die der Mutterboden ist des Schöpferischen.
— Gewiß: Heine ist nicht darum ein großer Künst-

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