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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 7
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Pauli, Gustav: Dürer
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0281
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ALBRECHT DÜRER, NÜRNBERG. WASSERFARBEN

EREMEN, KUNSTHALLE

D U R E R

VON

GUSTAV PAULI

r\ie Wiederkehr des 6. April, an dem vor vier-
^ hundert Jahren Albrecht Dürer in Nürnberg
die Augen für immer schloß, hat überall in Deutsch-
land den Anlaß zu Gedenkfeiern gegeben, denn
wir haben in unserer Kunst keinen glänzenderen
Namen als den seinen. Der Ruhm will verewigen
und die Züge dessen, den er umleuchtet, wie in
Erz gegossen der Nachwelt überliefern.

Daß er solches vermöge, wird auch gemeinhin
geglaubt. Wer indessen schärfer zusieht, muß be-
merken, daß zwar der Ruhm schwerlich ganz er-
lischt, daß aber der Berühmte jedem neuen Ge-
schlecht in anderem Lichte erscheint. Schon die
Zeitgenossen haben ihn in Gunst und Abgunst
verschieden gesehen und verschieden beurteilt. Und
während sein wirkliches Wesen, je weiter es in
die Vergangenheit zurücktritt, ins Ungewisse ver-
dämmert, zeigt sich die Phantasie der Nachgebo-
renen geschäftig, um in ihrem Sinne ein Idealbild
des Berühmten nach dem anderen zu malen. In

jedem dieser Bildnisse malt der Zeitgeist sich selber
mit. Wer wollte da entscheiden, welches am ähn-
lichsten geraten sei? Nur der Kinderglaube kann
in die Geschichte wie in einen Spiegel der Wirk-
lichkeit blicken. Gerade unter großen Historikern
wird sie vielmehr zum Kunstwerk, zur Dichtung
— allen genauesten Belegen der Forschung zum
Trotz. Und da es nun einmal so ist, so sein muß,
wollen wir es zufrieden sein und freimütig be-
kennen: Was wir von Dürer wissen und erfor-
schen, genügt nimmermehr, um sein Wesen ein-
deutig und wahrheitsgetreu zu schildern, sondern
nur zum Zeugnis dessen, was wir von ihm halten.

Seinen Zeitgenossen und nächsten Nachfahren
in Deutschland und in Europa galt Dürer schlecht-
hin als großer Maler, während freilich sein Ruhm
vielmehr auf seine Stiche, Holzschnitte und Bücher,
die weit herumkamen, gegründet wurde als auf
seine Gemälde, die nur verhältnismäßig wenigen
bekannt wurden. Wir haben Anlaß, zu glauben,

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