Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

DOI Heft:
Heft 10
DOI Artikel:
Uhde-Bernays, Hermann: Ein wiedergefundenes Gemälde Max Liebermanns
DOI Artikel:
Glaser, Curt: Die Dürer-Ausstellung in Nürnberg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0428
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
MAX LIEBERMANN, STILLE ARBEIT

EIN WIEDERGEFUNDENES
GEMÄLDE MAX LIEßERMANNS

VON

HERMANN UHDE-BERNAYS

In seinem ausgezeichneten Buche über Max Liebermann
spricht Erich Hancke bei der Betrachtung jener Gemälde
des Meisters, die kurz nach dem ersten längeren Zusammen-
sein mit Israels im Sommer 1884 in Berlin entstanden,
von der „Energie der malerischen Wiedergabe", welche das
„Tischgebet in Delden" über verwandte holländische und
deutsche Leistungen hinaushebt. In diesen und den folgenden
Jahren, zwischen den „Netzeflickerinnen" und der „Frau mit
den Ziegen", malte Liebermann verschiedene Interieurs, auf
die ebenfalls das angeführte Wort Hanckes zutrifft. Sie
fanden schon vor vierzig Jahren auch bei einstigen Gegnern
der Kunst Liebermanns Beifall, und kurz nach der Verleihung
einer Medaille an Liebermann für die „Flachsscheuer" auf
der internationalen Ausstellung in München 1888 erhielt
er auch auf der Berliner Ausstellung die gleiche Aus-
zeichnung für sein Werk „Stille Arbeit". Es war die erste
öffentliche Anerkennung, die Liebermann in Berlin zuteil
wurde.

Seither war dieses Gemälde verschollen. Erst kürzlich
wurde es im Ausland aufgefunden und gelangte in deutschen
Besitz. Mit einer außerordentlich feinen und klaren Ver-
einigung von Ton- und Lichtmalerei ist die Ecke einer
holländischen Stube dargestellt, in welcher ein hollän-
disches Mädchen mit weißer Haube strickend neben dem
Fenster sitzt.

Das Gemälde ist nach einer Studie gemalt, die Liebermann
auf seiner Hochzeitsreise im Jahre 1884 in Laren ausgeführt hat.

DIE DÜRER-AUSSTELLUNG IN NÜRNBERG

VON

CURT GLAS ER

TAie vierhundertste Wiederkehr des Todestages Albrecht
Dürers gab dem Germanischen Museum in Nürnberg
erwünschte Gelegenheit zu einer großen Ausstellung fränki-
scher Malerei, die zur Klärung mancher Fragen der Zu-
schreibung ebenso beitragen wird wie zu einer Erweiterung
der allgemeinen Anschauung der Kunst von Dürers Vorläufern,
insbesondere seines Meisters Michel Wolgemut. Denn Direk-
tor Zimmermann, dessen Tatkraft und Unternehmungsgeist
diese schöne Ausstellung zu danken ist, hat sich nicht be-
gnügt, in einer festlichen Repräsentation eine möglichst große
Zahl von Werken Albrecht Dürers selbst zu vereinigen, son-
dern er hat sich im besonderen bemüht, die viel umstrittenen

Fragen der Jugendwerke des Meisters und der Herkunft seines
Stiles durch eine ausgiebige Darstellung der Nürnbergischen
Malerei der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts zu
beleuchten, indem er in dieser Umgebung jene Werke zeigte,
die man dem jungen Dürer zuschreiben wollte, und die sich
nun als fremd seinem Stile erweisen, der eindeutig und un-
mittelbar aus der lokalen Tradition seiner Vaterstadt em-
porwächst.

Die erste große Überraschung der Ausstellung ist die
neue Anschauung, die von der Kunst des Michel Wolgemut
gewonnen wird. Daß die alte Meinung, dieser zu seiner Zeit
weitberühmte Maler sei ein trockener und philiströser Hand-

402
 
Annotationen