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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 31.1932

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Heft 10
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Eckstein, Hans: Menzel in München
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E. O.: Das Ende des Bauhauses
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Scheffler, Karl: Partei-Zensur
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https://doi.org/10.11588/diglit.7616#0400
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von denen hervorragende Stücke zu sehen sind, wie die zu einem Holzschnitt im Kugler
verwendete silbergraue herbstliche Kanallandschaft, die Kreideskizze zu dem Bilde
„Ansprache Friedrichs des Großen an seine Generale vor der Schlacht bei Leuthen",
die Sepiazeichnung „Auf der Terrasse in Puhlmanns Garten" aus den vierziger Jahren
und die Zeichnung eines Innsbrucker oder Salzburger Barockaltars, um nur einige zu
nennen. Es sind Meisterstücke an zeichnerischer Prägnanz bei einer unerhörten Mannig-
faltigkeit der Töne. Daneben eine Fülle kleiner Bleistiftzeichnungen, von denen die
wundervolle Selbstbildnisskizze hier wiedergegeben ist. Ein großartiges Dokument der
zur Genialität gesteigerten wissenschaftlichen Pedanterie des fanatischen Realisten ist
eine große Gouache mit eisernen Rüstungen oder die Skizze von Moltkes Gummimantel
— zwei „Materialstudien" von höchstem künstlerischen Formgehalt.

Das Ende des Bauhauses

Die Schließung des Bauhauses, herbeigeführt durch die nationalsozialistische Mehrheit des
Dessauer Stadtparlaments, erweist sich als ein ausgesprochen politischer Akt, in dem
die beginnende Herrschaft der geistigen Reaktion sich ankündigt. Das Bauhaus ist 1919
von Walter Gropius gegründet worden durch Umwandlung der ehemaligen großherzog-
lichen Kunstgewerbeschule in Weimar, die bereits vor dem Kriege unter der Leitung
von van de Velde in entschiedener Weise den modernen Gestaltungsproblemen zuge-
wandt war. In Fortführung dieser verpilichtenden Tradition hat Gropius das Institut zu
einer aktiven Pflegestätte des modernen Baugeistes entwickelt, die allein durch ihr Be-
stehen revolutionierend gewirkt und durch ihre Leistungen, ungeachtet all ihrer Pro-
blematik, wesentlich zur Klärung und Förderung der modernen Gestaltungsprinzipien
beigetragen hat. Da das neue Bauen seinen Ursprung in den sozialen Ordnungsideen
und ethischen Wertsetzungen hat, deren Für und Wider heute die Welt bewegt, so
konnte es nicht ausbleiben, daß das Bauhaus in seinem leidenschaftlichen Kampf um
diese Ideen in politische Konflikte hineingedrängt wurde. Dafür hat es jetzt die Rache
der Reaktion ereilt. Um so odiöser wirkt der Beschluß zur Aufhebung des Instituts, je
weniger er sachlich begründet ist. Denn die Schließung wird zu einem Zeitpunkt er-
zwungen, wo das Bauhaus seine Sturm- und Drangperiode längst hinter sich hat. Seit
es unter der klugen und vorsichtigen Leitung von Mies van der Rohe steht, dient es
seinen erzieherischen Aufgaben in so beruhigter Form, daß hier geradezu das Vorbild
für eine neue Akademie gewonnen werden könnte. Übrigens war auch den gewundenen
Berichten, mit denen die Blätter der Rechten den Fall begleitet haben, die Verlegenheit
anzumerken, die ihnen die unrühmliche Tat bereitet hat. Für das Schicksal der modernen
Baukunst bleibt sie ohne nachteilige Rückwirkung. Im Gegenteil, sie wird, in die Opposition
gedrängt, aufs neue erstarken. Und auch die Existenz des Bauhauses ist gewiß nicht an
Dessau gebunden. Es ist durchaus denkbar, daß es an anderem Ort und in einer Form
neu ersteht, die es für immer jedem politischen Einfluß entzieht. E. 0.

Partei-Zensur

Die Preußische Bau- und Finanzdirektion hat — in ihrer Eigenschaft als Bauaufsichts-
behörde des Schlosses Bellevue — die Leitung der II. Großen Berliner Kunst-Ausstellung
gezwungen, eine Anzahl von Bildern, die der Bund revolutionärer bildender Künstler
ausstellen wollte, vor der Eröffnung zu entfernen. Dieser Gewaltakt eigentlich nicht dazu

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