Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 3 (Mai/Juni 1917)
DOI Artikel:
Behrens, Gustav: Zwei Laren-Statuetten aus Bronze
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0086
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
68

Zwei Laren-Statuetten aus Bronze.

Das Röm.-Germ. Zentralmuseum in Mainz gelangte vor einiger Zeit in
den Besitz zweier Bronze-Statuetten, die in mannigfacher Hinsicht Beachtung
verdienen und darum hier kurz bekannt gegeben werden sollen. Es sind
zwei als Gegenstücke gedachte Laren-Statuetten auf viereckigen Postamenten,
die die bei beiden gleichlautende Inschrift tragen. Die Figuren sind sehr
gleichartig gebildet, nur die Bewegung des Körpers und die Verteilung der
Attribute ist gegenständig. So lassen sich die fehlenden Teile, eigentlich
nur die rechte Hand eines jeden, mit Sicherheit ergänzen. Die Höhe beträgt
23 cm, wovon 5 cm auf den Sockel kommen. Die Haltung ist die typische:
ein Vorwärtsschreiten in tänzelndem Schritt, wie es weitaus die Mehrzahl
der so zahlreich erhaltenen Figürchen zeigt (vgl. Jordan, de Larum imagini-
bus: Annali 1862 S. 300 ff.), nur daß bei künstlerisch so hochstehenden
Stücken wie den unsrigen die Bewegung ungemein graziös ist. Eine Hand
hält hocherhoben ein Rhyton mit Pferdekopf, die andere — jedesmal die
nach innen strebende — den Opferteller (mit Omphalos und rosettenartiger
Innengravierung). Gewand („tunica succincta“) und Sandalen mit hohen
Stulpen bieten nichts Besonderes, nur die äußerst feine Modellierung dieser
wie der nackten Körperpartien, die noch durch die prächtige, glänzendgrüne
Patina gehoben wird, verdient Beachtung. Die Basis ruht auf vier flachen,
quadratischen Füßchen und ist reich profiliert, vor allem durch einen Eier-
stab und ein feines perlstabähnliches Band darüber. Da die Basis bei der
Mehrzahl der übrigen Larenfiguren nicht mit erhalten ist, trifft es sich gut,
daß unter den wenigen mit Basis eine vollkommene Parallele sich findet:
es ist dies eine in Reims gefundene, in etwas größeren Maßen gehaltene
Statuette, abgebildet bei S. Reinach, Antiquites nationales II: Bromes fignres
S. 135 Nr. 143. Ihr fehlen beide Hände, das Gewand ist etwas verschieden
und weniger bewegt, der Sockel unten unvollständig, aber soweit erhalten,
mit den unsrigen identisch. Die Inschrift scheint ihm gefehlt zu haben.
Unsere Stücke bieten in verschieden guter Erhaltung jedes die zweizeilige
Inschrift:

BELLO ■ L ■ MAG
II • FÄMIL D D

Den einzigen — sicher unbeabsichtigten — Unterschied zeigen die beiden A,
sie haben z. T. statt des Querstrichs einen Punkt. Überhaupt macht die Schrift
einen wenig monumentalen Eindruck, die Überhöhung der 2. und 4. Haste
des M stammt aus der Cursiv-Schrift, ebenso manche kleinere Eigenheiten
anderer Buchstaben, G D und sonst. Dies erklärt sich daher, daß die beiden
Statuetten in einer Fabrik (wohl in Italien) auf Vorrat hergestellt worden
sind und nachträglich auf Wunsch des Käufers (in Italien oder in einer Pro-
vinz) die Inschrift erhalten haben.

Die Lesung der Inschrift bietet manche Schwierigkeit, vor allem ist die
Frage, ob Bello als Nominativ oder Dativ zu fassen ist. Beide Möglichkeiten
liegen vor: A. Holder, Alt-Celtischer Sprachschatz S. 391 und 395 belegt
beide Nominative: Bellus wie Bello. (Bello als Abkürzung von Bellonae zu
fassen, ist schwer glaublich, da eine familia nichts mit ihr zu tun hat
und die Laren ebenfalls in keiner Beziehung zu der Kriegsgöttin stehen). Die
ungezwungenste Lesung dürfte sein: Bello Luci Magii familiae

dono dedit (oder dedit dedicavit), wobei der Dedicierende wie oft voran-
steht. Zu überlegen wäre immerhin noch, ob in L. nicht libertus steckt,
daß also die familia sc. servorum des Magius von (ihrem früheren Mitsclaven?)
dem Freigelassenen Bello diese Dedication erhielte. (Man erinnert sich hier-
 
Annotationen